Lernhelfer schlagen Alarm: Schüler lesen schlechter
Der Verein sucht dringend weitere Mitstreiter
HAAN Kindern mit Leseschwächen den Spaß an der Lektüre zu vermitteln, ist gar nicht so einfach. Dafür braucht es Einfühlungsvermögen und Geduld. „Und auch eine individuelle Einzelbetreuung“, sagt Gudrun Obermeier. Sie ist eine von aktuell 45 Ehrenamtlern des Vereins Mentor Leselernhelfer, der seit neun Jahren in Haaner Grundschulen, aber auch in weiterführenden Schulen unterwegs ist, um mit bestimmten Kindern das Lesen zu üben.
Die Nachfrage an Mentoren sei ungebrochen hoch und im vergangenen Jahr sogar durch die Anzahl an Flüchtlingskindern gestiegen. „Aktuell kommen auf einen Mentor drei Kinder, aber der Bedarf ist deutlich höher.“Nun sucht der Verein händeringend nach weiteren Mitstreitern und wendet sich an die Öffentlichkeit. Der Hilferuf passt in die Zeit: Anfang dieser Woche kam die alarmierende Nachricht, dass jeder fünfte Zehnjährige nicht textverstehend lesen kann.
„Das Einzige, was man als Mentor mitbringen muss“, sagt Obermeier, „ist ein Herz für Kinder und ein wenig Zeit.“Alles andere werde den Ehrenamtlern von den langjährigen Mentoren, darunter auch zahlreiche pensionierte Pädagogen, beigebracht. Denn längst nicht alle Ehrenamtlichen, zwischen 40 und 80 Jahre alt, sind ausgebildete Lehrer, betont Barbara Olbertz. In der Regel besuchen sie einmal die Woche eine Schule. In einem separaten Raum sitzen Mentor und Schüler dann zusammen, üben gemeinsam das Lesen. „Die Schüler werden uns von den Lehrern vermittelt. Das ist so, als würde man mit dem eigenen Kind zu Hause Hausaufgaben erledigen“, erklärt Olbertz. Eine Aufgabe, die in vielen Haushalten schlichtweg zu kurz kommt, bemerkt Vereinsmitglied und Mentorin Angelika vom Bovert-Zybura.
Immer mehr Schüler können nicht mehr richtig lesen, das merkt auch Haan. Sie haben auch weit bis in höhere Klassen hinein Schwierigkeiten, diverse Buchstabenkombinationen zu entziffern und dann auch das Gelesene zu verstehen. Und obwohl die Anzahl an Schülern pro Lehrkraft geringer ausfällt als noch vor einigen Jahren, fehlt den Pädagogen schlichtweg die Zeit, sich mit einzelnen Schülern zu beschäftigen. In diesen Fällen springen die Mentoren ein. „Es ist einfach ein tolles Gefühl, so etwas Sinnvolles zu tun“, sagt Obermeier.
Wer sich berufen fühlt und gerne als Mentor helfen will, kann sich melden bei Gudrun Obermeier (Tel. 02129 50 94 2), Barbara Olbertz ( Tel. 02129 520 51) oder Ingeborg Stelzer (Tel. 02129 16 08).