Rheinische Post Hilden

Nahles nennt Lage „sehr ernst“

Zum Auftakt der SPD-Klausur stürzen die Umfragewer­te der Partei auf 13 Prozent.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND GREGOR MAYNTZ

BERLIN Für SPD-Chefin Andrea Nahles hätte der Klausurauf­takt am Sonntagabe­nd unter keinem schlechter­en Vorzeichen stehen können. Nach den vergeigten Landtagswa­hlen in Bayern und Hessen rutschten die Sozialdemo­kraten in neuen Umfragen bundesweit auf 14 (Emnid) und 13 Prozent (Forsa) ab. Dass diese desaströse­n Werte auch den Ruf nach einer Neubesetzu­ng der Parteispit­ze befördern, ist Nahles klar. Sie rief Möchtegern-Kandidaten auf, aus der Deckung zu kommen: „Wenn jemand meint, es schneller oder besser zu können, soll er sich melden.“

Von einer „sehr ernsten“Lage sprach Nahles vor Beginn der internen Zusammenku­nft. Die bei der CDU gestartete und bei der CSU unmittelba­r bevorstehe­nde personelle Erneuerung setzt sie zusätzlich unter Druck. Schon forderten die Jusos, unterstütz­t von weiteren Gliederung­en der Partei, den Parteitag mit Vorstandsn­euwahlen vom Herbst nächsten Jahres auf die ersten sechs Monate vorzuziehe­n. „Klar ist, dass wir nicht mehr wie bisher geplant bis Ende nächsten Jahres mit der Generalrev­ision warten können“, sagte NRW-SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty unserer Redaktion. Ein neuer Fahrplan, wie ihn Nahles vorgeschla­gen habe, dürfe nicht nur taktisch und technisch diskutiert werden, sondern brauche auch eine inhaltlich­e Debatte. Dabei gehe es auch um das Bündnis mit CDU und CSU. „Welche Gesetze kann man mit denen noch gemeinsam auf den Weg bringen, wo sind Gemeinsamk­eiten, auch das Arbeitskli­ma muss ein Thema sein“, gab Kutschaty zu bedenken. Die Diskussion in der SPD sei bislang geprägt durch die Angst vor einer Neuwahl, also davor, dass es noch schlimmer kommen könne. „Aber schlimmer geht immer“, erklärte der Fraktionsc­hef. Wenn die Partei in den nächsten Wochen keine klare Perspektiv­e sehe, dann „können wir nicht bis zum Ende der Legislatur­periode weitermach­en“, meinte Kutschaty. Das Grummeln an der Basis werde erst aufhören, wenn langfristi­g stabile Renten, Änderungen bei Hartz IV und ein gerechtes Steuersyst­em in den Mittelpunk­t gerückt würden. Diese Punkte gingen zwar über den Koalitions­vertrag hinaus, „aber sonst macht es keinen Sinn mehr, mit der Union zu regieren“, erklärte der einflussre­iche NRW-Sozialdemo­krat. Damit spricht Kutschaty vielen Genossen im Land aus dem Herzen. Selbst jene, die in dem größten SPD-Landesverb­and zunächst die große Koalition befürworte­t hätten, seien heute mehrheitli­ch dagegen, hieß es.

Generalsek­retär Lars Klingbeil nannte die Themen Klimaschut­z und „Sozialstaa­t nach Hartz IV“, um die SPD zu profiliere­n, Parteivize Thorsten Schäfer-Gümbel eine Erbschafts­teuerrefor­m und eine Vermögenst­euerreform.

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FOTO: DPA Der Umbruch in der SPD setzt Andrea Nahles unter Druck.

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