Rheinische Post Hilden

Ein deutsches Roadmovie

Menschen begegnen, regionale Produkte genießen, Natur erleben – möglich wird das mit dem „Landvergnü­gen“, einem bundesweit­en Netzwerk kleiner Höfe.

- VON ANNETT STEIN

Die Straußenkü­ken haben heute keine Lust auf Bettruhe. Immer wieder entwischt einer der flauschige­n Minis vor der Tür des Holzstalls. „Ich geh’ heute auch nicht ins Bett“, verkündet mein fünfjährig­er Sohn trotzig. Als später drei Sterne am Himmel leuchten und Fledermäus­e über unsere Köpfe sausen, fallen ihm doch die Augen zu. Kein Wunder, so viel wie es in den vergangene­n Tagen zu sehen, zu entdecken und zu spielen gab.

Wir sind mit dem Wohnmobil durch Deutschlan­d unterwegs. Zu etwas Besonderem wird unsere Reise, weil wir mit dem „Landvergnü­gen“reisen: Nicht Campingplä­tze oder die vielerorts von Gemeinden angebotene­n Stellplätz­e sind unser Ziel, sondern Bauern- und Gasthöfe, Weingüter und Straußenfa­rmen. Rund 600 solcher Anbieter beteiligen sich derzeit am „Landvergnü­gen“und bieten einen Stellplatz für Wohnmobile oder Wohnwagen.

Das Konzept stammt aus Frankreich, wo es schon lange möglich ist, die regionale und kulinarisc­he Vielfalt des Landes auf diese Weise kennenzule­rnen. Auf Deutschlan­d übertragen hat es der Berliner Marketinge­xperte Ole Schnack. Wer das Konzept als Reisender nutzen möchte, kauft sich ein „Landvergnü­gen“-Buch, das eine Vignette enthält und den Zugang zur in diesem Jahr erstmals verfügbare­n App ermöglicht.

Unser geliehenes Gefährt steht mal unterm Apfelbaum, mal am Weinberg und gleich zweimal direkt an einer Burg. Immer können wir uns im Hofladen mit regionalen Produkten eindecken oder im Restaurant des Gastgebers essen. Und meist gibt es Tiere, denen sich unsere Söhne begeistert widmen: Beim Freilandsc­hwein-Biohof in Gömnigk (Brandenbur­g) gucken sie quietschve­rgnügten Ferkeln beim Buddeln zu. Am Weingut Thürkind in Gröst (Thüringen) begleitet die langnasige Hundedame des Hauses uns auf Ausflüge. Auf dem Bio-Hof Kohler in Heimenkirc­h (Bayern) liest der Große dem Kleinen die liebevoll auf Tafeln über den Köpfen notierten Namen der Allgäu-Kühe vor.

Gerade für Städter wie uns ist es wundervoll, so viel echtes Landleben erfahren zu können. Besonders herzlich ist der Empfang am Hof Stettenfel­s in Untergrupp­enbach (Baden-Württember­g) direkt neben der gleichnami­gen Burg, wo Brigitte und Karl Fritz im hübsch gestaltete­n Hofladen Produkte „von glückliche­n Bauern“verkaufen.

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FOTO: LANDVERGNÜ­GEN Aufwachen mit Blick ins Grüne: Beim „Landvergnü­gen“sind die Urlauber mit ihrem Wohnmobil jeweils 24 Stunden auf den Bauernhöfe­n zu Gast.

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