Des Kaisers letzte Wochen
100 Jahre nach der Abdankung Kaiser Wilhelms II. zeigt das ZDF das Dokudrama „Kaisersturz“.
BERLIN (dpa) Irgendwann erkennt Wilhelm II., dass er überflüssig geworden ist. „Am liebsten würde ich alles hinschmeißen“, murmelt der Kaiser in seinen Zwirbelbart. Die sich anbahnende Niederlage im Ersten Weltkrieg ist nicht mehr zu vertuschen. Mit der Revolution vom 9. November 1918 werden Wilhelm und das Herrscherhaus der Hohenzollern Geschichte.
Im Dokudrama „Kaisersturz“erinnert das ZDF an das Ende des deutschen Kaiserreichs und die Novemberrevolution. Der Film rekonstruiert die letzten Tage des Kaisers vor seiner Flucht ins holländische Exil und die Geburtsstunde der deutschen Demokratie.
Mit Originalaufnahmen vom Kriegs- und Demonstrationsgeschehen sowie gespielten Szenen zeichnet der Film die Wochen vom September 1918 bis zur Ausrufung der Republik nach. Sylvester Groth spielt den Monarchen als Herrscher, Sunnyi Melles die Kaiserin Auguste Viktoria. Als wissenschaftlichen Berater hat das ZDF den Historiker Lothar Machtan hinzugezogen. Machtan hat gerade ein gleichnamiges Werk zum Ende des Kaiserreichs veröffentlicht. In beiden wird deutlich, dass Wilhelm schon lange vor seiner Absetzung faktisch nur noch Beobachter der Ereignisse war.
Zum Offenbarungseid wird Wilhelms letzte öffentliche Rede vor Krupp-Arbeitern. Wilhelm breitet vor den Arbeitern unversöhnlich sein Bild des Obrigkeitsstaats aus. Jeder müsse seinen Dienst am Vaterland verrichten, ruft er den Arbeitern zu. „Du an deiner Drehbank, Du an deinem Hammer, ich auf meinem Thron.“In der Halle wird Unzufriedenheit laut. Dabei, das wird in dem Film deutlich, hat Wilhelm bis zuletzt noch wichtige Stützen – allen voran den Anführer der Mehrheits-SPD, Friedrich Ebert (Christian Redl), und Max von Baden (Hubertus Hartmann), den letzten Kanzler von Kaisers Gnaden.
Manche Dialoge hören sich im Film so öde an wie abgedroschene Politikerstatements. „Es könnte der Beginn einer neuen Politik für Deutschland sein“, sagt etwa Ebert zur entscheidenden Frage eines Regierungseintritts der SPD. „Warum sollen wir für andere die Kastanien aus dem Feuer holen?“, kontert SPD-Mann Philipp Scheidemann (Bernd Birkhahn).
Bei aller Notwendigkeit zur inhaltlichen Vereinfachung – für ein Schlüsselereignis der jüngsten europäischen Geschichte wirkt „Kaisersturz“eher wie eine nicht sehr aufregende Geschichtsstunde in der Schule.
„Kaisersturz“, ZDF, 20.15 Uhr