Borussia trauert um Urgestein Wilfried Micke
Mit 74 Jahren ist nach langer Krankheit Wilfried Micke gestorben, über Jahrzehnte hinweg eine der prägnanten Persönlichkeiten des deutschen Tischtennissports. „Ich wüsste nicht, wo die Borussia heute stünde, wäre Wilfried nicht in dem Team gewesen, das das Fundament gelegt hat“, erläutert Borussia-Manager Andreas Preuß.
Micke ist für Preuß das „Role Model“. Als Spieler holte Micke damals noch für den PSV Borussia fünf deutsche Mannschaftsmeisterschaften und drei Pokalsiege. Er spielte mehr als 400 Mal in der Bundesliga, trat 1979 als Aktiver zurück. Alles ehrenamtlich. Vom heutigen professionellen Tischtennissport war man damals auch in Düsseldorf noch meilenweit entfernt.
Die Schritte zur Professionalisierung leitete der 1943 in Dortmund geborene als ehrenamtliche Manager der Borussia ein. Unter seiner Ägide kamen mit Hajo Nolten und Ralf Wosik die beiden ersten „Halbprofis“an den Staufenplatz. 1986 lotste er die beiden späteren Doppel-Weltmeister und Olympia-Silbermedaillengewinner Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner nach Düsseldorf. „Wilfried hatte immer einen guten Instinkt, die richtigen Leute zu verpflichten“, so Preuß.
Kein Wunder also, dass der charismatische in Jamaika geboren farbige Engländer Desmond Douglas sofort in Tischtennis-Deutschland einschlug. Fünf Deutsche Meisterschaften und vier Pokalsiege half Douglas zu gewinnen. Als er sich aus Düsseldorf verabschiedete, gelang Micke mit der Verpflichtung von Jörgen Persson aus Schweden der nächste Coup. Persson wurde später zu einem der erfolgreichsten europäischen Tischtennisspieler. Wohl auch, weil Micke Mario Amizic 1986 überzeugte hatte, das Sagen in der Trainingshalle zu übernehmen.
Fast nebenbei baute Micke als seinen Broterwerb seit 1970 einen der inzwischen größten Tischtennis-Versandhandel, inklusive 40 Shops, auf. 1994 übergab Micke das Borussia-Manageramt an Preuß, den er zehn Jahre zuvor als Spieler verpflichtet hatte. „Er war mein Ziehvater“, verrät Preuß. „Wilfried hatte immer Ziele vor Augen und konnte auf der gesamten Klaviatur, wie man die Ziele erreicht, von unbequem bis herzlich, spielen. Ihm gebührt in der Borussia Historie ein Ehrenplatz.“