Kolleg bietet Fach-Abi mit Ingenieurtechnik
Seit 2014 können Schüler in Hilden das Technik-Abitur machen – ab Herbst 2019 auch das Fach-Abitur in Ingenieurtechnik. Das gibt es nur an ganz wenigen Schulen in NRW.
HILDEN In Deutschland fehlen aktuell knapp 315.000 Fachkräfte im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Diese Zahl hat Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln errechnet. Deshalb hat das Berufskolleg Hilden 2014 das Technik-Abitur eingeführt. Weil das so gut geklappt hat, erprobt das Kolleg ab Herbst 2019 schon wieder etwas Neues. Schüler können nach der zehnten Klasse in zwei Jahren ihr Fachabitur mit dem Schwerpunkt Ingenieurtechnik machen.
„Höhere Berufsfachschule für Ingenieurtechnik“heißt das offiziell. Das gibt es nur an ganz wenigen Berufsschulen in Nordrhein-Westfalen, weil mit dem nagelneuen Ausbildungsgang erst fünf Jahre lang Erfahrungen gesammelt werden sollen. Wenn die Absolventen noch ein Jahr dranhängen, haben sie neben der Fachhochschulreife auch die staatliche Ausbildung zum Assistenten in Maschinenbautechnik erworben.
Schulleiter Peter Schwafferts will Jugendlichen ein attraktives Angebot machen, die „irgendwas Anspruchsvolles mit Technik“machen wollen, aber noch nicht genau wissen, was. Das neue Angebot ist sehr interdisziplinär ausgerichtet. Es geht um Inhalte aus der Bautechnik, Maschinenbau und Elektrotechnik. Das Berufskolleg Hilden (Europaschule) legt seinen Schwerpunkt im Bereich Maschinenbautechnik. Hier hat das Kolleg in der praktischen Ausbildung der Kraftfahrzeug-Mechatroniker den Platz als zweitbeste deutsche Berufsschule gewonnen. Gelernt wird nicht mit dem Schulbuch, sondern an konkreten Projekten im Team.
Technisch interessierte Schüler haben so vielfältige Möglichkeiten, sich in diesem Bereich auszuprobieren, bevor sie ihre Richtung endgültig festlegen, sagt Andreas Künkler, Bildungsgangleiter fürs Technik-Abitur: „Auch eine Übernahme in das ingenieurwissenschaftliche Technikgymnasium ist möglich. Die beiden Bildungsgänge werden optimal miteinander verbunden.“
Jan-Jakob Wickel hatte das Technik-Abitur im Internet entdeckt. „Man bekommt viele Einblicke, ehe man sich spezialisiert“: Das findet der 16-Jährige gut. Er ist erst seit wenigen Wochen auf dem Berufskolleg. Felix Langenberg hatte seinen Realschulabschluss in Solingen gemacht und war dann auf das Kolleg nach Hilden gewechselt. Das war vor zwei Jahren. „Ich fühle mich hier gut aufgehoben“, versichert Langenberg.
„In Klasse 11 versuchen wir erst einmal, alle Schüler auf ein Level zu bringen“, erläutert Künkler das Konzept: „Die volle Leistung wird erst in Klasse 13 verlangt.“Das bestätigt Jacqueline Klinkenberg. Nach
der Mittleren Reife auf der Realschule wechselte die 17-Jährige auf das Technik-Gymnasium: „Das ist alles sehr positiv hier. Damit hatte ich gar nicht gerechnet.“Die Klassen seien klein, jeder kenne jeden: „In den Leistungskursen Mathe und Ingenieurwissenschaften sind wir nur dreizehn. Das ist sehr wichtig für das Lernklima. Man fängt bei Null an. Alle Lehrer sind sehr nett.“Nach dem Technik-Abitur will die junge Frau Architektur studieren.
Das alles sind gute Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start der neuen, höheren Berufsfachschule für Ingenieurtechnik. Der Schulausschuss des Kreises steht voll hinter dem Schulversuch. Und im Landesbildungsministerium ist man auch vom pädagogischen Know how der Hildener überzeugt. „Wir haben schon einmal eine neue Schulform mit auf die Welt gebracht“, ist Schulleiter Peter Schwafferts vom Erfolg des neuen Bildungsganges überzeugt: „Wir haben viele junge Lehrer und ein tolles Team.“