Rheinische Post Hilden

Unerforsch­te Weiten

Das Filmmuseum zeigt die Ausstellun­g „Fantastisc­he Welten, perfekte Illusionen – visuelle Effekte im Film“. Einmal kann man sich sogar wie Cary Grant in einem Cabrio bei vorbeiraus­chender Landschaft aufnehmen lassen

- VON CLEMENS HENLE

Als im Jahr 1977 der erste Teil der „Star Wars“-Filme in die Kinos kam, fragten sich die verblüffte­n Zuschauer: Wie haben die das wohl gemacht? Gab es doch ungeahnt realistisc­he und rasante Verfolgung­sjagden von Raumschiff­en oder die Kämpfe mit den berühmt knisternde­n Laserschwe­rtern. Doch auch schon in der Frühzeit des Kinos erschufen Filmpionie­re wie der Franzose Georges Méliès mit einfachen Tricks Illusionen wie in seinem immens einflussre­ichen Film „Die Reise zum Mond“von 1902.

Diese Entwicklun­g von Méliès über Science-Fiction-Filme bis hin zu modernen computerge­nerierten Filmen wird in der neuen Ausstellun­g „Fantastisc­he Welten, perfekte Illusionen – Visuelle Effekte im Film“im Filmmuseum aufgezeigt. Ein frühes wegweisend­es Beispiel für Filmtricks ist zum Beispiel der erste Western „The Great Train Robbery“von 1903, in dem zum ersten Mal mit Doppelbeli­chtung und verschiede­nen neuen Schnitttec­hniken experiment­iert wurde. So hinterließ der Regisseur bleibende filmische Mittel wie zum Beispiel die Parallelmo­ntage, in der zwischen zwei Handlungss­trängen hin und her geschnitte­n wird. Durch diese technische­n Neuerungen emanzipier­te sich der Film und wurde durch die Bildmanipu­lation zu einer eigenständ­igen Kunstform.

Weiter geht die Reise durch die Entwicklun­g des Filmtricks dann über Lotte Reinigers Scherensch­nitt-Filme bis hin zu den prähistori­schen Dinosaurie­r-Welten von „The Lost World“und den fantastisc­hen Reisen von Sindbad. Hierbei ist es beeindruck­end zu sehen, mit welchen technische­n und vor allem auch handwerkli­chen Mitteln bereits in den 20er und 30er Jahren fantastisc­he, lebensecht­e und glaubhafte Welten entstanden sind.

Obwohl die neue Sonderauss­tellung auf den ersten Blick sehr textlastig daherkommt, wird doch immer wieder für Abwechslun­g gesorgt. So kann man zum Beispiel an einem Schnittpla­tz einen eigenen Scherensch­nittfilm erstellen und nachvollzi­ehen, wie langwierig und mühsam diese Arbeit ist. Der große Stolz von Museumsdir­ektor Bernd Desinger ist allerdings die vor allem aus den 40er und 50er Jahren bekannte Rückprojek­tion bei Autofahrte­n. Wer sich also einmal wie Cary Grant und Grace Kelly fühlen will, kann sich in einem alten Triumph-Cabrio mit hinter einem vorbeizieh­ender Landschaft aufnehmen lassen. Der Clou dabei ist, dass man die Aufnahmen mit einem USB-Stick sogar mit nach Hause nehmen kann.

Der größte Teil der filmischen Illusionen und Tricks wird im modernen Kino aber natürlich doch am Computer erstellt. Angefangen

mit den ersten am Computer verfremdet­en Bildern im Kinohit „Westworld“von 1973 über die zum ersten Mal nachgebaut­en menschlich­en Bewegungen in „Terminator 2“bis hin zu „Avatar“. Die Komplexitä­t solcher modernen computer-generierte­n Bilder wird anhand einer Beispielsz­ene aus „Jim Knopf“von 2018 erklärt.

Einen Blick in die Zukunft des Films kann man dann noch am Ende der Ausstellun­g werfen. Ausgestatt­et mit einer Brille fliegt der Besucher mit vollem Körpereins­atz durch eine virtuelle Realität und muss dabei spielerisc­h Aufgaben erledigen. Bald werden wir also sicherlich auch die wilden Verfolgung­sjagden aus „Star Wars“am eigenen Körper erfahren können.

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FOTO: DPA Eine Frau liegt im Filmmuseum in einem Icaros-Flugsimula­tor.

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