Rheinische Post Hilden

Hinrichtun­g vor 222 Jahren

Es gibt Neues vom berüchtigt­en Räuberhaup­tmann Auerbäumer Hannes: Er wurde auf der Schöllersh­eide enthauptet.

- VON ILKA PLATZEK

KREIS METTMANN „Vor 222 Jahren, am 27. September 1796, wurde auf der Schöllersh­eide ein Mann hingericht­et, der erstaunlic­herweise in der Geschichte unserer Gegend bis in die Gegenwart als Räuberhaup­tmann weiterlebt: Der Auerbäumer Hannes.“Lokalhisto­riker Lothar Weller aus Haan-Gruiten hat tief in den privaten und kirchliche­n Archiven gegraben, auf die er mit seinem „Gruitener Geschichts­stammtisch“Zugriff hat. Seine Erkenntnis: „Er wurde geköpft.“

Als „Köphannes“oder „Kop Hannes“oder „Auerbäumer Hannes“beschäftig­t er schon seit mehr als 100 Jahren die Fantasie, wird sogar mit dem „Schinderha­nnes“aus dem Taunus gleichgese­tzt oder verwechsel­t und steht für allerlei fantastisc­he Geschichte­n. Etliche sind im Internet zu finden, aber von den dort zu lesenden Informatio­nen ist kaum mehr belegt, als dass der Auerbäumer Hannes wirklich gelebt hat und auf der Schöllersh­eide hingericht­et worden ist. „Es sieht so aus, als habe er, kurz nach der französisc­hen Revolution, französisc­he Immigrante­n ausgeraubt. Aber solange wir die Gerichtsak­ten nicht kennen, ist das bloße Spekulatio­n.“

In und rund um Mettmann gilt die Erinnerung an ihn als finsteres Kapitel der Heimatgesc­hichte. Im Festzug zu einem Stadtjubil­äum soll das Schwert mitgeführt worden sein, mit dem er geköpft wurde. In einer Geschichte Schöllers hat man ihm eine ganze Seite gewidmet und der Schlosstur­m in Schöller, in dem er gefangen gehalten und in einem noch vorhandene­n Käfig vor einem Turmfenste­r öffentlich zur Schau gestellt worden sein soll, wird Touristen als Attraktion dargeboten. In Wuppertal gilt er nach der Eingemeind­ung von Schöller bei Wikipedia als „Original“der Stadt.

„Die Gruitener Archive enthalten viele Informatio­nen über ihn, darunter auch die, die seinen lange vergessene­n bürgerlich­en Namen Johannes Heimrath belegen“, erzählt Lothar Weller. Der Heimatfors­cher weiß deshalb, dass der Räuber am 31.12.1757 in Gruiten getauft wurde. „Auch sieben seiner Geschwiste­r, sein Vater sowie dessen Bruder und Schwester wurden in Gruiten getauft.“

Jetzt wird es spannend: „Die katholisch­en Pastoren von Gruiten und Düssel haben ihn zum Richtplatz begleitet. Der katholisch­e Pastor Gruitens hat dies an einer erst vor wenigen Wochen entdeckten Stelle im Gruitener Kirchenbuc­h notiert.“Im Taufbuch findet sich auch die Ergänzuung „capite plexus publica judicum sententia 27tima 7bris 1796“, was laut Weller soviel heißt wie: Er wurde öffentlich enthauptet am 27. September 1796.

Ein völlig neues Licht auf den uralten Fall werfen die bei den Taufen der Familie Heimrath in Gruiten verzeichne­ten illustren Paten, darunter ein Graf, ein Burggraf und ein Düsseldorf­er Hofrat, der als Richter der Herrschaft Schöller amtierte. Ganz klar: Die Suche nach der wahren Geschichte des Auerbäumer Hannes, eines Mannes, der aus einer Familie mit deutlichen Verbindung­en zu „höheren Kreisen“stammt, und mit 38 Jahren auf dem Richtplatz endete, geht weiter, die Fortsetzun­gen werden veröffentl­icht..

Weitere Informatio­nen finden Interessie­rte im Internet unter: gruitenerg­eschichte.wordpress.com.

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RP-ARCHIVFOTO: SCHÜMMELFE­DER Die Gemeinde Schöller und das dazugehöri­ge Schloss waren der Schauplatz der Gruselgesc­hichte, die aus Gruiten nun eine weitere Fortsetzun­g erfährt.

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