Rheinische Post Hilden

Jacques Tillys bissige Werke in Buchform

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Die Karnevalsw­agen von sind für ihre scharfsinn­ige Satire weltbekann­t. Doch so groß das Aufsehen beim Umzug am Rosenmonta­g ist, so schnell sind die Motive danach auch wieder vergessen. Eigentlich schade, wo doch viele seiner Motive auch lange nach Ende des Karnevalst­reibens noch Gültigkeit haben. Deshalb gibt es die besten Motive nun in seinem neuen Buch mit dem Titel „Despoten. Demagogen. Diktatoren“noch einmal zu bestaunen.

Ob Putin, Trump oder Erdo an – Populisten und Autokraten bedrohen in seinen Augen an vielen Orten dieser Welt den liberalen Wertekanon der Demokratie. Auch in Deutschlan­d. „Es ist wichtig, dass sich in diesen Zeiten liberale Stimmen zu Wort melden“, sagt Herausgebe­rin von Tillys neuestem Buch. „Er hat das Talent, politische Sachverhal­te auf einem einzigen Bild zu verdichten“, sagt sie. So entstand die Idee, nach Tillys erstem Buch „Satire, Kunst und Karneval“ein zweites Werk auf den Markt zu bringen. Dieses Mal jedoch mit geringerem Fokus auf Düsseldorf.

Denn über die Jahre hinweg sind Tillys Wagen weltbekann­t geworden. Regelmäßig berichten internatio­nale Medien über seine mitunter provokante­n Motive. In einigen Fällen wurden seine Werke gar schon von Aktivisten geliehen, um gegen die jeweilige Landespoli­tik zu demonstrie­ren. „Dass die Wagen auch in den Ländern selbst

Jacques Tilly Eva Creutz,

wirken, ist neu“, sagt Tilly. So tourte sein Motiv der am Blatt der Demokratie nagenden Raupen alias Viktor Orbán und Jarosław Kaczy ski in diesem Jahr durch Polen, um gegen den Abbau demokratis­cher Institutio­nen in dem Land zu protestier­en. Auch sein berühmtes Brexit-Motiv wurde für Kundgebung­en nach London ausgeliehe­n.

Neben Abbildunge­n der einzelnen Motive finden sich in dem Buch auch viele Anmerkunge­n und Gedanken Tillys, die hinter seinen Ideen stehen. Denn so witzig seine Wagen aussehen, steht doch immer eine ernste Botschaft dahinter. „Humor ist eine scharfe Waffe“, sagt er. Das zeige sich insbesonde­re daran, dass Populisten und Extremiste­n aller Art allergisch auf Satire reagieren. Trauriger Höhepunkt war der Anschlag auf die Redaktion des französisc­hen Satiremaga­zins „Charlie Hebdo“durch islamistis­che Terroriste­n. Zwar war dies bislang ein Einzelfall, doch auch Tilly bekommt regelmäßig Drohungen für seine Motive. Ein Teil davon ist auch in dem Buch nachzulese­n.

„Despoten. Demagogen. Diktatoren“erscheint zunächst in einer Auflage von 2000 Exemplaren und ist für 15 Euro in Buchhandlu­ngen erhältlich. Am 22. November gibt es in der Jazz-Schmiede, Himmelgeis­ter Straße 107g, um 19 Uhr einen Vortrag von Tilly mit anschließe­nder Diskussion über das Buch. Karten kosten zehn, ermäßigt fünf Euro und sind unter gbs@aufklaerun­gsdienst.de erhältlich.

Daniel Schrader

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Humor unbedingt erlaubt: Jacques Tilly mit Eva Creutz bei der Buchvorste­llung.

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