15-Jährige rettet elf Menschen das Leben
Weil die Heizung ausgefallen war, holten Bewohner in Mönchengladbach einen Holzkohlegrill in ihr Einfamilienhaus. Sie entgingen nur knapp dem Tod. Auch in anderen Städten kam es zu Kohlenmonoxid-Unfällen.
MÖNCHENGLADBACH Wäre die 15-jährige Tochter der Hausbesitzer nicht rechtzeitig erwacht, hätte es am Sonntag in Mönchengladbach zwölf Tote gegeben. Eine Familie und ihre Freunde aus Düsseldorf und Köln, die zusammen gefeiert hatten, erlitten allesamt eine Kohlenmonoxid-Vergiftung, weil im Wohnzimmer ein Holzkohlegrill brannte.
Ein Gast hatte den Grill gegen Mitternacht von der Terrasse ins neue Einfamilienreihenhaus geholt, weil dort die Heizung defekt war, und „man es sich schön warm machen wollte“. Als sich alle Feiernden, darunter auch vier Kinder im Alter von zwei bis sieben Jahren, schlafen legten, verbreitete die Restglut giftige Gase. Die Messungen der Feuerwehr am Morgen ergaben, dass die Konzentration von Kohlenmonoxid (CO) im Haus so hoch war, dass man das Gebäude nur unter Atemschutz betreten konnte. Die 15-Jährige sei zum Glück gerade noch rechtzeitig aufgewacht, sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr später. Das Mädchen weckte alle Personen im Haus auf. Weil alle unter den gleichen Symptomen wie Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel klagten, lief es zur Nachbarin, die sofort die Feuerwehr alarmierte.
Der Notruf ging um 9.18 Uhr ein. Die Feuerwehr rückte mit starken Kräften aus, forderte aufgrund der Vielzahl der Verletzten Verstärkung aus Heinsberg und Viersen sowie zwei Rettungshubschrauber an. Das Einfamilienhaus, in dem sich noch mehrere Personen befanden, wurde sofort geräumt. „Alle Menschen waren noch ansprechbar und konnten sich auf den Beinen halten“, sagt der Einsatzleiter. Sie wurden zu einer Verletztensammelstelle gebracht und dort versorgt. Von den zwölf Menschen seien zwei leichter verletzt, die anderen schwerer. „Zwei davon zeigten extreme Symptome“, berichtet er. Laut Polizei ist der 28-jährige Gast, der den Grill hereinholte, am schwersten verletzt. Mehrere Menschen wurden mit Rettungshubschraubern nach Düsseldorf und Aachen geflogen, wo sie in Druckkammern kamen. Auch die anderen kamen ebenfalls in Krankenhäuser. „Die Menschen hatten ein Riesenglück“, sagt der Feuerwehreinsatzleiter. Dem 28-jährigen Gast, der den Grill ins Haus holte, droht nun eine Strafanzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Das Unglück in Mönchengladbach war nicht der einzige Kohlenmonoxid-Unfall am Wochenende. Vermutlich aufgrund einer defekten Heizung haben Familienmitglieder in Gelsenkirchen CO-Vergiftungen erlitten. Feuerwehrleute hatten einen Zehnjährigen am Samstag in der elterlichen Wohnung bewusstlos vorgefunden und ihn zusammen mit seiner Mutter in ein Spezialkrankenhaus mit Druckkammer gebracht. Vier weitere Angehörige
wurden ebenfalls ärztlich behandelt.
Messungen hatten bei dem Einsatz in der Wohnung eine deutlich erhöhte CO-Konzentration ergeben. Nachdem zunächst unklar war, woher das ausströmende Gas stammte, gab es laut Feuerwehr später Hinweise auf einen Defekt an der Heizung. Sie wurde abgestellt und das Haus gelüftet.
Schon am Freitag hatte in Münster ein Grillabend für eine Familie im Krankenhaus geendet. Der Grill stand demnach auf dem Balkon vor dem Wohnzimmer. Durch die Tür gelangte giftiges Kohlenmonoxid in die Wohnung und verteilte sich im gesamten Haus. Mehrere Bewohner klagten über Übelkeit und Schwindel. Neun Menschen kamen in Krankenhäuser. (mit dpa)