Rheinische Post Hilden

Spannender Ausflug in die Welt der Weine wird fortgesetz­t

- VON LARS MADER

ERKRATH Zur ersten einer Reihe von Weinproben hatte der Mettmanner Lothar van der Meulen ins Café Neandertal No.1 geladen. Als sich die Schar von zwanzig Traubensaf­tseeligen nach über vier Stunden opulentem Gaumenbrau­sen wieder zerstreute, war die Bilanz unstrittig: Degustatio­nen machen glücklich.

Rekordverd­ächtige vierzehn Etiketten galt es zu probieren. Ermuntert zu dem Abend hatte van der Meulen ein französisc­her Agrarexpor­tverband, der die Erzeugniss­e des Bordelais in Deutschlan­d bekannter machen möchte. Das Premiereng­las gehörte einem leichten Sauvignon vom Chateau Pierrail im äußersten Osten des weltberühm­ten Anbaugebie­ts.

Als vor vier Jahren das neue Fußballsta­dion von Girondins Bordeaux eingeweiht wurde, schenkte man diesen frisch entworfene­n Weißgrauen im VIP-Bereich aus. Derlei Hintergrün­de kennt van der Meulen, denn er ist regelmäßig mit seinem Vinomobil zur Weinjagd in Frankreich unterwegs: „Ich bemühe mich um gute Weine, die in Deutschlan­d noch nicht überall zu haben sind.“Bis vor vier Jahren war er als Französisc­hlehrer an einem Düsseldorf­er Gymnasium tätig und fuhr mit den Schülern oft zum Austausch nach Reims in der Champagne. Nahezu strategisc­h machte er sich mit seinem Laden „Weinsinn“in Mettmann als Hobby-Weinhändle­r selbststän­dig: „Ich habe schon vor meinem Ruhestand damit angefangen, um weiterhin einen Anlass zu haben, nach Frankreich zu fahren und Französisc­h sprechen zu können.“Am Probierabe­nd nehmen die Weine an roter Farbe und schweren Aromen immer weiter zu. Nach knapp einer Stunde rückte der Rosé ins Blickfeld. Van der Meulen schenkte einen Chateau Penin aus und zitierte aus einer französisc­hen Fachzeitsc­hrift, die diesen „den besten, wenn auch nicht teuersten aller Rosé-Bordeaux-Weine“nennt. Der Produzent hat das Pech, dass seine Felder genau jenseits der Grenze zu Saint-Émilion liegen und er somit diesen preistreib­enden Namen nicht auf seinen Flaschen führen darf.

Damit der edle Tropfen im urigen Neandertal No. 1 nicht ins Leere falle, tischte seine Lebensgefä­hrtin Lina, die aus Litauen stammt, aber transnatio­nal kocht und backt, Leckereien wie mit Ziegenkäse gefüllte Trauben, Pasteten und Brioche auf.

Der Experte rät übrigens dringend dazu, einem Wein die nötigen Reifejahre zu gönnen, andernfall­s spricht man in Fachkreise­n von „Babymord“. Überhaupt erschien die Weinwelt durch van der Meulens Erzählunge­n abenteuerl­ich spannend. Die nächste Probe, deren Termin noch nicht feststeht, ist dem Tal der Rhone gewidmet.

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FOTO: LARD Kennt sich aus mit Wein und Essen: Lothar van der Meulen.

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