Die Clans sind auf dem Vormarsch
Jahrelang sammelten sie Beweise, hörten Telefonate ab. Im Januar dann starteten Ermittler in Deutschland und Italien eine der größten Aktionen gegen die italienische Mafia, die es in den vergangenen 20 Jahren je gegeben hat. Rund 170 Personen wurden festgenommen, elf davon in Deutschland.
Spätestens, seit in den Morgenstunden des 15. August 2007 sechs Menschen vor einer Pizzeria in Duisburg erschossen wurden, wird über Mafia in Deutschland diskutiert. Auffällig ist jedoch, dass es dabei meist um italienische Kriminelle geht. Dabei sind mafiöse Strukturen seit vielen Jahren auch in kleineren Städten hierzulande bekannt und dokumentiert – wenn man den Nationen-Filter einfach etwas breiter einstellt.
So landen Teile einer stadtbekannten Leverkusener Roma-Familie mit hunderten Angehörigen in regelmäßigen Abständen auf den Titelseiten, weil sie wegen Hartz-IV-Betruges, Enkel-Tricks und Schockanrufen von den Behörden verfolgt werden.
In Hilden wiederum musste ein türkisch-kurdischer Clan jetzt Besuch von Steuerfahndung und Polizei hinnehmen, weil Mitglieder Spielautomaten manipuliert haben sollen.
„Unheimliche Familienbande“beschreibt die Wochenzeitung „Die Zeit“das Phänomen der kriminellen Clans in Deutschland. Viele von ihnen seien in den 80er-Jahren vor dem Bürgerkrieg im Libanon nach Deutschland geflohen und dominierten nun in Berlin und Bremen, aber auch in NRW lukrative Bereiche der organisierten Kriminalität.
Spätestens seit der Razzia von Polizei und Steuerfahndung in der vergangenen Woche steht fest: Hilden liegt mittendrin in dieser kriminellen Entwicklung. pec