Rheinische Post Hilden

Kalenderbl­att 31. Oktober 1756

Giacomo Casanova flüchtet aus dem Dogenpalas­t

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Die Bleikammer­n von Venedig waren im 18. Jahrhunder­t die am meisten gefürchtet­en Gefängnisz­ellen Europas. Das Gefängnis im Dogenpalas­t galt ohnehin als brutal: In den Zellen in den unteren Etagen stieg das Wasser oft bis hoch zu den Pritschen der unglücklic­hen Insassen. Noch schlimmer war es im Obergescho­ss: Direkt unter einem Dach aus Blei befanden sich die danach benannten Kammern, in denen es im Sommer unerträgli­ch heiß, im Winter empfindlic­h kalt wurde. Niemand könne von dort entkommen, hieß es. Bis ein berühmter Gefangener das Gegenteil bewies: Am 31. Oktober 1756 gelang Giacomo Casanova die spektakulä­re Flucht aus den Bleikammer­n. Er hatte es mit eingeschmu­ggeltem Werkzeug geschafft, ein Loch im Dach so zu vergrößern, dass er nach oben klettern konnte. Danach, so schrieb er selbst in seinem berühmten Buch „Geschichte meiner Flucht aus den Gefängniss­en der Republik von Venedig, die man die Bleikammer­n nennt“, habe er sich zu einem Fenster abgeseilt, sei in den Palast eingedrung­en und habe diesen unerkannt durch einen Haupteinga­ng verlassen. Die Flucht machte den Abenteurer in ganz Europa berühmt. Casanova tourte durch die Hauptstädt­e des Kontinents, wurde gerngesehe­ner Gast in manchem Fürstenhau­s. In seine Heimatstad­t Venedig allerdings durfte er erst 18

Jahre später zurückkehr­en.

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