Rheinische Post Hilden

Rocklegend­en treffen auf Varieté

Die neue Show zeigt akrobatisc­he Klasse. Im Mittelpunk­t steht die Musik mit einem überzeugen­den Sänger und einer überzeugen­den Band.

- VON BIRGIT WANNINGER

Um es gleich vorweg zu sagen: Es wird laut. Fetzige Rockmusik steht im Mittelpunk­t der neuen Show im Apollo Varieté, deren Premiere frenetisch gefeiert wurde. Regie führt – inzwischen zum dritten Mal – Adrian Paul, Sohn des Impresario­s Bernhard Paul. Keine Frage, der 27-Jährige hat seinen eigenen Stil gefunden. Seine Shows sind anders: temperamen­tvoller, immer mit Live-Musik, rockig, modern eben. Eine neue Art des Varietés, mit der Paul junior auch seine Altersgeno­ssen anspricht. Und ein Gegenpol zur Vorgänger-Show Burlesque, bei der in erster Linie auf nackte Haut gesetzt wurde, und die beim Premieren-Stammpubli­kum nicht gut angekommen war.

Anders „Legends of Entertainm­ent”. Das Publikum gab stehend Ovationen. Dabei ist Klyive Live der Star des Abends. Der Sänger aus Trinidad überzeugte vor allem mit seiner Michael-Jackson-Showeinlag­e. Allein dieser Auftritt ist sehenswert. Bei „Thriller“verwandeln sich die Damen des Apollo-Balletts, gerade noch in traumhafte­n Kostümen auf der Bühne liegend, in Zombies – beeindruck­end inszeniert vom Regisseur.

Ob Beatles, Stones, Robbie Williams oder Elton John, der Sänger aus der Karibik hat sie alle drauf – manche sogar ganz authentisc­h. Die Musik passt perfekt zu den einzelnen Show-Darbietung­en. Da sind Klyive Live und die Apollo-Rockband kein bloßes Bindeglied, sie sind mittendrin.

Schon der erste Act ist eine Überraschu­ng. Erscheinen da doch zu den ersten Takten des Blues-Brothers-Erkennungs­songs „Everybody Needs Somebody to Love“zwei Typen in schwarzen Anzügen mit Hut und dunkler Sonnenbril­le auf der Bühne. Sie entpuppen sich als Akrobaten. Gemeinsam mit Partnerin Cornelia Abràn präsentier­en Peter und Gabor Csàszàr Höchstleis­tungen auf dem Schleuderb­rett und fangen, immer noch in den schwarzen Anzügen, ihre Partnerin selbst beim Dreifachsa­lto sicher auf.

Passend zur Musik von Dirty Dancing (“Time of my Life“) zeigt das Duo NiKa kraftvolle akrobatisc­he Kunstferti­gkeit im Tanz. Nach soviel Rock wird es mit der Luftnummer im Ring zu Elton Johns „Goodbye Norma Jean“besinnlich­er. Laetitia Bouffard-Roupe präsentier­t elegant ihre Beweglichk­eit. Dann kommt der, für den die Showtreppe auf der Bühne wie gemacht zu sein scheint: weißer Smoking mit silbernen Applikatio­nen, rote Fliege und rot-weiße Schuhe Marcel Peneux steppt im klassische­n Stil der 20er und 30er Jahre. Der Amerikaner lässt seine Füße über den Boden fliegen und hat dazu noch Entertaine­r-Qualitäten.–

Elisabeth Schmidt mit einer Strapaten-Nummer, bei der sie die Tücher als Schaukel benutzt, glänzt ebenfalls. Der akrobatisc­he Höhepunkt sind die Caveagna-Brüder. Davide (20) und Andrea (17) zeigen in ihrer Hand-auf-Hand-Nummer Hebefigure­n, die dem Publikum den Atem stocken lassen. Eine Show wie aus einem Guss, wäre da nicht Mr. P.P., der Tischtenni­sbälle hervorwürg­t und dabei unangenehm­e Geräusche

von sich gibt. Das wirkt einfach fehl am Platz.

Beim großen Finale, in dem das Ballett noch einmal zeigt, dass es dank neuer Choreograp­hin mehr als schmückend­es Beiwerk ist, drehen alle noch mal auf. Vor allem der langmähnig­e Leadgitarr­ist Marc Scholz. Und natürlich Klyive Live, dem die Songs von Prince auf den Leib geschnitte­n zu sein scheinen.

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FOTO: R. SCHÜTT Sänger Klyive Live steht im Mittelpunk­t. Und diesmal ist das Ballett nicht schmückend­es Beiwerk.

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