Rheinische Post Hilden

Wie der Fußball sich ändern soll

Der 1. FC Union Berlin beklagt „krisenhaft­e Symptome“im Sport und hat deshalb ein Positionsp­apier veröffentl­icht.

- VON GIANNI COSTA

BERLIN/DÜSSELDORF Im deutschen Fußball ist derzeit einiges im Argen. Das war bislang vor allem viel gefühlte Wahrheit. Doch nun hat sich der erste Verein aus der Deckung gewagt und in einem Positionsp­apier Stellung bezogen. Zweitligis­t Union Berlin fordert einen „Kurswechse­l für den deutschen Profifußba­ll“. Das Präsidium der Eisernen setzt sich unter anderem für die Organisati­on und Vermarktun­g aller drei Profiligen unter dem Dach der Deutschen Fußball Liga (DFL), deren Aufstockun­g auf jeweils 20 Teilnehmer sowie den direkten Aufstieg aller Meister ein.

In dem Schreiben heißt es: Der deutsche Profifußba­ll leide derzeit an „krisenhaft­en Symptomen“, wie der fehlenden Konkurrenz im Kampf um die Meistersch­aft in der Bundesliga, dem frühzeitig­en Scheitern der Bundesliga-Vertreter in den europäisch­en Klubwettbe­werben sowie der zunehmende­n Entfremdun­g zwischen den wichtigen Interessen­gruppen.

„Wir halten einen Kurswechse­l, der den stufenlose­n Wettbewerb der Vereine in Deutschlan­d fördert und die unterschie­dlichen Positionen der verschiede­nen Interessen­gruppen im Fußball wertschätz­t und berücksich­tigt, für dringend notwendig“, sagt Union-Präsident Dirk Zingler. Weitere Vorschläge der Berliner sind, die Durchlässi­gkeit zwischen den Ligen über Play-off-Spiele mehrerer Mannschaft­en zu gewährleis­ten, die Begrenzung der Gehaltetat­s, eine drastische Erhöhung der bisherigen Ausbildung­sentschädi­gungen und die Profession­alisierung des Schiedsric­hterwesens. Wie der Klub berichtet, habe die DFL allen 36 Profiverei­nen einen Vorschlag für eine Strukturre­form zugeschick­t, über den am 13. Dezember im Rahmen einer DFL-Mitglieder­versammlun­g abgestimmt werden soll. Union sieht „jetzt die Chance, den deutschen Profifußba­ll nicht nur organisato­risch neu aufzustell­en, sondern auch inhaltlich neu auszuricht­en“.

Ist das nun der große Wurf, auf den alle gewartet haben? Gar eine Revolution, die da von Union Berlin angestoßen wurde? In der Branche zeigt man sich vor allem verschnupf­t über den Weg, den die Berliner gewählt haben. Max Eberl, Manager von Borussia Mönchengla­dbach, findet, es gebe ausreichen­d Anlässe wie „Versammlun­gen und Meetings“, in denen man die Ideen hätte ansprechen können. Dies sei ein geeigneter­er Rahmen, als einzelne Positionsp­apiere an alle Vereine rauszuschi­cken. „Ich bin spontan auch kein Freund von der Idee, die Liga aufzustock­en“, meinte Eberl. Für Eberl steht im Vordergrun­d, wie sich die Bundesliga gesamtheit­lich gegenüber anderen Ligen positionie­rt: „Da bin ich der Meinung, dass wir die Identität der Bundesliga ruhig auf einen hohen Sockel stellen sollen.“Dies müsse allerdings plausibel und mit guten Gründen geschehen.

Hinter den Kulissen ist die Stimmung derzeit extrem angespannt. Denn viele Vereine sind unzufriede­n und hoffen auf Änderungen. Doch welche? Und wann? Es gibt unzählige Strömungen und Allianzen. Union hat mit seinem Papier aber schon recht gut ausgedrück­t, was eine Vielzahl von Klubs beschäftig­t. Das Problem ist nur bei einer Organisati­on von so unterschie­dlichen Interessen unter einem Dach: die Großen der Branche Interessen sich vor allem um ihre eigenen Probleme, dahinter tummelt sich der aufgeregte Rest. Es ist auf jeden Fall etwas in Bewegung gesetzt worden. Und das war erst der Anfang. (mit sid)

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FOTO: IMAGO Auch die Union-Fans zeigen ihre Unzufriede­nheit. Ihre Meinung ist klar: Sie sind gegen die englischen Wochen und die Zerstückel­ung der Spieltage.

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