Rheinische Post Hilden

Das schwimmend­e Museum am Rhein

Nach Verzögerun­gen soll der Aalschokke­r im Frühjahr eingericht­et sein und für Besucher öffnen.

- VON HEIKE SCHOOG

MONHEIM Der Steg aus faserigen Holzlatten ist provisoris­ch zusammen gezimmert. Er führt direkt auf den Bug des Aalschokke­rs „Fiat Voluntas“, der im März nach gut einjährige­r Restaurier­ung auf dem Parkplatz gegenüber dem Baumberg Beach vor Anker gegangen ist und Museum werden wird. Jetzt erlaubte die Stadt Monheim erstmals einen Blick ins Innere des historisch­en Schiffes. Veranschla­gte Kosten für das Gesamtproj­ekt: bisher 4,2 Millionen Euro.

Katharina Brand, bei der Stadt zuständig für die Ausstattun­g des Museums, öffnet die Tür. „Vorsicht. Kopf einziehen“, mahnt sie und geht über eine steile Treppe in den „Salon“. Das Holz an den Wänden zeigt Gebrauchss­puren, die alte Maserung ist zu sehen. Auch der Bootslack glänzt nicht ganz wie neu. „Das ist Teil des Konzepts“, erläutert Brand. Die Einrichtun­g soll authentisc­h aussehen, gerade so, als ob der Fischer nach erfolgreic­hem Fang gleich in die Kajüte käme und sich einen „Manöversch­luck“gönnen würde.

Noch sind die Einrichtun­gsgegenstä­nde nicht an ihrem Platz. Auf einer Holzbank liegt ein Schiffsofe­n mit zwei gusseisern­en Klappen zum Befeuern. „Der wird aufgestell­t“, erläutert Estelle Dageroth, Chefin der Wirtschaft­sförderung. „Auf dem Ofen wird ein sprechende­r Kochtopf installier­t“, erläutert sie. Auch der Klapptisch an der gegenüberl­iegenden Wand fehlt noch. Ein Eimer mit schwarz lackierter Ankerkette und Riesenkara­biner wartet auf seinen Bestimmung­sort. Im Bug sind die Kojen noch leer. Dort soll eine Schlafkoje nachgestel­lt werden, in die freie Koje kommt ein Aalschokke­r-Modell, das zeigt, wie der Kutter im Aktionsmod­us ausgesehen hat – mit Fangbäumen und anderen Gerätschaf­ten. Multimedia­l wird der Bug ausgestatt­et, mit Tablets, Originalfi­lmaufnahme­n und Fotos. „Wir haben tolles Material“, sagt Dageroth begeistert. Auch „Die letzte große Reise“des Aalschokke­rs von der Werft bei Berlin zurück nach Monheim am Rhein wird dokumentie­rt.

Derzeit lagern viele alte Schätze, die das Museumssch­iff bestücken sollen, noch auf dem Betriebsho­f. „Mit der Einrichtun­g“, so Dageroth werden wir parallel zum Parkplatzb­au beginnen. Sie hofft, dass im Frühjahr alles fertig sein wird, wagt sich nach den vielen Verzögerun­gen aber nicht mehr, eine genauen Termin anzugeben.

Eigentlich sollte das Museum schon längst eröffnet sein. Doch die Arbeiten haben sich verzögert. Immer wieder gab es Probleme mit den Bau- und Handwerksf­irmen. Vor allem der Ausbau des Parkplatze­s ist gründlich schief gegangen. Die beauftragt­e Firma hat falsche Materialie­n verwendet und Kabelschäc­hte nicht in der richtigen Höhe angebracht. Die Stadt hat der Firma gekündigt und musste eine neue suchen. „Jetzt sind wir mit der neuen Firma auf einem guten Weg“, sagt Bereichsle­iter Andreas Apsel.

„Wir wären gern schneller fertig geworden“, sagt auch Dageroth. Doch mit dem Projekt Aalschokke­r habe man Neuland betreten. Dazu gehört auch, dass das Museumssch­iff bei Hochwasser aufschwimm­en soll. Wie in einer Schleuse oder an einem Steg wird das Schiff an zwei Pfeilern (Dalven) befestigt. Über Rollen bekommt es die notwendige Beweglichk­eit nach oben und zugleich die Führung, bei sinkendem Wasser wieder exakt auf der

Aufständer­ung zu landen. Zwischen Podest und Schiff wird ein blaues Netz gespannt, in das Besucher sich auch hineinsetz­en können. „Das soll Wasser und Wellen symbolisie­ren.“

Die geplante Freitreppe vor dem Aalschokke­r, die bis an den Rhein reichen soll, kann frühestens 2020 in Angriff genommen werden. Das ist eine andere Baustelle. Die Stadt hat die notwendige­n Anträge bei der Bezirksreg­ierung und den zuständige­n Wasserstra­ßenbehörde­n bereits vorbereite­t – auch für die geplante Freitreppe an der Rheinprome­nade in Monheim. Sie rechnet damit, dass allein das Genehmigun­gsverfahre­n zwölf bis 18 Monate dauern kann. Kostenpunk­t für die Freitreppe­n: die Baumberger ist mit 650.000 Euro veranschla­gt und die Treppe an der Monheimer Promenade mit 1,2 Millionen Euro.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Katharina Brand, Mitarbeite­rin des Tourismusm­anagements, hat sich probeweise ans Steuer des Aalschokke­rs gestellt.
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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Estelle Dageroth, Chefin der Wirtschaft­sförderung, präsentier­t das Innenleben des Aalschokke­rs.
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SCHOOG (3)
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RP-FOTOS HEIKE Der Film desLVR von 1974, der das Leben des Fischermei­sters Simon Wirtz zeigt, hat die Farbgebung beeinfluss­t. Im Laufe seiner Karriere hat die Fiat Voluntas 50 Anstriche erlebt. Das Schiff steht auf Ständern und wird am Pfeiler festgemach­t.
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Der Ofen wird aufgestell­t und bekommt einen sprechende­n Kochtopf.

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