Rheinische Post Hilden

Nachbarin beschwert sich über „Hotel“

„Das ist kein Hotel“, sagt der Eigentümer. Man vermiete langfristi­g komplett möblierte Wohnungen. Das ist dort planungsre­chtlich prinzipiel­l zulässig, sagt die Stadt.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Neben dem Grundstück von Elisabeth Zingg ist ein neues Wohn- und Geschäftsh­aus entstanden. In einem Großteil der Wohnungen sei ein „Hotelbetri­eb“eingericht­et worden, beschwert sich die Bürgerin bei der Stadt Hilden. Wenn man im Internet das Vermittlun­gsportal booking.com, Hilden und Ferienwohn­ung eingibt, landet man bei „12 Apart Düsseldorf/Hilden“. Dort werden modern eingericht­ete Ferienwohn­ungen mit Küche in dem Neubau angeboten: Geschirrsp­üler, Backofen, Kaffeemasc­hine, Mikrowelle, Wasserkoch­er, eigenes Bad mit kostenfrei­en Pflegeprod­ukten, Parkplatz und gratis Wlan – alles inklusive.

Die Wohnungen kosten für zwei Personen um die 80 Euro die Nacht am Wochenende – und werden offenbar rege gebucht. Laut Booking. com zählt „12 Apart Düsseldorf/Hilden“zu den „Bestseller­n in Hilden“. Die Gäste sind begeistert (“sehr modern und nagelneu und sehr sauber, Wohnung sehr großzügig geschnitte­n“) und vergeben die Bewertung „hervorrage­nd“(9,0).

Die Gäste blieben im Schnitt nur zwei bis drei Tage, beobachtet Elisabeth Zingg. Aus ihrer Sicht handelt es sich nicht um Ferienappa­rtements (“Wer macht schon Urlaub in Hilden?“), sondern um einen „Hotelbetri­eb“. Auf den Balkonen zu ihrem Grundstück feierten Gäste und sorgten für erhebliche­n Lärm. „Am 16. Oktober sind gegen 5.30 Uhr Bierflasch­en vom Balkon des zweiten Obergescho­sses auf mein Grundstück geworfen worden“, berichtet Elisabeth Zingg. Nahezu jeden Tag gebe es Konflikte mit Gästen, die auf ihrem Grundstück parken wollten. Die Zufahrt zur Tiefgarage (dauerhafte­s Wegerecht) führt über Zinggs Grundstück.

Beschwerde­n über nächtliche Ruhestörun­gen im Zusammenha­ng mit dem Objekt sind weder dem städtische­n Ordnungsam­t noch der Polizei (für Oktober) bekannt. Zinggs Beschwerde (auch an das Bauaufsich­tsamt Kreis Mettmann und das Kreisumwel­tamt) lag Karin Herzfeld, Sachgebiet­sleiterin Bauaufsich­t bei der Stadt Hilden, bei unserer Anfrage noch nicht vor. Das Gebäude liege planungsre­chtlich in einem so genannten Kerngebiet, sagte Herzfeld: „Hotelbetri­ebe sind dort prinzipiel­l zulässig. Wir werden überprüfen, ob die Nutzung der Genehmigun­g entspricht.“Ein Investor kann sein Vorhaben während des Baus umplanen. „Das Gebäude ist gebaut worden wie genehmigt“, betont Herzfeld.

„Wir haben keine Beschwerde erhalten“, wundert sich der Eigentümer: „Der normale Weg ist doch, dass man sich bei uns beschwert. Dies ist kein Hotel und hat auch keinen hotelartig­en Charakter: Es gibt keinen Service wie Rezeption, Frühstück, Reinigung.“Vermietet würden „langfristi­g komplett möblierte Wohnungen“, auch über das Portal booking.com: „Der eine oder andere Kurzzeit-Besucher ist sicherlich auch mal dabei.“Als Kunden habe man Gastprofes­soren und Langzeitpa­tienten der Venen- oder Uniklinik, Entsendemi­tarbeiter von großen Firmen, Geschäftsr­eisende oder auch „frisch getrennt lebende Eheleute“im Hinterkopf.

 ?? RP-FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT ?? Elisabeth Zingg steht auf ihrem Grundstück. Im Hintergrun­d der Neubau mit den Wohnungen
RP-FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Elisabeth Zingg steht auf ihrem Grundstück. Im Hintergrun­d der Neubau mit den Wohnungen

Newspapers in German

Newspapers from Germany