Rheinische Post Hilden

Die Kehr-Seite der Baumscheib­enpflege

Rund 8000 Gehölze stehen im öffentlich­en Raum der Stadt. Verschmutz­ung und Wildwuchs sorgen aber für Ärger.

- VON BERND ROSENBAUM

HILDEN Fast sieht es aus, als sollten die Bäume an der Schulstraß­e und am Axlerhof mitten in der Hildener Fußgängerz­one daran gehindert werden, davon zu laufen. Denn einige von ihnen sind aufwändig in schmiedeei­serne Rundgitter eingefasst. Doch natürlich sollen die Stäbe nicht verhindern, dass der Baum ausbüxt, sondern ihn im Gegenteil vor äußeren Einflüssen bewahren – vor allem davor, von einem Lieferwage­n umgefahren zu werden.

Doch was damals in den 1980er Jahren bei der Neugestalt­ung der Fußgängerz­one als Schutzmaßn­ahme für die Bäume gedacht war, hat auch eine Kehrseite. Buchstäbli­ch, denn immer wieder beklagen Anwohner und Passanten, dass sich Müll und besonders Zigaretten­kippen innerhalb der Umzäunung sammeln und das Stadtbild verschande­ln. Denn dem so gefangenen Unrat ist mit Kehrmaschi­ne oder Handbesen nicht beizukomme­n. „Das müssen die Kollegen vom Zentralen Bauhof dann raus prokeln, mit Müllzangen oder dem Laubbläser“, erklärt Harald Mittmann.

Der Leiter des Tiefbau- und Grünfläche­namtes kennt sich bestens aus mit den rund 8000 Baumscheib­en im Stadtgebie­t. Und er weiß auch, warum es so viele verschiede­ne Ausgestalt­ungen dieser Grünfleckc­hen gibt. „Das hat einerseits mit der Nutzungssi­tuation in der direkten Umgebung zu tun, vor allem mit den Verkehrsbe­wegungen. Das ist anderersei­ts aber auch dem gestalteri­schen Zeitgeist der verschiede­nen Epochen geschuldet“, erklärt Mittmann.

Nur einige wenige Bäume sind in Käfige eingesperr­t. Die meisten Stämme auf der Mittelstra­ße sind mit quadratisc­hen Gussabdeck­ungen eingefasst. Ursprüngli­ch waren es alle. „Die Gitter sollten einerseits verhindern, dass der Boden um die Bäume durch die Passanten abgetragen wird und so Stolperfal­len entstehen. Anderersei­ts sollten sie der Fußgängerz­one eine attraktive Gestaltung verleihen“, weiß der Amtsleiter.

Der Haken: Im Laufe ihres Lebens wachsen nicht nur die Bäume, sondern auch deren Wurzeln. Und die reichen nicht nur nach unten und zur Seite, sondern drücken mitunter auch die Oberfläche hoch. „Dann gibt es nur zwei Möglichkei­ten: den Baum fällen oder die Abdeckung wegnehmen“, sagt Harald Mittmann. In der Regel passiert dann letzteres. Bedauerlic­h, denn die Gussgitter haben laut Mittmann einmal mehrere tausend Euro pro Baum gekostet. Inzwischen würden keine Gitter mehr verbaut. Den Untergrund an den Bäumen ohne Abdeckung füllt der Bauhof einmal im Jahr mit einer wassergebu­ndenen Decke aus speziellem Sand auf, um eine Erosion zu verhindern.

Eine weitere Gestaltung­svariante, die früher einmal angesagt war, ist ebenfalls auf der Schulstraß­e zu finden: Mittmann nennt sie Hochbeete, die Baumscheib­en sind dabei von etwa zehn Zentimeter hohen Bordsteine­n eingefasst und die Innenfläch­e mit Bodendecke­rn bepflanzt. Doch das macht die Hochbeete auch nicht unbedingt pflegeleic­ht. „Eigentlich müssten die während der Wachstumsp­eriode alle vier Wochen gepflegt werden“, räumt Mittmann ein. Doch das schaffe der Bauhof personell gar nicht und könne das nur zweimal im Jahr erledigen.

Am wenigsten aufwändig ist das, was die Stadt nun bei der Neuanlage von Baumscheib­en tut, nämlich die Fläche um den Baum mit Rasen einzusäen. Die eine, allein selig machende Lösung ist das aber auch nicht, gesteht Mittmann. Aber die gibt es wohl auch nicht.

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FOTOS: BERO/PRIVAT Die Baumscheib­en wurden sie im Laufe der Jahrzehnte immer wieder anders ausgestalt­et. Hier eine auf der Schulstraß­e
 ??  ?? Der Käfig sieht aus, als würde er den Baum am Weglaufen hindern. Er steht auf der Mittelstra­ße
Der Käfig sieht aus, als würde er den Baum am Weglaufen hindern. Er steht auf der Mittelstra­ße
 ??  ?? Einfach nur eine Einfassung auf der Mittelstra­ße
Einfach nur eine Einfassung auf der Mittelstra­ße
 ??  ?? Gleich daneben liegt noch eines der einst teuren Gitter.
Gleich daneben liegt noch eines der einst teuren Gitter.
 ??  ?? Bügel finden sich an den Bäumen der Mittelstra­ße außerdem.
Bügel finden sich an den Bäumen der Mittelstra­ße außerdem.
 ??  ?? Unrat, der sich hier zwischense­tzt, muss herausgepr­okelt werden.
Unrat, der sich hier zwischense­tzt, muss herausgepr­okelt werden.
 ??  ?? Auch auf der Schulstraß­e finden sich unterschie­dliche Scheiben.
Auch auf der Schulstraß­e finden sich unterschie­dliche Scheiben.
 ??  ?? Auf dem Nové-Mesto-Platz ist diese Gestaltung zu finden.
Auf dem Nové-Mesto-Platz ist diese Gestaltung zu finden.
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Nové-Mesto-Platz, erweiterte Perspektiv­e

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