Pogromnacht jährt sich zum 80.Mal: Hilden kämpft gegen das Vergessen
42 Menschen starben in der Nacht vom 8. auf den 9. November in Hilden. Die Stadt gedenkt der Opfer in diesem Jahr mit zahlreichen Aktionen.
HILDEN Birgit Alkenings war gerade einmal zehn Jahre alt, als ihr in der Leihbücherei ein Buch über die Reichspogromnacht in die Hand fiel.
Die junge Schülerin war entsetzt: „Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich meine Familie regelrecht gelöchert habe, mehr von dieser grausamen Nacht und ihren Ereignissen zu erfahren“, berichtet sie.
Heute ist Birgit Alkenings Bürgermeisterin ausgerechnet jener Stadt, die in der Reichspogromnacht die meisten Todesopfer gemessen an ihrer Bevölkerungszahl zu beklagen hatte. Für sie ist es daher selbstverständlich, „die Erinnerung an diese Nacht und all die Umstände, die zu ihr geführt haben, lebendig zu erhalten, um die kommenden Generationen zu zu warnen.
42 Opfer forderte der Nationalsozialismus in der Itterstadt insgesamt. 2018 jähren sich die Ausschreitungen zum 80. Mal. Daran erinnert die Stadt am 9. November und in den folgenden Monaten mit kleinen und großen Aktionen.
„Die Nationalsozialisten haben ihren Opfern die Menschlichkeit abgesprochen. Wir wollen die Erinnerung an eben diese Hildener Bürgerinnen und Bürger, an ihre Namen und Geschichten lebendig halten“, unterstreicht die Bürgermeisterin. Bereits am Mittwoch, 8. November, findet im Fassraum des Wilhelm-Fabry-Museums die Lesung „Im Atemhaus wohnen“statt. Ab 19.30 Uhr trägt Katharina Gun Oehlert Gedichte der Holocaust-Überlebenden Rose Ausländer vor. Flötistin Karola Pasquay begleitet die Gedenkveranstaltung musikalisch.
Auf Initiative des Arbeitskreises Stolpersteine startet am 9. November um 15 Uhr der Sterngang von den Stolpersteinen zum Gedenkstein im Stadtpark. Dort wird Birgit Alkenings um 16.45 Uhr einen Kranz niederlegen, bevor Pfarrer Michael Füsgen um 17.30 Uhr in der Reformationskirche einen „Gottesdienst gegen das Vergessen“hält. Informationen zum Ablauf sowie die Startpunkte des Sterngangs gibt es unter www.hilden.de/sterngang.
2018 hätte Oskar Schindler seinen 110. Geburtstag gefeiert. Deshalb lädt das Kulturamt für Samstag, 10. November, zu dem Bühnenstück „Oskar Schindlers Liste“ein. Zwölf Schauspieler zeigen in insgesamt 28 Rollen, wie es dem deutschen Unternehmer 1945 gelang, mehr als 1.000 Juden vor den NS-Vernichtungslagern zu bewahren. Beginn ist um 20 Uhr in der Stadthalle Hilden. Die Adresse ist Fritz-GressardPlatz 1.
Das Jugendparlament richtet sich außerdem in drei Mini-Demonstrationen zwischen November 2018 und Januar 2019 an die Hildener. Ausgerüstet mit Plakaten werden die Jugendlichen die Frage „Was ist Demokratie?“an die Öffentlichkeit richten. Rund um die Veranstaltungen werden „Denkzettel“mit kritischen, nachdenklichen, witzigen und weisen Zitaten über Demokratie verteilt.