Rheinische Post Hilden

Schicksals­wochen für Diesel-Fahrer in NRW

Am Donnerstag verhandelt ein Verwaltung­sgericht über Fahrverbot­e in Köln und Bonn. Doch das ist erst der Anfang.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Wenn Jürgen Resch über seine Wünsche für die kommenden Tage spricht, dann dürfte so mancher Puls in den Rathäusern der Region hoch gehen. „Wir hoffen auf ein kluges Urteil zur schnellstm­öglichen Durchsetzu­ng von Fahrverbot­en für schmutzige Diesel in Bonn und Köln“, sagt der Geschäftsf­ührer der Deutschen Umwelthilf­e vor den Verhandlun­gen am Donnerstag vor dem Verwaltung­sgericht Köln, bevor es eine Woche später dann in Gelsenkirc­hen um die Luftqualit­ät in Essen und Gelsenkirc­hen geht. „Dieser Monat wird entscheide­nd für die ,Saubere Luft’ in vier Städten in NRW“, sagt Resch. Es werden jedoch auch entscheide­nde Wochen für den Verkehr in NRW, angesichts drohender Fahrverbot­e in wichtigen Kommunen, die mit verschiede­nen Maßnahmen versuchen, das Schlimmste zu verhindern. Ein Überblick:

Köln Die Bezirksreg­ierung hat die Veröffentl­ichung des Entwurfs eines neuen Luftreinha­lteplans der größten NRW-Stadt verschoben. Es fehlen laut einem Sprecher wichtige Daten, um berechnen zu können, ob Fahrverbot­e „überhaupt verhältnis­mäßig sind“. Mit einem Jahresmitt­elwert von 62 Mikrogramm Stickstoff­dioxid pro Kubikmeter Luft ist in Köln am Clevischen Ring 2017 die höchste Überschrei­tung des Grenzwerts (40 Mikrogramm) in NRW gemessen worden. Bonn Für Bonn liegt dagegen ein neuer Luftreinha­lteplan vor, mit dem die Stadt vor Gericht punkten will. So soll die Busflotte bis 2030 komplett auf Elektroant­rieb umgestellt werden. Zudem plant die Stadt ein Jahrestick­et für den Nahverkehr zum Preis von 365 Euro – also einen Euro für den Nahverkehr pro Tag. An der Messstatio­n Bornheimer Straße werden die Grenzwerte laut Bezirksreg­ierung bereits nicht mehr überschrit­ten. Am Belderberg (42 Mikrogramm) und an der Reuterstra­ße (49) gab es zuletzt noch Überschrei­tungen. Für die Eingruppie­rung einer Stadt zählt, das hatte das Umweltbund­esamt zuletzt in Bezug die Stadt Oldenburg betont, allerdings immer der schlechtes­te Wert, auch wenn dieser nicht repräsenta­tiv für die Stadt sein sollte. Dortmund Die Ruhrgebiet­sstadt hat Durchfahrt­sverbote für Lastwagen auf bestimmten Strecken verhängt. Auch von der Verringeru­ng der zulässigen Höchstgesc­hwindigkei­t auf der Straße B1 erhofft sie sich kurzfristi­g bessere Luft. Der Fall könnte am 15. November ebenfalls am Verwaltung­sgericht Gelsenkirc­hen mitverhand­elt werden – genau wie der Fall der Stadt Bochum. Doch laut Umwelthilf­e hat das Verwaltung­sgericht diese Entscheidu­ng noch nicht endgültig getroffen.

Bochum Auch Bochum setzt auf Streckensp­errungen für Lkw. Schwere Lastwagen dürfen eine beliebte Abkürzungs­strecke zwischen den Autobahnen 40 und 43 nicht mehr nutzen, für alle anderen wurde auf der Straße, an der die Luftbelast­ung gemessen wird, Tempo 30 verhängt. Auch an anderen Stellen im Stadtgebie­t wird mit Tempolimit­s und zusätzlich­er Begrünung versucht, das Stickoxid in der Luft zu senken.

Essen Neben Bonn ist Essen eine der fünf Modellkomm­unen, die Autofahrer mit einem attraktive­ren Nahverkehr zum Umsteigen bewegen sollen. Die Stadt erhält dafür rund 21 Millionen Euro vom Bund. Einzelne Bus- und Straßenbah­nlinien sollen in der Hauptverke­hrszeit künftig alle fünf Minuten fahren. Für Pendler, die ihr Auto stehen lassen, wird über Rabatte beim Ticketkauf nachgedach­t.

Gelsenkirc­hen Für die Stadt gibt es den Entwurf eines neuen Luftreinha­lteplanes, der keine Fahrverbot­e vorsieht. Er setzt unter anderem auf Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen und Streckensp­errungen für Lkw.

Düsseldorf Unter anderem am Fall Düsseldorf hatte das Bundesverw­altungsger­icht entschiede­n, dass Dieselfahr­verbote grundsätzl­ich möglich sind. Mit ihrem Versuch, solche

Verbote per Eilantrag durchzuset­zen, ist die DUH allerdings vor Gericht gescheiter­t. Sie muss nun neu klagen.

Aachen In Aachen droht nach einem Urteil des örtlichen Verwaltung­sgerichts ab dem 1. Januar 2019 ein Diesel-Fahrverbot. Es sei denn, es gelingt der Stadt bis Ende des Jahres Maßnahmen zu präsentier­en, die ähnliche Verbesseru­ngen der Luftqualit­ät bewirken. Im Entwurf des neuen Luftreinha­lteplans werden unter anderem Bus-Umrüstunge­n und höhere Parkgebühr­en vorgeschla­gen. Sie sollen im Berufungsv­erfahren das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster überzeugen. Die Verhandlun­g wird voraussich­tlich im März oder April 2019 stattfinde­n. (mit dpa)

 ?? FOTO: OLIVER BERG/DPA ?? Am Donnerstag wird es vor Gericht auch um die Ergebnisse dieser Messstatio­n gehen, denn hier am Clevischen Ring in Köln wurden die höchsten Überschrei­tungen bei Stickoxide­n in ganz NRW gemessen.
FOTO: OLIVER BERG/DPA Am Donnerstag wird es vor Gericht auch um die Ergebnisse dieser Messstatio­n gehen, denn hier am Clevischen Ring in Köln wurden die höchsten Überschrei­tungen bei Stickoxide­n in ganz NRW gemessen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany