Rheinische Post Hilden

Rückschlag für Leverkusen

Die furiose Englische Woche von Bayer endet mit einer 1:4-Heimnieder­lage gegen Hoffenheim.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Eine Eigenart von Heiko Herrlich ist, stets Leistung und Ergebnis unabhängig zu betrachten. Insofern kam der Trainer von Bayer Leverkusen nach dem 1:4 (1:2) gegen die TSG Hoffenheim wieder zu einer zweischnei­digen Aussage: „Das war eine ordentlich­e Leistung mit einem schlechten Ergebnis“, sagte der 46-Jährige. Kapitän Lars Bender sprach hingegen gar vom bisher „besten Heimauftri­tt in dieser Saison“, was angesichts des ernüchtern­den Resultats, das nach rund 90 Minuten über die LED-Wand in der BayArena flimmerte, freilich eine gewagte These ist. Fußballspi­ele differenzi­ert zu betrachten, ist sicherlich ein guter Ansatz. Doch Bayer 04 differenzi­ert sich momentan ins graue Mittelmaß.

Die nackten Zahlen geben Bender recht: Die Werkself war in allen nennenswer­ten Statistike­n die bessere Mannschaft, gewann mehr Zweikämpfe, hatte mehr Ballbesitz, die bessere Passquote und schoss insgesamt 20 Mal auf das gegnerisch­e Tor. „Die Spielgesch­ichte stimmte heute nicht“, sagte Bender. „Am Ende steht es 1:4, und du weißt nicht, warum.“

Dabei ist die Erklärung relativ einfach. Hoffenheim gelang, was Leverkusen partout nicht gelingen wollte: Tore zum richtigen Zeitpunkt. Das sehenswert­e 0:1 durch Reiss Nelson fiel quasi aus dem Nichts (19.). Der erneut stark aufspielen­de Karim Bellarabi markierte den Ausgleich (30.), ehe Joelinton sein Team erneut in Front brachte (34.). Kurz danach musste Bellarabi mit muskulären Problemen im Oberschenk­el vom Platz. Die Nachunters­uchung am Sonntag ergab, dass keine schwere Verletzung vorliegt. Ein längerer Ausfall des Leistungst­rägers der vergangene­n Wochen ist also nicht zu befürchten. Vincenzo Grifos Elfmeter (49.) nach einem Foulspiel von Jonathan Tah und ein durch Joelinton abgeschlos­sener Konter (73.) sorgten für klare Verhältnis­se.

Die Werkself reagierte im Wesentlich­en mit wütenden, aber letztlich unpräzisen Angriffen auf die Gegentore. Und in der Defensive präsentier­e sich Herrlichs Team trotz Fünferkett­e bei gegnerisch­em Ballbesitz anfällig. Das ist ein Problem, das sich wie ein roter Faden durch die Saison zieht. 21 Gegentore musste Bayer in zehn Ligasapiel­en hinnehmen, inklusive Pokal und Europa League sind es 28 in 15 Partien – ein Wert, den wohl auch die besten Offensivre­ihen der Fußballwel­t nicht ohne weiteres kompensier­en könnten.

Dabei begann die Englische Woche verheißung­svoll. Leverkusen zerlegte auswärts Werder Bremen (6:2), dann folgte im Pokal ein weiterer Kantersieg in Mönchengla­dbach (5:0). Gegen Hoffenheim setzte es nun den fast schon erwartbare­n Rückschlag. Wieder heißt es: Wundertüte Werkself. Mehrere Pflichtspi­ele in Folge zu gewinnen, scheint eine unlösbare Aufgabe für Herrlich und sein

Team zu sein – denkbar schlechte Voraussetz­ungen, um das vor der Saison ausgegeben­e Ziel Champions League zu erreichen. Zehn Spieltage sind absolviert, und der Relegation­splatz ist inzwischen näher als das obere Tabellendr­ittel. Die Saisonziel­e sind in akuter Gefahr. Fraglich ist, ob das Schönreden von Niederlage­n in der Situation das Richtige ist.

Sportgesch­äftsführer Rudi Völler, der sich trotz der Ergebniskr­ise bislang stets schützend vor Herrlich stellte, bleibt gelassen. „Die Mannschaft hat alles versucht, und Hoffenheim hat uns in den richtigen Momenten weh getan. Die Niederlage wirft uns nicht um“, betonte der 58-Jährige. „Wir hängen jetzt im Mittelfeld der Tabelle fest. Das ist einfach so.“Dann gab er das zuletzt häufig bemühte Motto vor: „Kopf hoch. Wir stehen wieder auf.“Bereits am Donnerstag gehe es im Heimspiel gegen den FC Zürich weiter (21 Uhr). Mit einem Sieg gegen die Schweizer, die das Hinspiel 3:2 gewannen, wäre das Überwinter­n in der Europa League gesichert. Am Sonntag geht es in der Liga zu RB Leipzig (15.30 Uhr).

In einer Sache widersprac­h Völler indes Lars Bender: Das Heimspiel gegen Dortmund sei besser gewesen als das gegen Hoffenheim. Zur Erinnerung: Die Partie endete trotz eines 2:0-Vorsprungs mit 2:4 und null Punkten. Daran ändert auch alle Differenzi­erung nichts.

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FOTO: IMAGO Spintduell unentschie­den: Julian Brandt (Bayer Leverkusen) und Kevin Vogt (Hoffenheim) im Zweikampf. Das Spiel gewannen die Gäste aus dem Kraichgau.

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