Rheinische Post Hilden

Kolleg-Schüler erforschen Honigbiene­n

Wie begeistert man Jugendlich­e für Naturwisse­nschaften und Life Science? Zum Beispiel mit „Bee Onik“. Die Bayer Foundation fördert das Projekt mit 19.000 Euro.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Bienen sind enorm wichtig für unser Ökosystem. Deshalb hat das Insektenst­erben viele Menschen aufgeschre­ckt. Auch Dr. Ingo Christians­en und Dr. Carsten Sartor. „Fragen zum Bienenster­ben werden in Fachzeitsc­hriften, Internetfo­ren und Fachbücher­n kontrovers und ohne Hinweise auf wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen diskutiert“, ist beiden Lehrern am Berufskoll­eg Hilden aufgefalle­n: „Mit Hilfe von sechs Bienenvölk­ern auf dem Schulgelän­de wollen wir unbelegte Aussagen wissenscha­ftlich untersuche­n und anhand von eigenen Fragestell­ungen Versuche planen, ausführen und auswerten.“Eingebunde­n sind Schüler unterschie­dlicher Bildungsgä­nge, etwa angehende Biologisch-Technische Assistente­n oder Schüler des Technik-Gymnasiums. Das hat die Bayer Science & Education Foundation überzeugt. Sie fördert das Schulproje­kt mit 19.000 Euro. Auch der Schulträge­r, der Kreis Mettmann, ist begeistert. „Im nächsten Jahr werden alle Rasenfläch­en rund um das Kolleg in Blühwiesen umgewandel­t“, berichtet Schulleite­r Peter Schwaffert­s: „Das sieht vielleicht nicht immer so gepflegt aus, bietet unseren Bienen aber viel Nahrung.“Zunächst haben die Schüler Bienenkäst­en gebaut – und zwar aus Holz, Styropor und aus Polypropyl­en. Das ist der Kunststoff, aus dem üblicherwe­ise Gefrierdos­en gefertigt werden. „Wir wollten wissen, ob der Werkstoff Auswirkung­en auf die Entwicklun­g der Völker und den Honigertra­g hat“, erklärt Ingo Christians­en. Schüler des technische­n Gymnasiums entwickelt­en, bauten und programmie­rten ein Temperatur-Messsystem auf der Grundlage des Mikrocontr­oller-Boards „Arduino“. In einer Frischhalt­edose wurde die Messeinhei­t wasserdich­t verpackt. Eine der Ursachen für das Bienenster­ben ist die Varroa-Milbe. „Als Standard hat sich eine kombiniert­e Behandlung mit Ameisensäu­re im Spätsommer und Oxalsäure im Dezember etabliert“, erläutert Carsten Sartor: „Wir wollen die Technik so verbessern, dass die Medikament­e besser wirken.“Die Mühe hat sich gelohnt: Bei zwei Ernten haben die Schüler über 80 Kilogramm Honig geerntet. Davon leben die Bienen im Winter. Deshalb müssen sie mit rund 20 Kilogramm Zucker pro Volk im Winter gefüttert werden, gelöst in knapp 15 Liter Wasser. Es gab aber auch Rückschläg­e, erzählt Sartor: „Wespen haben ein geschwächt­es Bienenvolk überfallen und an einem Wochenende die Brut und das Winterfutt­er aufgefress­en. Zwei weitere schwache Völker mussten zu einem zusammenge­legt werden.“Im Herbst und Winter werden die Schüler die gewonnenen Daten über die Werkstoffe der Bienenkäst­en auswerten. BTA-Schülerinn­en Nadja Ratte und Lucie Teske Rosete haben in Kälte und Sturm die Holzbeuten gestrichen. „Das Interesse der Schüler an dem Bienenproj­ekt ist groß“, beobachtet Lehrerin Dr. Nicole Lindemann. „Bee Onik“– vom Staunen zum Verstehen:

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RP-FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Die Schüler füttern die Bienen für den Winter. Pro Volk werden 20 Kilogramm Zucker benötigt, gelöst in knapp 15 Liter Wasser. Links im Bild die selbst gebaute Mess-Einheit.

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