Rheinische Post Hilden

Woche der Dokus in Duisburg

Bei der Duisburger Filmwoche sind ab heute 23 dokumentar­ische Werke zu sehen.

- VON PETER KLUCKEN

DUISBURG Die 42. Duisburger Filmwoche, die heute Abend, um 20 Uhr, im Duisburger Filmforum eröffnet wird, ist eine außergewöh­nliche. Nicht nur wegen des spannenden Programms, sondern vor allem deshalb, weil es das letzte Festival unter der Leitung von Werner Ruzicka ist. Seit 1985 leitet dieser kluge Cineast die Filmwoche, die er zu einem der wichtigste­n Festivals für den dokumentar­ischen Film gemacht hat. Im Februar wurde Ruzicka, der in diesem Jahr 71 Jahre alt geworden ist, bei der Berlinale mit dem Ehrenpreis der deutschen Filmkritik ausgezeich­net.

Aus rund 800 Einreichun­gen wurden in diesem Jahr 23 Dokumentat­ionen aus Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz ausgewählt, die nun bis zum 10. November von morgens bis spät abends im Duisburger Filmforum nicht nur gezeigt, sondern anschließe­nd auch im Beisein der Filmemache­r diskutiert werden. Zwar hat jede Filmwoche ein Motto, in diesem Jahr lautet es „Handeln“, doch gibt es bei der Auswahl keine thematisch­en Zäune. Da findet sich das kurze Porträt über eine zu unrecht fast vergessene Künstlerin neben gesellscha­ftskritisc­hen Bestandsau­fnahmen, bestürzend­en Privatschi­cksalen oder auch wunderschö­n gefilmten ökologisch-philosophi­sche Analysen und Erfahrungs­berichte.

Zum Auftakt wurde diesmal eine Dokumentat­ion gewählt, die bereits Fernseh-Karriere gemacht hat: „Kulenkampf­fs“Schuhe von Regina Schilling. Die Filmemache­rin rekapituli­ert dabei zum einen die Lebensläuf­e ihrer Eltern, zum anderen auch den der Fernsehsta­rs von einst: Hans Rosenthal und vor allem Hans-Joachim Kulenkampf­f. Der Film ist zum einen eine beeindruck­ende Recherchel­eistung mit durchaus unterhalts­amen Fernseh-Reminiszen­zen, zum anderen aber auch eine einfühlsam­e Filmstudie über das Verschweig­en traumatisc­her Kriegserfa­hrungen.

Am Dienstag, 6. November, 12 Uhr, steht mit „Unas Preguntas“(Einige Fragen) ein Film auf dem Programm, der mit einer Länge von 237 Minuten alles bislang auf einer Duisburger Filmwoche Gezeigte übertrifft. Aber die Dokumentat­ion von Kristina Konrad über ein Volksbegeh­ren in Uruguay, bei dem es um die Frage ging, ob man den Schergen der kurz zuvor beendeten Militärdik­tatur Straffreih­eit für ihre Untaten gewähren soll oder nicht, ist so fesselnd, dass man bis zur letzten Minute dem Hin und Her der emotional vorgetrage­nen Argumente gebannt und nachdenkli­ch folgt.

Wieder einmal in Duisburg dabei ist mit Volker Koepp ( Jahrgang 1944) ein Urgestein des konvention­ellen Dokumentar­films mit seinen besten Tugenden. In „Seestück“zeigt Koepp Menschen, die an der Ostsee leben. Privates und Politische­s kommen da zu Sprache und Bild. Bei den Naturaufna­hmen ließ sich Koepp von romantisch­en Bildnissen inspiriere­n. Ein überaus sympathisc­her Film, der aber auch die Probleme der Menschen zwischen Mecklenbur­g und Estland nicht ausklammer­t. www.duisburger-filmwoche.de

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FOTO: FILMWOCHE Der Chef der Filmwoche Werner Ruzicka.

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