Erst Querflöte, dann Medizin
DAntje Thiele
ass mit dem Leben, das sie derzeit führt, absolut zufrieden ist, merkt man der jungen Frau an. Strahlend erzählt sie von ihrer Liebe zur Musik und ihrem Medizinstudium. Dabei wollte die 25-Jährige als junges Mädchen eigentlich Lehrerin werden, die Musik war zunächst nur ein schönes Hobby. Aufgewachsen ist Thiele in Hennef an der Sieg, den Ort bezeichnet sie heute noch als ihre Heimat, obwohl sie sechs Jahre lang in Düsseldorf studiert hat und inzwischen in Köln wohnt. Als Neunjährige begann sie dort, Querflöte zu spielen, denn sie mochte von Anfang an den Klang dieses Instruments. Zudem hatte sie Talent. „Ich habe früh an Wettbewerben wie „Jugend musiziert“teilgenommen und war auch recht erfolgreich“, erinnert sie sich. Es habe ihr schon als Kind Spaß gemacht, so die Musikerin, zu üben und auf ein Ziel hinzuarbeiten. Bereits während ihrer Schulzeit nahm sie dann Privatunterricht an der Robert-Schumann-Hochschule, lernte viel von ihrem dortigen Lehrer, dem Flötisten und heutigen Professor Michael Faust. Ihm verdanke sie viel, er habe sie immer unterstützt, sagt sie. Nach dem Abitur stellte sich dann die Frage nach dem Studium, denn neben Musik war auch Medizin eine Option – kein Wunder, sind doch beide Elternteile Ärzte. „Ich habe mich dann erstmal für Musik entschieden, das war mir damals wichtiger“, erzählt Thiele.
Also ging sie an die Robert-Schumann-Hochschule, bekam mehrere Stipendien und schloss diesen Sommer ihr Masterstudium ab – übrigens mit Bestnote. Von der Düsseldorfer Hochschule ist die Querflötistin übrigens begeistert. „Es gibt eine ganz tolle Flötencommunity, das ist längst nicht an jeder Musikhochschule so“, sagt sie. Für ihre Masterarbeit erhielt sie den jährlich vom Düsseldorfer Institut für Internationale Kommunikation ausgelobten und mit 1000 Euro dotierten Preis „Interkultur“. „Die Arbeit beschäftigt sich mit dem aus Südkorea stammenden deutschen Komponisten Isang Yun“, erläutert Thiele. Sie hatte eines seiner Stücke geübt und war darüber auf seine Biographie gestoßen. Neben seiner Musik, so die 25-Jährige, habe sie dessen politisches Engagement als Vermittler nicht nur zwischen Nord- und Südkorea, sondern auch zwischen dem östlichen Asien und dem westlichen Europa sehr fasziniert. Das Geld hat sie übrigens noch nicht ausgegeben – einen Teil möchte sie spenden, auch eine Urlaubsreise steht noch auf dem Programm.
Und weil ihr großes Interesse neben der Musik auch weiterhin der Medizin gilt, begann sie 2014 zusätzlich an der Kölner Universität Medizin zu studieren. Noch vor 30 oder 40 Jahren, so Thiele, sei ein solches, heute eher unübliches, Doppelstudium viel verbreiteter gewesen. Sie selbst findet nichts Besonderes daran, zeitaufwendig sei eigentlich nur das Pendeln zwischen Köln und Düsseldorf gewesen, sagt sie. Zudem hat sie viel Unterstützung aus ihrem Umfeld erfahren, Familie und Freunde hatten immer Verständnis, wenn sie wenig Zeit für sie hatte. Die Kombination von Musik und Medizin passt für die angehende Ärztin bestens zusammen. „Die Musik ist zwar fordernd, aber dennoch entspannend und vor allem sehr bereichernd, ein ganz wunderbarer Ausgleich zum Medizinstudium“. Welche Fachrichtung es nach dem Studium werden soll, hat Thiele noch nicht entschieden, ganz wichtig ist ihr aber der persönliche Kontakt zu den Patienten. Die Musik wird sie natürlich weiter begleiten, auch wenn sie sie nicht zu ihrem Beruf machen möchte. So sind in naher Zukunft verschiedene Orchesterprojekte geplant, darauf freut sie sich schon.
Beate Werthschulte