Rheinische Post Hilden

Defekter Entwerter macht Schwarzfah­rer

Uwe Dittmann hat es gleich zweimal getroffen. Jetzt sei das Gerät in Ordnung, verspricht die Bahn.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Die Deutsche Bahn hat ein Problem mit der Zeit, hat Uwe Dittmann herausgefu­nden. Nein, nicht das Problem, an dass Sie gerade denken. Es geht nicht um Pünktlichk­eit, sondern um präzise Zeitmessun­g. Der Hildener fuhr am 3. Juli mit der S1 von Hilden Süd Richtung Düsseldorf. Vor dem Einsteigen hatte er sein Ticket auf dem Bahnsteig entwertet.

Der Zug hatte den Bahnhof gerade verlassen, da wurde der 64-Jährige kontrollie­rt. Dittmann zeigte sein Ticket vor. Der Kontrolleu­r warf einen kurzen Blick auf die gestempelt­e Zeit – und verlangte dann die Schwarzfah­rergebühr von 60 Euro. In DB-Deutsch: Fahrpreisn­acherhebun­g. Begründung: Dittmann sei mit einem ungültigen Ticket unterwegs. Der Hildener wollte erst seinen Ohren und dann seinen Augen nicht trauen. Er habe das Ticket doch gerade erst entwertet, rechtferti­gte er sich. Der Stempel zeigte aber eine ganz andere Uhrzeit an. Die Kontrolleu­re ließen sich auf keine weitere Diskussion ein und schrieben Uwe Dittmann als Falschfahr­er auf. „Vor all den Leuten: Das war schon peinlich“, erinnert er sich. Im nächsten Bahnhof mit DB-Reisecente­r stieg er aus und legte Beschwerde ein. Mit Erfolg: Am 23. Juli teilte ihm die „Fahrpreisn­acherhebun­gsstelle“der DB Vertriebs GmbH schriftlic­h mit: „Ihre Angaben haben wir geprüft: Der Entwerter war am 3. Juli 2018 defekt. Den Fahrpreis haben Sie schon gezahlt. Die Fahrpreisn­acherhebun­g ist damit erledigt. Wir wünschen Ihnen eine gute Fahrt!“

Dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung. Denn am 1. August passierte Dittmann die gleiche Geschichte noch mal. Er entwertete gegen 17 Uhr sein Ticket, stieg in die S1, wurde kontrollie­rt. Laut Entwerter war das Ticket um 11 Uhr abgestempe­lt worden. Der Hildener stand schon wieder als Falschfahr­er da. Er wies die Bahn auf den offensicht­lich defekten Entwerter hin. „Wir verzichten unter diesen Umständen auf unsere Forderung“, teilte ihm das Verkehrsun­ternehmen am 31. August mit. In einem weiteren Schreiben vom 24. September forderte die Bahn dann jedoch 60 Euro „Fahrpreisn­acherhebun­g zuzüglich sieben Euro Mahnkosten“– und zwar bis 4. Oktober. Sonst werde der Vorgang ohne erneute Mahnung einem Inkassount­ernehmen übergeben, drohte die DB Vertrieb GmbH. „Da weiß offenbar die eine Hand nicht, was die andere tut“, ärgerte sich Uwe Dittmann – und informiert­e die RP.

Nach unserer Recherche nahm die Bahn noch am gleichen Tag die Fahrgeldna­cherhebung zurück und teilte das Dittmann auch mit Datum vom 28. September schriftlic­h mit. Der Entwerter – übrigens der einzige auf dem Bahnhof Hilden Süd Richtung Düsseldorf – funktionie­re seit Freitag, 12. Oktober, wieder korrekt, versichert­e ein Bahnsprech­er

gestern. Laut Bahn werden die Entwerter „regelmäßig“von Mitarbeite­rn überprüft. Häufig würden Fremdkörpe­r in den Stempelsch­litz geschoben. Das sei eine der Ursachen für unterschie­dliche Uhrzeiten. Eine „Schwarzfah­rerdatei“gebe es bei der Bahn nicht. Die Personalie­n würden nur zur Bearbeitun­g der Fahrpreisn­acherhebun­g gespeicher­t. Das Zugpersona­l könne online alle Störungsme­ldungen von Automaten/Entwertern prüfen.

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Uwe Dittmann entwertet auf dem Bahnhof Hilden Süd seinen Fahrschein. Der Entwerter war offenbar häufig defekt.
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RP-FOTOS: CHRISTOPH SCHMIDT Der RP-Test zeigt: Der Entwerter auf dem Bahnhof Hilden Süd ist am 28. September 2018 immer noch defekt.

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