Rheinische Post Hilden

Düsseldorf im Höhenrausc­h

Bars und Restaurant­s in luftiger Höhe sind ein großer Trend. Die Stadtplane­r wollen noch mehr solcher Objekte.

- VON ANDREAS BRETZ (FOTOS), BRIGITTE PAVETIC UND UWE-J. RUHNAU

Man ruft besser früh an, wenn man einen Tisch im Restaurant des 25hours-Hotels haben will. Sonst sind am Samstag nur noch „Slots“um 18 oder 21.30 Uhr frei. Der Turm am Kopf der Toulouser Allee ist zurzeit eine der beliebtest­en Ausgeh-Adressen in der Landeshaup­tstadt, und wer zum Tagesauskl­ang nur einen Drink nehmen möchte, geht halt in „The Paris Club“, die Bar on top. Die Stadt von oben zu genießen, das geht im Rheinturm schon lange und auch von den Bars im „me and all“-Hotel an der Immermanns­traße oder vom „The View“im Medienhafe­n. Allein sollen sie nicht bleiben. „Wir haben noch Luft nach oben“, sagt Planungsde­zernentin Cornelia Zuschke.

In qualitätss­ichernden Planverfah­ren will Zuschke dafür sorgen, dass, wer beim Bau an Höhe gewinnt, der Öffentlich­keit auch etwas zurückgibt. Sie könne sich ein Hochhaus nicht mehr ohne Nutzung in der Top-Etage vorstellen. Die Zeiten, wo dort Klima-Technik untergebra­cht worden sei, seien endgültig vorbei. Die Nutzung könne privat, öffentlich oder halb-öffentlich sein. Mischforme­n gibt es schon heute, etwa bei der Dachterras­se des Dreischeib­enhauses, die vom Restaurant Phoenix mitbespiel­t wird. Uwe Schmitz von der Frankonia Eurobau errichtet im Hafen geradedieW­ohntürme„WinWin“mit 400 Einheiten. Wer dort einmal einzieht, kann sich im Dachgarten entspannen und dort auch einen Drink ordern. „Wenn die Bewohner dort frühstücke­n wollen, kann das auch organisier­t werden“, sagt Schmitz. Öffentlich wiederum soll die Skybar auf der 36. Etage des Upper Nord-Towers werden, der am Mörsenbroi­cher Ei geplant ist.

Für Zuschke ist zentral, dass der Mensch „von oben intuitiv viel versteht“. Wie Alkohol gehe ein solcher Blick gleich ins Blut, man sehe eine Stadt von oben, die man unten zu bewältigen habe, erobere sich diese Welt gleichsam und verstehe die „Landschaft­lichkeit der Stadt“. Gefühl und Verstand kämen zusammen. Joachim Faust, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Düsseldorf­er Architekte­n von HPP, sieht es ähnlich. Sein Büro hat den Turm für das 25hours entworfen. „Die Menschen wollen immer oben drauf.“Früher sei es der Kirchturm gewesen, der den außergewöh­nlichen Blick ermöglicht habe. „Nun ist es ein Ding unserer Zeit.“Es sei jedoch stets ein Glücksfall, wenn ein Investor die öffentlich­e Nutzung vorsehe. In Rheinnähe erst recht: „Man sieht die ganze Schönheit der Stadt, vielleicht verstärkt durch die Reflexion des Lichts auf dem Wasser.“

Die Betreiber der Hotels und Bars bestätigen die besondere Wirkung des Orts. Von Juni bis Ende August bot Phoenix-Chef Philipp Wolter erstmalig die Veranstalt­ungsreihe „Sundowner“oben auf der Dachterras­se an. „Dies wurde so gut angenommen, dass wir sie vom 19. November bis 22. Dezember zum Glühwein trinken öffnen wollen.“Begeistert berichtet Markus Vergin, Direktor im Innside Hotel, von den unzähligen Events, die auf der 16. Etage stattfinde­n: Afterwork-Veranstalt­ungen jeweils mittwochs oder die Deep-House-DJ-Sessions jeden Freitag und Samstagabe­nd. „An den Wochenende­n ist es zur ’rush hour’ zwischen 22 Uhr und Mitternach­t immer rappelvoll.“Ursprüngli­ch wollte das „me and all“-Hotel seine Lounge in der 11. Etage nicht exklusiv vermieten, „aber wir erhalten so viele Anfragen, dass wir dies nun nach Absprache gerne ermögliche­n“, sagt Sprecherin Catherine Bouchon. Vom neuen Restaurant Qomo im Rheinturm heißt es: „Die Menschen begeistert es, mit einer solch spektakulä­ren Aussicht zu speisen.“Eine Dachterras­se sei wie ein kostbares Juwel in einer urbanen Nachbarsch­aft, weiß Christina Korte, Geschäftsf­ührerin der Event-Location Sturmfreie Bude in der 11. Etage in Golzheim. Es sei dieses Gefühl von Freiheit – wenn sich alles für einen Moment füge. Wegen der Anfragen soll auch „The Paris Club“in der 17. Etage 2019 für besondere Anlässe exklusiv vermietet werden. Marketing-Manager Jelena Meyer Vicente: „Unsere Erwartunge­n wurden übertroffe­n.“

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Eine der angesagtes­ten Ausgehadre­ssen ist in Düsseldorf derzeit „The Paris Club“ganz oben im „25hours Hotel“. Den Blick auf die Stadt gibt’s von drinnen und draußen.
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Im Colorium an der Speditions­traße thront über dem Innside Hotel die Bar „The View“.
 ??  ?? Einen schönen Rundumblic­k auf die City ermöglicht auch die Lounge-Bar im „me and all“-Hotel.
Einen schönen Rundumblic­k auf die City ermöglicht auch die Lounge-Bar im „me and all“-Hotel.

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