Am Rande des Weltalls
Schüler des Helmholtz-Gymnasiums Hilden lassen eine Sonde mit einem Heliumluftballon aufsteigen. Im Rahmen eines Jugend-forscht-Projekts möchten sie das Verhalten von biologischen Proben in der Stratosphäre erforschen.
HILDEN 8:15 Uhr - Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein, es ist windstill. Besser könnten die Wetterbedingungen für den Stratosphärenflug nicht sein. Schüler aller Jahrgangsstufen sind involviert und warten auf dem Schulhof.
Auch Robin aus der sechsten Klasse freut sich auf das Experiment: „Das Projekt ist etwas ganz Besonderes. Schon seit den Osterferien finden Vorbereitungen statt. Gemeinsam fiebern wir alle mit und hoffen dass alles gut geht.“Das Forschungsprojekt ist eine Zusammenarbeit von verschiedenen Fachbereichen des Gymnasiums. Physik, Biologie, Chemie, Technik und Erdkunde - jedes Team bekommt eine fachspezifische Aufgabe. Im Kontrollzentrum werden Landkarten, Wetterbedingungen und GPS-Koordinaten überwacht, Techniker sind für die Kamera-Live-Übertragung verantwortlich.
Schüler aus dem Leistungskurs Physik füllen Helium in einen großen Ballon. An einer 18 Meter langen Schnur sind ein Fallschirm und eine Sonde, in der sich Kamera, Handy, Powerbank, Wärmesensor Platine und biologische Proben befinden, befestigt. Die Schüler des Helmholtz-Gymnasiums möchten erforschen, wie sich die biologischen Proben in der Stratosphäre bei 39.000 Metern Höhe verhalten. Projektleiter Bernhard Osterwind ist vor dem Abflug zuversichtlich: „Das Experiment ist spannend ohne Ende. So viele Leute waren zuvor noch nie bei einem Jugend-forscht-Experiment involviert. Ich denke, viele sind davon fasziniert, dass die Sonde bis an den „Rand des Weltalls“aufsteigen soll. Man weiß nie, was alles schief gehen kann.“
Um 8:22 Uhr ist es soweit. Der Heliumballon hebt ab, und verschwindet in der Weite des leuchtend blauen Himmels. Der Flugverlauf des Ballons kann im Kontrollzentrum überwacht werden. Außer einer kleinen GPS-Störung zu Beginn des Fluges, gibt es keine Schwierigkeiten. Alles verläuft problemlos, wunderbar. Das Handynetz reicht bis circa 800 Meter in die Höhe, danach bricht der Livestream ab. Sobald die Sonde im Sinkflug wieder tief genug ist, soll eine Liveübertragung möglich sein. Um 8:57 Uhr fliegt der Ballon bereits über Wuppertal, seine derzeitige Flughöhe beträgt 5900 Meter. Der Ballon steigt drei Meter pro Sekunde, seine Geschwindigkeit variiert.
Die Geschwister Cedric und Dario aus der zwölften Klasse sitzen am Computer und beobachten das GPS-Signal. Sie vermuten, dass der Ballon auf circa 30.000 Metern Höhe geplatzt sein muss, da das GPS Signal auf einer Höhe von rund 24.000 Metern verschwunden ist. Um die geplante Höhe von 39.000 Metern zu erreichen, hätte der Ballon für einen längeren Zeitraum in der Luft sein müssen, bis das GPS-Signal wieder aktiv wurde.
Um 12 Uhr ist die Sonde noch 3200 Meter vom Erdboden entfernt. 2500 Meter: Die Schüler sichten zwischen Wald und Bergen auf der Landkarte einen See. Am schlimmsten wäre eine Wasserlandung. 1700 Meter, 1200 Meter, Endspurt. Der Risikobereich kann ausgeschlossen werden. Die Landezone wird ein Wald im Stormbrucher Sauerland. Die letzten 600 Meter bis zur Landung sind schneller erreicht als erwartet. Das Livebild erscheint auf der großen Leinwand. Das Bild dreht sich,
es sind Äste und Blätter zu sehen, darunter Waldboden. Die Sonde hängt bereits in einer Baumkrone. Die Handykamera hat den Absturz offensichtlich überlebt. Jubel und Applaus. Schüler, Lehrer und Eltern sind begeistert. Auch Schulleiterin Barbara Krieger freut sich über den gelungenen Tag: „Von dem Ereignis werden die Schüler auch in 30 Jahren noch berichten. Bei so einem praktischen Experiment können die Kinder viel intensiver lernen als im theoretischen Unterricht. Ich finde es toll, dass alle Teams so gut zusammen arbeiten, das fördert den Zusammenhalt.“
Wenig später erreicht das erste Bergungsteam die Sonde, die sich in der 18 Meter hohen Baumkrone befindet. Alle sind auf die Auswertung der Reagenzglasproben gespannt. Auf das Ergebnis müssen die jungen Wissenschaftler jedoch warten, da sich die Bergung der Sonde schwieriger gestaltet, als gedacht. Bernhard Osterwind merkt an: „Dass nicht immer alles 100-prozentig klappt, das ist Wissenschaft. Das Ergebnis ist am Anfang des Experiments offen, das ist gerade das Interessante.“
Fortsetzung folgt.