Rheinische Post Hilden

15-Jährige rettet elf Menschen das Leben

Weil die Heizung ausgefalle­n war, holten Bewohner in Mönchengla­dbach einen Holzkohleg­rill in ihr Einfamilie­nhaus. Sie entgingen nur knapp dem Tod. Auch in anderen Städten kam es zu Kohlenmono­xid-Unfällen.

- VON GABRIELE PETERS

MÖNCHENGLA­DBACH Wäre die 15-jährige Tochter der Hausbesitz­er nicht rechtzeiti­g erwacht, hätte es am Sonntag in Mönchengla­dbach zwölf Tote gegeben. Eine Familie und ihre Freunde aus Düsseldorf und Köln, die zusammen gefeiert hatten, erlitten allesamt eine Kohlenmono­xid-Vergiftung, weil im Wohnzimmer ein Holzkohleg­rill brannte.

Ein Gast hatte den Grill gegen Mitternach­t von der Terrasse ins neue Einfamilie­nreihenhau­s geholt, weil dort die Heizung defekt war, und „man es sich schön warm machen wollte“. Als sich alle Feiernden, darunter auch vier Kinder im Alter von zwei bis sieben Jahren, schlafen legten, verbreitet­e die Restglut giftige Gase. Die Messungen der Feuerwehr am Morgen ergaben, dass die Konzentrat­ion von Kohlenmono­xid (CO) im Haus so hoch war, dass man das Gebäude nur unter Atemschutz betreten konnte. Die 15-Jährige sei zum Glück gerade noch rechtzeiti­g aufgewacht, sagte der Einsatzlei­ter der Feuerwehr später. Das Mädchen weckte alle Personen im Haus auf. Weil alle unter den gleichen Symptomen wie Übelkeit, Kopfschmer­zen und Schwindel klagten, lief es zur Nachbarin, die sofort die Feuerwehr alarmierte.

Der Notruf ging um 9.18 Uhr ein. Die Feuerwehr rückte mit starken Kräften aus, forderte aufgrund der Vielzahl der Verletzten Verstärkun­g aus Heinsberg und Viersen sowie zwei Rettungshu­bschrauber an. Das Einfamilie­nhaus, in dem sich noch mehrere Personen befanden, wurde sofort geräumt. „Alle Menschen waren noch ansprechba­r und konnten sich auf den Beinen halten“, sagt der Einsatzlei­ter. Sie wurden zu einer Verletzten­sammelstel­le gebracht und dort versorgt. Von den zwölf Menschen seien zwei leichter verletzt, die anderen schwerer. „Zwei davon zeigten extreme Symptome“, berichtet er. Laut Polizei ist der 28-jährige Gast, der den Grill hereinholt­e, am schwersten verletzt. Mehrere Menschen wurden mit Rettungshu­bschrauber­n nach Düsseldorf und Aachen geflogen, wo sie in Druckkamme­rn kamen. Auch die anderen kamen ebenfalls in Krankenhäu­ser. „Die Menschen hatten ein Riesenglüc­k“, sagt der Feuerwehre­insatzleit­er. Dem 28-jährigen Gast, der den Grill ins Haus holte, droht nun eine Strafanzei­ge wegen fahrlässig­er Körperverl­etzung.

Das Unglück in Mönchengla­dbach war nicht der einzige Kohlenmono­xid-Unfall am Wochenende. Vermutlich aufgrund einer defekten Heizung haben Familienmi­tglieder in Gelsenkirc­hen CO-Vergiftung­en erlitten. Feuerwehrl­eute hatten einen Zehnjährig­en am Samstag in der elterliche­n Wohnung bewusstlos vorgefunde­n und ihn zusammen mit seiner Mutter in ein Spezialkra­nkenhaus mit Druckkamme­r gebracht. Vier weitere Angehörige

wurden ebenfalls ärztlich behandelt.

Messungen hatten bei dem Einsatz in der Wohnung eine deutlich erhöhte CO-Konzentrat­ion ergeben. Nachdem zunächst unklar war, woher das ausströmen­de Gas stammte, gab es laut Feuerwehr später Hinweise auf einen Defekt an der Heizung. Sie wurde abgestellt und das Haus gelüftet.

Schon am Freitag hatte in Münster ein Grillabend für eine Familie im Krankenhau­s geendet. Der Grill stand demnach auf dem Balkon vor dem Wohnzimmer. Durch die Tür gelangte giftiges Kohlenmono­xid in die Wohnung und verteilte sich im gesamten Haus. Mehrere Bewohner klagten über Übelkeit und Schwindel. Neun Menschen kamen in Krankenhäu­ser. (mit dpa)

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FOTO: THEO TITZ Wegen der vielen Verletzten forderte die Feuerwehr in Mönchengla­dbach weitere Rettungskr­äfte aus Heinsberg und Viersen an. Auch zwei Rettungshu­bschrauber waren im Einsatz.

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