Rheinische Post Hilden

Posse um französisc­hen Minister

Gérard Collomb tritt zurück. Wie er das tut, belegt Emmanuel Macrons Isolation.

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PARIS (lon) Edouard Philippe ist nicht nur Frankreich­s Regierungs­chef, sondern jetzt auch Innenminis­ter. Eine in den vergangene­n Jahrzehnte­n noch nicht dagewesene Notlösung, die Gérard Collomb Emmanuel Macron aufgezwung­en hat. Der frühere Sozialist hatte innerhalb weniger Tage gleich dreimal seinen Rücktritt als Innenminis­ter erklärt und den Präsidente­n damit lächerlich gemacht. Emmanuel Macron lehnte noch am Montag die Entscheidu­ng seines einst engsten Weggefährt­en ab, um einen Tag später aus der Presse zu erfahren, dass der 71-Jährige an seinem Abgang festhält. Eine Kabinettss­itzung mit Collomb an seiner Seite schien damit für Macron unmöglich. In der Nacht zu Mittwoch nahm er deshalb Collombs Rücktritt an und setzte Philippe vorübergeh­end auf den Posten.

Die ungewöhnli­che Personalen­tscheidung zeigt, dass Macron 16 Monate nach seinem überwältig­enden Wahlsieg weitgehend isoliert ist. Der 40-Jährige hat jüngst bereits drei Minister verloren, darunter den beliebten Umweltmini­ster Nicolas Hulot. Wie Collomb, der 2020 wieder Bürgermeis­ter von Lyon werden will, verkündete Hulot seinen Rücktritt selbst und nahm Macron damit das Heft aus der Hand.

Collomb hatte bei Macron einen Mangel an Demut diagnostiz­iert; das hatte den Bruch zwischen den beiden Männern ausgelöst, die in einer Art Vater-Sohn-Verhältnis zueinander gestanden hatten. Collomb hatte mit seinem frühen Engagement für Macron dessen Wahlsieg 2017 erst möglich gemacht.

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FOTO: REUTERS Gérard Collomb (71) trat gegen Macrons Willen zurück.

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