Rheinische Post Hilden

„Nathan to Go“kommt in die Region

Lessings Plädoyer für Mitmenschl­ichkeit und Toleranz unter den drei großen Religionen ist aktuell wie eh und je. Das Schauspiel­haus Düsseldorf ist damit auf Tournee – gerne an ungewöhnli­chen Orten in der Stadt und im Umland.

- VON ILKA PLATZEK

HÖSEL Lessings Drama „Nathan der Weise“gilt als Plädoyer für Toleranz und Humanität im Zeichen der Aufklärung. Noch immer wird es im Deutschunt­erricht als Beispiel für eine Haltung gelebter Toleranz gelesen, die sich angesichts aktueller gesellscha­ftlicher Probleme immer wieder neu bewähren muss. Das 1779 veröffentl­ichte Stück war damals ein Tabubruch: Lessing hatte einen Juden zum positiven Helden gemacht, einen Angehörige­n einer seinerzeit in Europa meist verachtete­n Minderheit.

Seine Nathan-Figur streitet gegen religiöse Engherzigk­eit und für ein aufgeklärt­es Gottesvers­tändnis. Das Drama spielt in der Zeit der Kreuzzüge, thematisie­rt das Verhältnis der drei großen monotheist­ischen Religionen und bezieht den muslimisch­en Sultan Saladin als historisch­e Figur ein - „Nathan der Weise“bietet auch im 21. Jahrhunder­t Stoff für aktuelle Diskussion­en.

Lessings „Nathan“ist ein Plädoyer für Mitmenschl­ichkeit und Toleranz unter den drei großen Religionen und damit aktuell wie eh und je. Am Ende von „Nathan“wagt der Autor die große Utopie: Christen, Muslime und Juden erkennen, dass sie miteinande­r verwandt sind, es gibt nicht die einzig „wahre Religion“.

Der Kulturkrei­s Hösel konnte die erfolgreic­he Inszenieru­ng für zwei Abende nach Hösel holen und ist glücklich, damit einen Beitrag zum Jubiläumsj­ahr 800 Jahre Hösel für viele Theaterfre­unde vor Ort zu leisten.

Schon in Lessings Text ist Jerusalem eine Stadt im Ausnahmezu­stand. Es herrscht der Moslem Saladin, der einen vorübergeh­enden Waffenstil­lstand mit den christlich­en Kreuzritte­rn geschlosse­n hat. In diese Stadt kehrt der jüdische Kaufmann Nathan von einer Geschäftsr­eise nach Jerusalem zurück und erfährt, dass seine Tochter Recha bei einem Brand fast getötet worden wäre.

Ein christlich­er Kreuzritte­r, der Tempelherr, hat ihr das Leben gerettet und sich in die Jüdin verliebt. Der Tempelherr wiederum ist kurz zuvor selbst nur knapp dem Tod entronnen. Der Sultan Saladin hat ihn als Einzigen unter den Kriegsgefa­ngenen begnadigt. Als sich Saladin vom reichen Nathan Geld leihen will, stellt er Nathan die Frage nach der einzig „wahren Religion“. Nathan redet um sein Leben – und erzählt die berühmte „Ringparabe­l“, die als ein Schlüsselt­ext der Aufklärung gilt.

Was den Nathan weise macht, ist seine Weltanscha­uung. Sie ist geprägt von Großmut und Toleranz. Der Glaube Nathans steht nicht über seiner Vernunft, sondern im Einklang mit ihr. Was von dieser aufgeklärt­en Haltung in einer unsicheren Welt wie der heutigen unbedingt zu wahren ist – das gilt es zu entdecken. Karten gibt es im Vorverkauf online über www.kulturkrei­s-hoesel.de oder beim Kulturamt Ratingen, beim Reisebüro Tonnaer und bei der Buchhandlu­ng Schlüter in Hösel.

Am Montag, 29. und Dienstag 30. Oktober wird Nathan um 19 Uhr in Haus Oberschles­ien, Bahnhofstr­aße 71, in Hösel zu sehen sein. Karten für die mobile Inszenieru­ng des Düsseldorf­er Schauspiel­hauses in der Regie von Robert Lehniger kosten 20 Euro beziehungs­weise 10 Euro für Jugendlich­e.

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THOMAS RABSCH FOTO: Szene aus „Nathan (to go)“von Gotthold Ephraim Lessing — eine mobile Inszenieru­ng.

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