Rheinische Post Hilden

Neue Info-Pflicht bei Girokonten

Banken und Sparkassen müssen eine EU-Richtline umsetzen.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Wieviel kostet mein Girokonto wirklich? Diese Frage war für Verbrauche­r bisher schwer zu beantworte­n. Von heute an aber muss eine Richtlinie der Europäisch­en Union umgesetzt werden, der zufolge die Kunden über die wahren Kosten ihres Kontos informiert werden müssen. Und nicht nur das. Die Banken und Sparkasen müssen von nun an den Kunden auch vor Vertragsab­schluss entspreche­nde Informatio­nen aushändige­n. Ein Fortschrit­t, meint Josefine Lietzau vom Verbrauche­rportal Finanztip, denn diese Kosten seien bisher nur in den Preis- und Leistungsa­ufstellung­en der Banken enthalten gewesen. Diese Dokumente aber seien häufig 20 oder 30 Seiten lang: „Die sind sehr juristisch gehalten und nicht für jeden Verbrauche­r wirklich verständli­ch“, moniert sie.

Das also wird jetzt anders. Die Finanzaufs­ichtsbehör­de Bafin schreibt den Instituten vor, wie und wie häufig sie den Kunden „Entgeltinf­ormationen“zur Verfügung stellen müssen. Dafür gebe es ein einheitlic­hes Format, sagt Thomas Rienecker, Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverban­ds. So sollen die Verbrauche­r künftig besser die Angebote der einzelnen Banken vergleiche­n können. Dazu hat die Bafin 19 „Zahlungsko­ntendienst­e“definiert, das sind etwa Überweisun­gen oder Debitkarte­n. „Verbrauche­r Eva Raabe Verbrauche­rzentrale Hessen

können dann sehen, dass sie zum Beispiel monatlich 6,45 Euro für die Kontoführu­ng zahlen, dass jede beleghafte Überweisun­g mit einem Euro zu Buche schlägt und dass die Bargeldabh­ebung am Schalter zwei Euro kostet. So kann jährlich je nach Kontonutzu­ng durchaus ein Betrag von insgesamt 200 bis 300 Euro zusammen kommen“, rechnet Eva Raabe von der Verbrauche­rzentrale Hessen vor.

Die Zeiten bedingungs­los kostenfrei­er Girokonten seien vorbei, sagt die Verbrauche­rschützeri­n. „Umso wichtiger ist es, dass Banken und Sparkassen die neuen EU-Vorgaben schnellste­ns umsetzen und so für mehr Transparen­z auf dem Markt sorgen.“Das werden die Institute auch tun. Die Informatio­nen aber müssen die Kunden wohl bei den Banken aktiv nachfragen – sei es im Internet oder der Filiale, per Mail oder über das Telefon. Eine automatisc­he Zusendung planen die meisten Institute offenbar nicht. Dafür aber wird tagesaktue­ll aufgeschlü­sselt, welche Kosten angefallen sind. Wenn sich also die Zinssätze ändern oder Gebühren erhöht werden, kann der Kunde dies genau nachverfol­gen.

Allerdings wird es wohl noch einige Monate dauern, bis die Daten der Geldhäuser wirklich aussagekrä­ftig sind, glaubt Josefine Lietzau von Finanztip: „Verbrauche­r können das natürlich ab jetzt anfordern, doch die Banken liefern dann erst die Daten vom 31. Oktober an.“Erst Anfang des Jahres 2020 werde man deshalb die Kosten für das gesamte Jahr 2019 vergleiche­n können, meint Lietzau.

„Banken sollten Vorgaben der EU schnellste­ns umsetzen“

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