Rheinische Post Hilden

Das digitale Kinderzimm­er

Stirbt der klassische Teddy irgendwann aus, wenn alles digital wird?

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Wenn früher der Ausdruck „Knopf im Ohr“fiel, wussten viele sofort, wovon die Rede ist: von Plüschtier­en aus dem Hause Steiff. Heute muss man da angesichts von Headsets und Co. schon etwas präziser werden, auch manche Menschen bevorzugen es ja inzwischen, mit Knopf im Ohr durchs Leben zu gehen. Die Frage ist, wie sehr die Digitalisi­erung das Kinderzimm­er verändern wird – und dabei geht es nicht nur um die schwierige Frage, ab wann und ob man dem eigenen Kind ein Smartphone schenken sollte. Denn viele Produkte ermögliche­n ja schon viel früher den digitalen Kontakt. Und dabei geht es nicht nur um Spiele für Tablet und Co. Die Firma Boxine stellt etwa Lautsprech­er-Würfel her, auf die man kleine Figuren, die sogenannte­n Tonies, stellen kann, mit denen sich Hörspiele abspielen und per App eigene Geschichte­n aufnehmen lassen. Kinder kommen so spielerisc­h in Kontakt mit Technik.

Auch bei Steiff weiß man, dass das Stofftier allein ausgedient haben könnte. Man müsse irgendwann eine Antwort geben auf die sich verändernd­e Welt, sagte Steiff-Chef Peter Hotz jetzt der „Welt am Sonntag“. Trotzdem glaubt er weiterhin an den Erfolg eines analogen Produkts. „Mit einem Tablet oder Smartphone lässt sich nicht kuscheln, mit dem Teddy dagegen schon. Und der hört einem Kind auch besser zu als Siri.“

Ich finde diese Haltung extrem klug: Wandel ja, aber nicht um des Wandels willen. Nur weil etwas althergebr­acht ist, muss es nicht falsch sein. Umgekehrt gilt das natürlich auch.

Für Eltern heißt das: ausprobier­en. Doch dafür müssen manche erst mal ihren eigenen Knopf aus dem Ohr nehmen und das Smartphone weglegen. Die Digitalisi­erung im Kinderzimm­er sollte nämlich da enden, wo Eltern lieber neben ihren Kindern surfen, als mit ihnen zu spielen.

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