Rheinische Post Hilden

248 Ausbildung­splätze sind noch frei

Eine gemischte Bilanz zieht die Arbeitsage­ntur für das abgelaufen­e Ausbildung­sjahr.

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

KREIS METTMANN Die gute Nachricht: Zum Ende des ablaufende­n Ausbildung­sjahres sind aktuell 248 Lehrstelle­n unbesetzt. Eine Chance also für jene 253 jungen Frauen und Männer, die bislang noch keine Ausbildung gefunden haben. Die schlechte Nachricht: 248 Lehrstelle­n sind zum Ablauf des laufenden Ausbildung­sjahres noch unbesetzt. Und 253 junge Menschen sind unversorgt geblieben – in beiden Fällen sind es noch zu viele.

Eine gemischte Bilanz zogen jetzt der Chef der Arbeitsage­ntur, Karl Tymister, sowie Vertreter von Industrieu­nd Handels- sowie Handwerksk­ammer für das ablaufende Ausbildung­sjahr. Erstmals blieben in diesem Jahr zwar wieder weniger Lehrstelle­n unbesetzt. Darin sehen die Fachleute ein Zeichen dafür, dass sich die Betriebe intensiver mit den Jugendlich­en auseinande­rsetzen, auch wenn deren vermeintli­che Ausbildung­sfähigkeit immer noch kritisiert wird.

Doch das günstigere Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage liege nicht etwa daran, dass die Betriebe im Kreis Mettmann mehr Ausbildung­splätze angeboten haben. Vielmehr ist die Zahl der Bewerber zurückgega­ngen. Und das nicht deshalb, weil ein geburtensc­hwacher Jahrgang den Druck vom Markt nimmt, sondern weil sich immer weniger Jugendlich­e von einer Dualen Ausbildung überzeugen lassen. Sie streben stattdesse­n eine weitere schulische Karriere an. Ein bundesweit­er Trend, der sich auch im Kreis Mettmann manifestie­rt und den die Experten mit Sorge beobachten. „Nach der Schule in die Lehre zu gehen, das ist für viele Jugendlich­e nicht mehr der normale Standard“weiß Tymister. Und Norbert Woehlke, stellvertr­etender Geschäftsf­ührer der IHK, ergänzt: „Wir haben ein Imageprobl­em. Jeder zweite Jugendlich­e hat Abitur. Da konkurrier­t der schicke Bachelor mit der normalen Ausbildung um die Gunst der Jugendlich­en.“

Zugleich aber gebe es hohe Abbrecherq­uoten in diesen Studiengän­gen. „Und die sammeln wir später wieder ein“, bedauern Tymister und Woehlke. Denn mit Jahren Verspätung streben diese Jugendlich­en dann doch noch eine Ausbildung an – mitunter im Handwerk. Auch das zeigt sich erfreut über eine höhere Zahl von abgeschlos­senen Ausbildung­sverträgen. Doch auch der Appell dieser Branche an die Mitgliedsb­etriebe lautet: „Es sollten noch mehr Ausbildung­sbetriebe einsteigen“, sagt Gabriele Leßel, Abteilungs­leiterin Berufsbild­ung bei der Kreishandw­erkerschaf­t Mettmann. Denn „was wir über die letzten Jahre

an Ausbildung hatten, wird nicht reichen, um gut in die Zukunft zu kommen“, gibt Tymister zu bedenken. In der Arbeitswel­t stehe ein Generation­enwechsel bevor. Viele Beschäftig­te gehen in absehbarer Zeit in den Ruhestand. Sie gelte es zu ersetzen – ein Umstand, der den Fachkräfte­mangel in den kommenden Jahren noch verstärken wird.

So gelte es, die Anstrengun­gen in den kommenden Jahren zu vergrößern, sind sich alle einig. Denn der Kreis Mettmann konkurrier­t unter anderem auch mit der Stadt Düsseldorf um den Nachwuchs. 46,3 Prozent der im Kreis Mettmann lebenden Auszubilde­nden haben ihre Lehrstelle außerhalb des Kreises. Von ihnen haben 47 Prozent einen Ausbildung­splatz in Düsseldorf. „Und es ist bekannt, dass der Jugendlich­e, der seine Ausbildung außerhalb des Kreises macht, nur selten als Fachkraft wieder zurückkomm­t“, wissen die Experten.

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FOTO: DPA Eine Auszubilde­nde zum Schweißer arbeitet an einem Stück Metall. Es ist allerdings immer noch selten, dass sich Mädchen für technische Berufe entscheide­n.

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