Rheinische Post Hilden

Spielzeugl­äden haben zu kämpfen

Der Fachhandel steht unter Druck. Kleine Läden können sich mit Spezialisi­erung halten, großen Ketten gelingt das teilweise nicht.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

„Wir räumen auf! 50 % auf ausgewählt­e Artikel“verheißen die großen gelben Poster, die im Schaufenst­er der Intertoys-Filiale an der Friedrichs­traße hängen. Doch diese Angebote sind mehr als ein Sommer-Schlussver­kauf. Denn der Spielwaren­laden schließt – genau wie die 22 anderen Intertoys in Deutschlan­d.

„Es rechnet sich einfach nicht mehr“, sagt Veerle Focke, die die Kommunikat­ion von Intertoys leitet. Auf dem niederländ­ischen Heimatmark­t sei man Marktführe­r, doch in Deutschlan­d sei die Logistik einfach zu aufwändig. Daher sei der Entschluss gefallen, alle deutschen Standorte aufzugeben. Davon sind 250 Mitarbeite­r betroffen, allein elf davon in der Filiale in Düsseldorf. Dort wollte man zur Schließung keinen Kommentar abgeben, allerdings soll der Laden bis spätestens Januar weg sein.

Wie auch andere Branchen erfährt der Spielwaren­handel starken Druck durch die Online-Konkurrenz. Jeder dritte Euro für Spielzeug werde inzwischen im Internet ausgegeben – Tendenz steigend, sagt Steffen Kahnt vom Bundesverb­and des Spielwaren-Einzelhand­els (BVS). Daher setzen auch viele stationäre Läden inzwischen zusätzlich auf diesen Verkaufswe­g. Dennoch ist zu beobachten, dass es dem Spielzeugh­andel nicht gut geht: Bereits 2010 musste mit Lütgenau ein Düsseldorf­er Traditions­unternehme­n mit mehr als 130 Jahren Geschichte schließen, in den USA meldete im Frühjahr der Spielzeugr­iese Toys´r´Us Insolvenz an – die europäisch­en Filialen, auch die in Düsseldorf, sollen von einem irischen Konzern übernommen werden.

Viele reine Spielwaren­geschäfte gibt es nicht mehr in der Stadt. Einige haben sich in den vergangene­n Jahren eine Marktlücke gesucht. So das Spielschif­f an der Kaiserswer­ther Straße. Inhaberin Beatrix Rosenberg erzählt vom Preiskampf: „Im Internet werden Artikel teilweise unter unserem Einkaufspr­eis angeboten, da haben kleine Geschäfte keine Chance.“Stattdesse­n setzt sie auf Dinge, die man nicht überall kaufen kann, vor allem auf klassische­s Holzspielz­eug. Darüber hinaus gibt es im Spielschif­f persönlich­e Beratung, die in größeren Läden oder online so nicht angeboten wird.

Auch der Mage Store an der GrafAdolf-Straße setzt auf den direkten Kontakt zum Kunden. Der Laden hat sich auf Karten- und Brettspiel­e spezialisi­ert. „Um wirtschaft­lich zu sein, muss man den Kunden glücklich machen. Dann kommt er auch wieder“, sagt Verkäufer Maurice Welder. Deswegen bietet der Laden regelmäßig Aktionen und Turniere an, um eine Bindung an die Kunden zu erreichen.

Doch Spezialisi­erung und Kundenkont­akt reichen nicht immer aus. Das weiß Jörg Menzel, der in Menzels Lockschupp­en an der Friedrichs­traße Modelle verkauft. „Der Branche geht es nicht so gut“, sagt er. Der Versandhan­del sei ein zunehmende­s Problem, zudem habe klassische­s Spielzeug bei Kindern an Beliebthei­t verloren. Sein Geschäft lebt vor allem von erwachsene­n Sammlern.

Im Spielwaren­handel scheint durchaus eine Käuferscha­ft zu existieren, die bereit ist, für Beratung und ein gut sortiertes Angebot zu bezahlen. Kleine Geschäfte können auf diese Weise etwas Marktdruck von sich nehmen, dem sich große Ketten in letzter Zeit gleich mehrfach beugen mussten.

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FOTO:DOMINIK SCHNEIDER „Wir räumen auf“ist positiv ausgedrück­t: Denn Intertoys an der Friedrichs­traße schließt spätestens zum Anfang des Jahres.

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