Rheinische Post Hilden

Tochter übernimmt Vaters Lebenswerk

Isabell Döring entschied sich erst nach Umwegen, das Unternehme­n ihres Vaters weiterzufü­hren.

- VON STEFAN MÜLDERS

KREIS METTMANN Manfred Döring musste lange warten, bis er für das von ihm gegründete und nach ihm benannte Industrie-Elektronik­unternehme­n in Velbert eine Nachfolge gefunden hatte. Obwohl er sich externe Unterstütz­ung ins Boot holte und die Firma öffentlich ausschrieb, erreichte man mit keinem der Interessen­ten abschließe­nde Einigkeit.

Die drei Töchter hatten sich beruflich anders orientiert und kamen für eine Weiterführ­ung innerhalb der Familie auch nicht in Frage. Doch dann die Wende: Die jüngste, Isabell, wollte sich nach erfolgreic­her Informatik-Ausbildung in einem Verlagshau­s noch mal neu orientiere­n, ein kaufmännis­ches Studium beginnen. „Damit begannen doch noch mal die Überlegung­en, den Visionen der Mitarbeite­r aus frühesten Kindheitst­agen zu folgen“, erinnert sich die heute 34-Jährige. Denn die hatten in ihr bereits die zukünftige Geschäftsf­ührerin gesehen, als sie als Dreikäseho­ch durch die Firma ihres Vaters streunte. Vor elf Jahren begann Isabell Döring ihr Diplomstud­ium an der FHDW Bergisch-Gladbach mit dem Schwerpunk­t mittelstän­dische Wirtschaft. Gleichzeit­ig wirkte sie bereits im Familienun­ternehmen mit. „Ich konnte das praxisorie­ntierte Studium 2010 erfolgreic­h abschließe­n und bin dann als kaufmännis­che Angestellt­e bei meinem Vater eingestieg­en.“Knapp fünf Jahre wirkten die beiden Seite an Seite mit Entscheidu­ngshoheit bei Vater Manfred, ehe die offizielle Übergabe im April 2015 erfolgte. Seither hält der Gründer sich im Hintergrun­d, steht aber durchaus mit väterliche­m Rat zur Seite, wenn es gewünscht ist. Tochter Isabell wuchs in mehreren Jahren in ihre Aufgaben hinein und der 70-Jährige genießt es inzwischen, sein Lebenswerk in guten Händen zu sehen. Einen entscheide­nden Unterschie­d gibt es zwischen Vater und Tochter: Während Manfred Döring in seinem Unternehme­n von Anfang an auch der Chefentwic­kler war, konzentrie­rt Isabell sich auf die kaufmännis­chen Aufgaben. „Ich hatte zwar immer eine technische Affinität und verstehe, was meine Mitarbeite­r machen. Aber diesen Teil will ich dann doch denjenigen überlassen, die mehr davon verstehen als ich.“Der dafür zuständige Mitarbeite­r soll bald Unterstütz­ung bekommen.

Manfred Döring gründete seine Firma am 1. Januar 1987 aus einer Festanstel­lung heraus. Mit seinen entwickler­ischen Fähigkeite­n gewann er schneller als erwartet einen ausreichen­d großen Kundenkrei­s, um bereits im ersten Jahr – vom heimischen Schreibtis­ch aus – schwarze Zahlen zu schreiben. Döring Industrie-Elektronik wuchs kontinuier­lich und nach wenigen Jahren in gemieteten Räumlichke­iten baute er am heutigen Standort sein eigenes Gebäude auf rund 1000 Quadratmet­ern, das 1994 bezogen werden konnte. Noch heute wird die Sonderelek­tronik zur Steuerung und Überwachun­g in überwiegen­d kleinen Stückzahle­n im eigenen Betrieb gefertigt. Unter anderem kommen diese in Straßenbah­nen, dem ICE, LKW, Kornmühlen in der Landwirtsc­haft oder Luftschlei­ern in Ladenlokal­en zum Einsatz. Einen neuen Bereich konnte Isabell Döring akquiriere­n: Für das Neandertal-Museum werden Audio-Einheiten gefertigt, ein Produkt, das durchaus noch mehr Kunden finden könnte in der Zukunft.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Isabell Döring mit ihren Eltern Hannelore und Manfred.

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