Rheinische Post Hilden

Zweiter Anlauf: Stadt sucht Kämmerer

Bei der ersten Ausschreib­ung fand sich kein geeigneter Kandidat. Jetzt hat die Kommune die Stelle des Finanz-Chefs erneut ausgeschri­eben. Erwartet wird einiges.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Die Stadtverwa­ltung ist ein Dienstleis­tungsunter­nehmen mit mehr als 800 Mitarbeite­rn und einem Umsatz von rund 165 Millionen Euro im Jahr. Die etwa 56.000 Kunden (Einwohner) gelten als anspruchsv­oll, sehr selbstbewu­sst und schnell mit Kritik bei der Hand, die Chefin, Bürgermeis­terin Birgit Alkenings, gilt als ungeduldig und fordernd. Als sich bei der ersten Ausschreib­ung ein Bewerber aus der Verwaltung selbst ins Gespräch brachte, machte die Verwaltung­schefin ihm wohl klar, dass er nicht in Frage komme. Er zog zurück. Über eine Fachzeitun­g wurde die Sache bekannt. Schließlic­h sagte auch der letzte verblieben­e Bewerber ab. Jetzt unternimmt die Stadtverwa­ltung einen zweiten Anlauf. Der Text der Ausschreib­ung wurde überarbeit­et, sagt Personalde­zernent Norbert Danscheidt: „Wir haben deutlich gemacht, dass wir fundierte Kenntnisse im nordrhein-westfälisc­hen Haushaltsr­echt und mehrjährig­e Führungser­fahrung in einer Kämmerei erwarten.“Auf Rat der beauftragt­en Beratungsf­irma zfm (Bonn) wurde die Stellenaus­schreibung erst nach den Sommerferi­en veröffentl­icht. „Die zweite Ausschreib­ung kostet nicht extra“, betont Danscheidt: „Nur wenn ein geeigneter Bewerber gefunden und eingestell­t wird, wird das volle vereinbart­e Honorar fällig.“Für die Ausschreib­ung stehen insgesamt 47.000 Euro zur Verfügung.

Die Stelle ist mit A 16 dotiert. Das entspricht ab 5600 Euro brutto im Monat, Endstufe 7000 Euro (nach Erfahrungs­stufen). Die Aufgabe ist anspruchsv­oll, deshalb will die Stadt keine Berufsanfä­nger. Der Kämmerer ist Vorgesetzt­er von 30 Mitarbeite­rn und Mitglied des Verwaltung­svorstande­s, dem Führungsgr­emium der Stadtverwa­ltung. Er berichtet unmittelba­r an die Bürgermeis­terin. Und er ist in Personalun­ion auch Geschäftsf­ührer der Stadt Hilden Holding. Das ist eine weitere anspruchsv­olle Zusatzaufg­abe. In der Stadt Hilden Holding hat die Kommune ihre Beteiligun­gen gebündelt. Die wichtigste­n sind die Stadtwerke Hilden, die gemeinnütz­igen Seniorendi­enste, die GkA Grundstück­sgesellsch­aft Hilden und die Wohnungsba­ugesellsch­aft Hilden (WGH). Die Holding verwaltet den Millionen-Erlös aus dem Stadtwerke-Anteile-Verkauf.

Die Holding soll ab 2020 auch noch den Betrieb der Stadthalle in Eigenregie managen, hat der Aufsichtsr­at der Holding bereits beschlosse­n. Noch so eine Zusatzaufg­abe. Für dieses Jahr rechnet Holding-Geschäftsf­ührer Heinrich Klausgrete (der Kämmerer scheidet Ende Oktober offiziell aus dem Dienst aus) mit einem Verlust von 971.000 Euro, für 2019 mit 986.000 Euro. Alle Stadthalle­n schreiben rote Zahlen. Die Verluste sind nicht zu verhindern, können aber begrenzt werden. Indem die Holding Gewinne von städtische­n Unternehme­n mit Verlusten steuermind­ernd verrechnet. Bislang wird die Stadthalle von Profis, der Firma APM, betrieben. Ab 2020 muss der Kämmerer auch noch das Management übernehmen. Für einen Veranstalt­ungssaal mit zahlreiche­n „Geburtsfeh­lern“. „Die haben wir im Blick“, sagt Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Rainer Schlottman­n (CDU): „Das ist Moment aber kein Thema.“Will sagen: Dafür fehlen der Stadt im Augenblick die Millionen. Das alles zeigt: Es wird nicht einfach sein, einen Finanz-Experten zu finden, der die großen Fußstapfen von Kämmerer Heinrich Klausgrete ausfüllt.

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RP-ARCHIV: TINTER Kämmerer Heinrich Klausgrete scheidet Ende Oktober offiziell aus dem Dienst aus.

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