Rheinische Post Hilden

Neuhaus zum ersten Mal als Profi gegen die Bayern

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÜNCHEN Wer weiß, was heute wäre, wenn sich Florian Neuhaus mit zehn Jahren entschiede­n hätte, ein „Roter“zu werden. Vielleicht würde er für die Bayern spielen gegen Borussia Mönchengla­dbach und nicht mit Borussia bei den Bayern. Denn der FC Bayern wollte ihn haben, den Knirps mit dem großen Talent, und sein Vater wäre auch stolz gewesen, schließlic­h ist er Bayern-Fan. Doch als die erste große Karriereen­tscheidung zehn Jahre dort gespielt zu haben“, erklärte Neuhaus.

Die Fans von Fortuna Düsseldorf, an die Borussia ihn eine Saison auslieh, werden so eine Geschichte gern gehört haben, gehört zum allgemeine­n Liedgut des Aufsteiger­s doch der Song „Ich würde niemals zum FC Bayern gehen“von den „Toten Hosen“. Ob ein Spieler mit dem Können eines Florian Neuhaus so etwas kategorisc­h ausschließ­en wird, sei dahingeste­llt, doch damals war es so — weswegen der am Samstag nun gegen die Bayern antritt in dem Stadion, das er nur in der blauen Variante kennt.

Rot wird sie leuchten bei Neuhaus’ Premieren-Spiel als Profi bei den Bayern. Hinter verschloss­enen Türen wird deren großer Boss Uli Hoeneß vielleicht schon mal geflucht haben, dass dem Branchenpr­imus dieser großartige Kicker durch die Lappen gegangen ist. Borussias Manager Max Eberl, der zugriff, als Neuhaus nach dem Abstieg der „Löwen“ablösefrei zu haben war, weiß indes auch, dass Neuhaus auf dem „Im-Blickfeld-für-die-Zukunft“Zettel der Bayern stehen wird. Alles andere wäre höchst verwunderl­ich.

Für Neuhaus, geboren in Landsberg am Lech, bedeutete die Rückkehr in die alte Heimat erstmal Organisati­ons-Stress. „Ich musste einige Karten besorgen“, gestand er. „Die ganze Familie wird da sein.“Sein Ansinnen, mit Borussia beim Rekordmeis­ter den ersten Auswärtssi­eg der Saison zu schaffen, bringt seinen Vater in einen Zwiespalt, zumal Gladbach an den Bayern vorbeizieh­en und sie in eine noch tiefere Sinnkrise stürzen würde. Doch der Mann ist das gewohnt, und zum Sohn zu halten, wenn der mit dem Erzrivalen 1860 gegen die Bayern spielt, ist vermutlich noch komplizier­ter.

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