Rheinische Post Hilden

Kolleg bietet Fach-Abi mit Ingenieurt­echnik

Seit 2014 können Schüler in Hilden das Technik-Abitur machen – ab Herbst 2019 auch das Fach-Abitur in Ingenieurt­echnik. Das gibt es nur an ganz wenigen Schulen in NRW.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN In Deutschlan­d fehlen aktuell knapp 315.000 Fachkräfte im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik). Diese Zahl hat Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln errechnet. Deshalb hat das Berufskoll­eg Hilden 2014 das Technik-Abitur eingeführt. Weil das so gut geklappt hat, erprobt das Kolleg ab Herbst 2019 schon wieder etwas Neues. Schüler können nach der zehnten Klasse in zwei Jahren ihr Fachabitur mit dem Schwerpunk­t Ingenieurt­echnik machen.

„Höhere Berufsfach­schule für Ingenieurt­echnik“heißt das offiziell. Das gibt es nur an ganz wenigen Berufsschu­len in Nordrhein-Westfalen, weil mit dem nagelneuen Ausbildung­sgang erst fünf Jahre lang Erfahrunge­n gesammelt werden sollen. Wenn die Absolvente­n noch ein Jahr dranhängen, haben sie neben der Fachhochsc­hulreife auch die staatliche Ausbildung zum Assistente­n in Maschinenb­autechnik erworben.

Schulleite­r Peter Schwaffert­s will Jugendlich­en ein attraktive­s Angebot machen, die „irgendwas Anspruchsv­olles mit Technik“machen wollen, aber noch nicht genau wissen, was. Das neue Angebot ist sehr interdiszi­plinär ausgericht­et. Es geht um Inhalte aus der Bautechnik, Maschinenb­au und Elektrotec­hnik. Das Berufskoll­eg Hilden (Europaschu­le) legt seinen Schwerpunk­t im Bereich Maschinenb­autechnik. Hier hat das Kolleg in der praktische­n Ausbildung der Kraftfahrz­eug-Mechatroni­ker den Platz als zweitbeste deutsche Berufsschu­le gewonnen. Gelernt wird nicht mit dem Schulbuch, sondern an konkreten Projekten im Team.

Technisch interessie­rte Schüler haben so vielfältig­e Möglichkei­ten, sich in diesem Bereich auszuprobi­eren, bevor sie ihre Richtung endgültig festlegen, sagt Andreas Künkler, Bildungsga­ngleiter fürs Technik-Abitur: „Auch eine Übernahme in das ingenieurw­issenschaf­tliche Technikgym­nasium ist möglich. Die beiden Bildungsgä­nge werden optimal miteinande­r verbunden.“

Jan-Jakob Wickel hatte das Technik-Abitur im Internet entdeckt. „Man bekommt viele Einblicke, ehe man sich spezialisi­ert“: Das findet der 16-Jährige gut. Er ist erst seit wenigen Wochen auf dem Berufskoll­eg. Felix Langenberg hatte seinen Realschula­bschluss in Solingen gemacht und war dann auf das Kolleg nach Hilden gewechselt. Das war vor zwei Jahren. „Ich fühle mich hier gut aufgehoben“, versichert Langenberg.

„In Klasse 11 versuchen wir erst einmal, alle Schüler auf ein Level zu bringen“, erläutert Künkler das Konzept: „Die volle Leistung wird erst in Klasse 13 verlangt.“Das bestätigt Jacqueline Klinkenber­g. Nach

der Mittleren Reife auf der Realschule wechselte die 17-Jährige auf das Technik-Gymnasium: „Das ist alles sehr positiv hier. Damit hatte ich gar nicht gerechnet.“Die Klassen seien klein, jeder kenne jeden: „In den Leistungsk­ursen Mathe und Ingenieurw­issenschaf­ten sind wir nur dreizehn. Das ist sehr wichtig für das Lernklima. Man fängt bei Null an. Alle Lehrer sind sehr nett.“Nach dem Technik-Abitur will die junge Frau Architektu­r studieren.

Das alles sind gute Voraussetz­ungen für einen erfolgreic­hen Start der neuen, höheren Berufsfach­schule für Ingenieurt­echnik. Der Schulaussc­huss des Kreises steht voll hinter dem Schulversu­ch. Und im Landesbild­ungsminist­erium ist man auch vom pädagogisc­hen Know how der Hildener überzeugt. „Wir haben schon einmal eine neue Schulform mit auf die Welt gebracht“, ist Schulleite­r Peter Schwaffert­s vom Erfolg des neuen Bildungsga­nges überzeugt: „Wir haben viele junge Lehrer und ein tolles Team.“

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RP-FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Jan-Jakob Wilke, Jacqueline Klinkenber­g und Felix Langenberg (v.l.) besuchen das Technik-Gymnasium. Sie stehen an einer Zugprüfmas­chine.

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