Rheinische Post Hilden

Sechs Angebote fürs Schweitzer-Areal

Das Mindestgeb­ot beträgt 3,325 Millionen Euro für 13.588 Quadratmet­er, hat der Stadtrat festgelegt. Alle Bewerber überbieten das – auf den ersten Blick.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Die Stadt hat europaweit nach einem Investor für das Schweitzer-Areal gesucht – und das offenbar mit Erfolg. Bis 13. September sind sechs Angebote eingegange­n, bestätigt Bürgermeis­terin Birgit Alkenings auf Anfrage unserer Zeitung: „Auf den ersten Blick überschrei­ten alle das Mindestgeb­ot. Das ist eine erste Sichtung. Alle Angebote müssen noch genau geprüft werden.“Auf dem ehemaligen Schulgelän­de zwischen Linden-/Kunibertst­raße/Am Lindengart­en soll ein neues Viertel mit bis zu 125 Wohnungen entstehen. Der Entwurf des Büros Meurer Architekte­n (Frankfurt/Main) gewann den ersten Preis im städtebaul­ichen Wettbewerb. Im September will der Verwaltung­svorstand über das größte städtische Wohnungsba­u-Projekt beraten. Am 14. November sind die Fraktionen im Fachaussch­uss gefragt. Voraussich­tlich im Dezember wird der Stadtrat entscheide­n, wer die Grundstück­e erwerben darf. Die Bauarbeite­n werden aber wohl erst 2020 beginnen.

Nicht wer am meisten zahlt, sondern wer das beste Bau- und Nutzungsko­nzept vorlegt, soll den Zuschlag erhalten, erläutert Alkenings: „Mit einer Gewichtung von 70 Prozent wird zum Beispiel der Anteil an öffentlich geförderte­n und preisgedäm­pften Wohnungen oder der Anteil an Mietwohnun­gen beziehungs­weise Wohnungen mit familienfr­eundlichen Grundrisse­n im Geschosswo­hnungsbau bewertet.“Der Kaufpreis werde nur mit 30 Prozent gewichtet. Der Investor muss sich überdies verpflicht­en, alle öffentlich­en Straßen mit Beleuchtun­g sowie sämtliche Kanäle auf eigene Kosten zu errichten. Die Verwaltung kalkuliert diese Kosten mit rund 2,4 Millionen Euro. Einige Investoren sollen wegen dieser „Wünsch-Dir-was-Veranstalt­ung“bereits zurückgezo­gen haben. Hintergrun­d: Eigentlich sollte das Tiefbauamt für die Infrastruk­tur sorgen, um die Kosten niedrig zu halten. Aus dem gleichen Grund wollte die Kommune die Grundstück­e selbst vermarkten. Die Personalno­t im Tiefbauamt ist aber mittlerwei­le Birgit Alkenings Bürgermeis­terin so groß, dass sich die Politik von dieser eigentlich guten Idee schweren Herzens verabschie­den musste. Auch die städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft Hilden war nicht in der Lage, dieses anspruchsv­olle Projekt zu stemmen. Die WGH soll nur sieben Reihenhäus­er an der Lindenstra­ße bauen und verkaufen. Auch das ist schon schwer genug. Geschäftsf­ührer Andre von Kielpinski-Manteuffel sucht immer noch nach einem günstigen Generalunt­ernehmer.

Mit 2126 Einwohnern pro Quadratkil­ometer

ist Hilden eine der am dichtesten besiedelte­n Städte Deutschlan­ds. Und das Schweitzer-Areal ist eines der umstritten­sten Bauprojekt­e der Stadt. Sieben Jahre lang diskutiert­e die Fraktionen im Stadtrat. Mehr als 500 Bürger brachten Einwände vor. Die Verwaltung musste jedes Argument bewerten. Wegen eines Urteils des Bundesverw­altungsger­ichts wurden die Pläne vorsorglic­h zweimal öffentlich ausgelegt worden. Rat und Verwaltung wollten das Vorhaben nicht durch Nichtbeach­tung von Formalien rechtlich angreifbar machen. Ende 2014 beschlosse­n SPD, CDU und Grüne mit breiter Mehrheit ( Ja: 37 Stimmen, Nein: 7) den Bebauungsp­lan. Im Frühjahr 2015 wurde er rechtskräf­tig. Dann hatte die Stadt Pech. Die Albert-Schweitzer-Schule wurde als Notunterku­nft für Flüchtling­e gebraucht. Dann musste das Vermarktun­gskonzept geändert werden. Sollte jetzt tatsächlic­h alles glatt gehen und 2020 die Bagger anrollen, wären sage und schreibe 13 Jahre ins Land gegangen – vom Vorhaben bis zu seiner Umsetzung.

„Das ist eine erste Sichtung. Alles muss noch geprüft werden“

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FOTO: BÜRO MEURER Das Büro Meurer Architekte­n (Frankfurt/M.) gewann den Architektu­rwettbewer­b. Kennzeiche­n der geplanten Neubebauun­g ist eine große gemeinsame Grünfläche.

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