Keine Lust auf Saudi-Arabien
In Paris unterliegt Roger Federer im Masters-Halbfinale dem Serben Novak Djokovic. Trotzdem ist er der moralische Sieger: Im Gegensatz zu Djokovic sagt er einen Schaukampf in Saudi-Arabien ab und setzt ein wichtiges Zeichen.
PARIS/DÜSSELDORF
Auch Federer hat auf der ATP-Tour schon an politisch fragwürdigen Orten aufgeschlagen. Und jüngst sorgte er mit der Wahl seines neuen Ausrüsters „Uniqlo“für Schlagzeilen. Die japanische Firma steht wegen schlechter Arbeitsbedingungen am Pranger. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Fehltritte Saudi-Arabiens aber die eigene Linie neu zu justieren, spricht für den 37-Jährigen. Bereits vor einigen Monaten hat er den Weg offenkundig eingeschlagen.
Ungewohnt häufig hatte Federer zuletzt scharfe Kritik geäußert. Zunächst, als er er die junge Spielergeneration um Alex Zverev (21) für ihre Attitüde auf dem Court anging. Der Großmeister befand, die Youngsters seien „leider – oder für mich persönlich glücklicherweise – nicht auf einem so hohen Level“wie seinerzeit Rafael Nadal und Co. Dann legte er gegen Fußballstar Gerard Piqué nach, der die Davis-CupReform befürwortet hat. Piqués Firma „Kosmos“hält Rechte an dem neuen Wettbewerb. „Für uns Tennis-Spieler ist es schon komisch, einen Fußballer in unserer Welt zu haben. Darum muss er aufpassen, was er wie sagt“, sagte Federer.
Zuletzt rügte er in der „Sunday Times“noch Serena Williams für ihren Ausraster im US-Open-Finale im September. Die 37-Jährige sei „zu weit gegangen“und hätte „lieber weggehen sollen“, kommentierte Federer. Williams war Schiedsrichter Carlos Ramos übel angegangen, nachdem er sie wegen unerlaubten Coachings verwarnt hatte.
Sozial war Federer immer vorbildlich engagiert. Was ihn von anderen Sportgrößen lange unterschied, war der Mangel an einer Haltung zu Themen außerhalb des Tenniscourts. Diese scheint er nach rund 20 Karrierejahren zu entwickeln.