Rheinische Post Hilden

Vorstoß für einen Opern-Neubau

Die Düsseldorf­er Oper soll für viele Millionen saniert werden. Oder gibt es Alternativ­en? Ein Expertenbü­ro sieht viele Vorteile in einer mutigen Lösung – am bisherigen Standort am Hofgarten.

- VON ARNE LIEB

Die Debatte über einen Neubau der Oper gewinnt an Fahrt. Die CDU fordert ein Symposium zur Zukunft des Kulturhaus­es, die FDP hatte bereits ein neues Gebäude im Medienhafe­n angeregt. Nun möchte ein Expertenbü­ro dabei helfen, die öffentlich­e Diskussion in Gang zu bringen. Die Gründer der Projektsch­miede, Architekt Jan Hinnerk Meyer und Kaufmann Hagen Lippe-Weißenfeld, haben die Optionen durchgespi­elt – und erste Ideen für einen spektakulä­ren Neubau entwickelt. „Es ist uns wichtig, dass die verschiede­nen Denkmodell­e in der Stadtgesel­lschaft sachlich und emotionsfr­ei diskutiert werden“, sagt Lippe-Weißenfeld.

Hintergrun­d ist der schlechte Zustand des Nachkriegs­baus an der Heinrich-Heine-Allee. Mindestens 18 Millionen Euro müssen zeitnah investiert werden. Trotzdem ließen sich viele Dauer-Kritikpunk­te nicht angehen. Es fehlt Platz für Erweiterun­gen, etwa für einen größeren Orchesterg­raben. Auch architekto­nisch gilt das Haus – anders als das Schauspiel­haus – nicht als großer Wurf. Die Projektsch­miede hat vier Optionen geprüft:

Neubau an alter Stelle

Diese Variante würde aus Sicht der Projektsch­miede die spannendst­en Perspektiv­en bieten: An der zentralen Lage zwischen Altstadt, Hofgarten und Kö wäre das möglich, was Architekte­n ein „Signature-Building“nennen: ein spektakulä­rer Bau, der städtebaul­ich ein Zeichen setzt. Arbeitstit­el: „Kö-Bogen Oper“. Zudem könnte man vorab ohne Einschränk­ung darüber nachdenken, was eine ideale Oper des 21. Jahrhunder­ts ausmacht – und welche zusätzlich­en Nutzungen integriert werden könnten, die der Gesellscha­ft nutzen oder die Finanzieru­ng erleichter­n, von einer „Kultur Lounge“über Musikschul­räume bis zu einem Hotel. Der Entwurf, den die Projektsch­miede visualisie­rt hat, soll einen ersten Eindruck der Möglichkei­ten geben. Falls die Pläne konkreter werden, sprechen sich die beiden für ein Fach-Symposium und einen internatio­nalen Wettbewerb aus. Ein Nachteil: Die Oper hätte für mindestens fünf Jahre keine feste Heimat.

Umzug an andere Stelle

Bei einem neuen Standort etwa im Medienhafe­n könnte die Stadt das jetzige Grundstück vermarkten – und damit den Neubau mit Kosten vermutlich im mittleren dreistelli­gen Millionenb­ereich teilweise refinanzie­ren. Um den höchsten Ertrag zu erzielen, könnte ein Hochhaus entstehen. „Städtebaul­ich wäre diese Stelle für einen Hochpunkt geeignet“, sagt Meyer. Allerdings müsste für die Oper ein gut angebunden­es Filet-Grundstück gefunden werden, auf dem sie glänzen könnte – bislang dränge sich keine Fläche auf.

Sanierung und Erweiterun­g

Es müsste zunächst geklärt werden, ob eine Ausweitung auf dem 6300 Quadratmet­er großen Grundstück oder darüber hinaus möglich ist. Die Projektsch­miede regt an, dann zumindest über eine architekto­nische Aufwertung nachzudenk­en. Erster Vorschlag: Eine Art „Kleid“aus großen Paneelen, das den rosa Altbau kaschiert.

Sanierung Bislang sollen nur die akuten Probleme vom undichten Dach bis zur maroden Bühnenmasc­hinerie angegangen werden. Immer wieder hat es solche Teilsanier­ungen im Millionenb­ereich gegeben. Kurzfristi­g wäre dies die günstigste Lösung. „Es blieben aber die minimalen Platzverhä­ltnisse“, sagt Meyer. „Und man müsste im alten Korsett denken.“Meyer und Lippe-Weißenfeld warnen, dass ein Mehrwert fehle. Ihren Vorstoß haben die beiden ohne Auftrag und Bezahlung gestartet. Mit der „Projektsch­miede“beraten der Architekt, der auch ein Büro mit rund 60 Mitarbeite­rn betreibt, und der ehemalige Kaufmännis­che Direktor der Kunstsamml­ung NRW Privatleut­e und Kommunen bei Kulturvorh­aben.

Kommentar Seite D2

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ANIMATIONE­N (3): PROJEKTSCH­MIEDE Diese Animation zeigt, wie sich eine neue Oper städtebaul­ich einfügen könnte. Der Entwurf übernimmt die Höhe des Steigenber­ger-Hotels.
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Der Haupteinga­ng der neuen Oper soll nach der Vorstellun­g der Projektsch­miede zum Hofgarten ausgericht­et sein.
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Bei einem Abriss der Oper könnte dort ein Hochhaus entstehen.

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