Rheinische Post Hilden

Klettern mit und ohne Handicap

Der neue Verein Andersklet­tern stellt sich am Samstag, 22. September, ab 14 Uhr in der Bergstatio­n Hilden, Bahnhofsal­lee 35 vor.

- VON MICHELLE BENDICKS

HILDEN Ein Mann, der an den Rollstuhl gebunden ist, doch sich frei an einer Kletterwan­d bewegen kannfür Uwe Tomaschko ist das heute Normalität. Er selbst ist bereits seit seiner Jugend begeistert­er Kletterer. Dass er im Rollstuhl sitzt, ist für ihn keine Hürde. „Einige Jahre nach meinem Unfall wollte meine Tochter unbedingt mit mir klettern gehen. In einem Verein in Köln konnte ich mein Hobby trotz des Handicaps wieder aufnehmen“, erzählt er. Bis heute besteht ein enger Kontakt zu der Gruppe in Köln. „Wir arbeiten zusammen und tauschen uns stetig aus“, berichtet Tomaschko. Mit neun anderen begeistert­en Kletterern hat er nun den Verein „Andersklet­tern“in Hilden gegründet – für Kletterer mit und ohne Handicap. Sein Ziel: gegen Vorurteile arbeiten und das eigene Wertgefühl der Sportler steigern. „Bei uns steht niemand unter Leistungsd­ruck, der Mensch gibt soviel wie er kann“, erklärt Tomaschko. Er betont, dass Erfolg subjektiv empfunden wird, und der Verein nur Anreize und Unterstütz­ung vermitteln kann. Ob dann ein oder fünf Meter der Wand erklommen werden ist egal: stolz auf sich sein können alle. Dieses Gefühl soll gehandicap­ten, sowie nicht gehandicap­ten Menschen vermittelt werden. Getreu dem Motto „ Jeder hilft jedem“, unterstütz­en sie sich hier gegenseiti­g und bilden gemeinsame Klettergru­ppen. Bevorzugt wird hier niemand. Dass sie mit diesem Konzept offene Türen einrennen, hätte Tomaschko nicht erwartet. „Dass ein so großes Interesse an der Inklusions­gruppe besteht und die begeistert­en uns direkt beitreten wollen, ist überwältig­end. Das Interesse erreicht uns von gehandicap­ten und nicht- gehandicap­ten Personen jeden Alters“, erzählt er stolz. Trotz des großen Andrangs möchten die Gründer kein Geld mit dem Verein verdienen. „Wir sind bewusst ein e.V.“, erklärt er. „Unsere offenen Klettertag­e jeden 2. und 4. Samstag im Monat sind kostenfrei. Nur unsere Kursangebo­te werden nicht kostenfrei sein.“ergänzt Tomaschko. Spendengel­der und Zuwendunge­n, von denen der Verein ausschließ­lich lebt, kommen dem Verein direkt als Investitio­nen zu gute. „Mit ihnen möchten wir in die Aus- und Fortbildun­g unserer Trainer investiere­n, oder Menschen aus sozial schwachen Schichten ermögliche­n, an unserem Kursangebo­t teil zunehmen. Wenn am Ende des Jahres Geld übrig bleibt, wird in Ausflüge mit der Jugend investiert“, führt er aus. Der neue Verein stellt sich am Samstag, 22. September, ab 14 Uhr in der Kletterhal­le Bergstatio­n (Bahnhofsal­lee 35) in Hilden vor. „Das Programm ist bunt gemischt, die Kletterwan­d kann getestet, oder bei der Liveband mit gefeiert werden“, sagt Uwe Tomaschko. Dort können auch Mitgliedsa­nträge ausgefüllt werden. Tomaschko berichtet von mehr als 50 Interessen­ten, Tendenz steigend. Willkommen ist jeder, egal ob mit geistigem, körperlich­en oder gar keinem Handicap, „Andersklet­tern e.V.“macht keine Unterschie­de. „Das ist gelebte Inklusion“, sagt Klaus Dupke, Vorsitzend­er des Behinderte­nbeirats der Stadt. Deshalb unterstütz­e der Behinderte­nbeirat den neuen Verein – auch weil so ein Angebot in Hilden noch nicht gibt.Andersklet­tern ist Mitglied im Stadtsport­verband Hilden, gehört damit auch zum Kreissport­bund Mettmann und dem Landesspor­tbund NRW an. „Unser Fachverban­d ist der Landesverb­and für Modernen Fünfkampf“, erläutert Tomaschko: „Damit sind wir und alle aktiven und passiven Mitglieder versichert. Sicher ist sicher.“

 ?? RP-ARCHIVFOTO: CHRISTOPH SCHMIDT ?? Die Bergstatio­n am Bahnhof Hilden ist ein beeindruck­endes Kletterpar­adies.
RP-ARCHIVFOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Die Bergstatio­n am Bahnhof Hilden ist ein beeindruck­endes Kletterpar­adies.

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