Die Kehr-Seite der Baumscheibenpflege
Rund 8000 Gehölze stehen im öffentlichen Raum der Stadt. Verschmutzung und Wildwuchs sorgen aber für Ärger.
HILDEN Fast sieht es aus, als sollten die Bäume an der Schulstraße und am Axlerhof mitten in der Hildener Fußgängerzone daran gehindert werden, davon zu laufen. Denn einige von ihnen sind aufwändig in schmiedeeiserne Rundgitter eingefasst. Doch natürlich sollen die Stäbe nicht verhindern, dass der Baum ausbüxt, sondern ihn im Gegenteil vor äußeren Einflüssen bewahren – vor allem davor, von einem Lieferwagen umgefahren zu werden.
Doch was damals in den 1980er Jahren bei der Neugestaltung der Fußgängerzone als Schutzmaßnahme für die Bäume gedacht war, hat auch eine Kehrseite. Buchstäblich, denn immer wieder beklagen Anwohner und Passanten, dass sich Müll und besonders Zigarettenkippen innerhalb der Umzäunung sammeln und das Stadtbild verschandeln. Denn dem so gefangenen Unrat ist mit Kehrmaschine oder Handbesen nicht beizukommen. „Das müssen die Kollegen vom Zentralen Bauhof dann raus prokeln, mit Müllzangen oder dem Laubbläser“, erklärt Harald Mittmann.
Der Leiter des Tiefbau- und Grünflächenamtes kennt sich bestens aus mit den rund 8000 Baumscheiben im Stadtgebiet. Und er weiß auch, warum es so viele verschiedene Ausgestaltungen dieser Grünfleckchen gibt. „Das hat einerseits mit der Nutzungssituation in der direkten Umgebung zu tun, vor allem mit den Verkehrsbewegungen. Das ist andererseits aber auch dem gestalterischen Zeitgeist der verschiedenen Epochen geschuldet“, erklärt Mittmann.
Nur einige wenige Bäume sind in Käfige eingesperrt. Die meisten Stämme auf der Mittelstraße sind mit quadratischen Gussabdeckungen eingefasst. Ursprünglich waren es alle. „Die Gitter sollten einerseits verhindern, dass der Boden um die Bäume durch die Passanten abgetragen wird und so Stolperfallen entstehen. Andererseits sollten sie der Fußgängerzone eine attraktive Gestaltung verleihen“, weiß der Amtsleiter.
Der Haken: Im Laufe ihres Lebens wachsen nicht nur die Bäume, sondern auch deren Wurzeln. Und die reichen nicht nur nach unten und zur Seite, sondern drücken mitunter auch die Oberfläche hoch. „Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: den Baum fällen oder die Abdeckung wegnehmen“, sagt Harald Mittmann. In der Regel passiert dann letzteres. Bedauerlich, denn die Gussgitter haben laut Mittmann einmal mehrere tausend Euro pro Baum gekostet. Inzwischen würden keine Gitter mehr verbaut. Den Untergrund an den Bäumen ohne Abdeckung füllt der Bauhof einmal im Jahr mit einer wassergebundenen Decke aus speziellem Sand auf, um eine Erosion zu verhindern.
Eine weitere Gestaltungsvariante, die früher einmal angesagt war, ist ebenfalls auf der Schulstraße zu finden: Mittmann nennt sie Hochbeete, die Baumscheiben sind dabei von etwa zehn Zentimeter hohen Bordsteinen eingefasst und die Innenfläche mit Bodendeckern bepflanzt. Doch das macht die Hochbeete auch nicht unbedingt pflegeleicht. „Eigentlich müssten die während der Wachstumsperiode alle vier Wochen gepflegt werden“, räumt Mittmann ein. Doch das schaffe der Bauhof personell gar nicht und könne das nur zweimal im Jahr erledigen.
Am wenigsten aufwändig ist das, was die Stadt nun bei der Neuanlage von Baumscheiben tut, nämlich die Fläche um den Baum mit Rasen einzusäen. Die eine, allein selig machende Lösung ist das aber auch nicht, gesteht Mittmann. Aber die gibt es wohl auch nicht.