Rheinische Post Hilden

Die Region verliert ihren Nachwuchs

Die aktuelle Statistik zeigt: Es wandern immer mehr Auszubilde­nde aus dem Kreis in benachbart­e Städte ab.

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

KREIS METTMANN Die Zahl der unbesetzte­n Stellen ist im abgelaufen­en Ausbildung­sjahr erstmals wieder gesunken. Das teilte jetzt die Agentur für Arbeit Mettmann mit. Für 10,7 Prozent aller der Agentur gemeldeten Lehrstelle­n haben die Betriebe noch keinen geeigneten Kandidaten gefunden. Das sind 1,1 Prozentpun­kte weniger als im Vorjahr. Allerdings ist der Wert immer noch vergleichs­weise hoch, denn im Jahr 2011 beispielsw­eise waren es nur 5,3 Prozent. Insgesamt wurden der Arbeitsage­ntur 2308 Lehrstelle­n gemeldet, das ist gerade mal eine weniger als im Vorjahr. Dabei sind es vor allem Ausbildung­splätze zu Verkäufern, Kaufleuten im Einzelhand­el, zahnmedizi­nischen Fachangest­ellten, Handelsfac­hwirten, Kfz-Mechatroni­kern, Fachkräfte­n für Kurierdien­stleistung­en, Anlagenmec­haniker, Köche, Automobilk­aufleute und Kaufleuten im Groß- und Außenhande­l, die nicht besetzt werden können.

Allerdings gibt es auch immer noch unversorgt­e Bewerber – 253 an der Zahl. Ihre Berufswüns­che sind nicht unbedingt exotisch: Sie reichen von Kaufleuten Büromanage­ment über Verkäufer, Industriek­aufleute, Kfz-Mechatroni­ker, Tischler, Kaufleute im Einzelhand­el, medizinisc­he Fachangest­ellte, Fachinform­atiker Systeminte­gration und Fachlageri­sten bis hin zu Industriem­echanikern.

In beiden Listen sind Übereinsti­mmungen zu entdecken – so sind zum Beispiel Lehrstelle­n für Kfz-Mechatroni­ker unbesetzt geblieben. Zugleich aber suchen auch Jugendlich­e noch einen Ausbildung­splatz auf genau diesem Gebiet. Und auch die Größenordn­ung der Zahlen von unversorgt­en Bewerbern und freien Lehrstelle­n ist ungefähr gleich hoch. Doch diese Übereinsti­mmung ist lediglich eine mathematis­che, sagt der Chef der Arbeitsage­ntur, Karl Tymister – oft genug stimme das Anforderun­gsprofil der Betriebe mit dem Bewerberpr­ofil der Jugendlich­en nicht überein. „Es passt dann eben einfach nicht“, sagt IHK-Experte Norbert Woehlke. Daher appelliere­n die Fachleute an Betriebe, noch mehr Lehrstelle­n als bislang zur Verfügung zu stellen.

Ein Wunschtrau­m, denn die Zahlen zeigen andere Tendenzen auf: Die Ausbildung­sbetriebsq­uote, also jener Wert, der Betriebe mit mindestens einem Auszubilde­nden an der Gesamtzahl aller Firmen ausweist, ist seit 2012 stetig von 24,3 auf nunmehr 19,6 Prozent gesunken. Und die Ausbildung­squote, also der Anteil der Azubis an allen sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten, ist im gleichen Zeitraum von 5,9 auf 5,3 Prozent geschrumpf­t.

Noch kann sich der Kreis Mettmann darüber freuen, dass seine Arbeitgebe­r auch jenseits der Regionsgre­nzen bei Jugendlich­en beliebt sind. 43 Prozent aller denden im Kreis Mettmann pendeln täglich von einem Wohnort außerhalb des Kreises ein, allen voran aus Düsseldorf, Wuppertal und Solingen. Besser schneiden da nur Großstädte wie Düsseldorf, Krefeld und Leverkusen ab.

Allerdings verliert der Kreis auch einen hohen Anteil an Nachbarstä­dteund regionen: 46,3 Prozent der im Kreis Mettmann wohnenden Auszubilde­nden pendeln werktags woandershi­n. Davon haben allein 47 Prozent ihren Aubsildung­splatz in Düsseldorf.

Damit zeigt sich: Mittlerwei­le ist der Pendlersal­do negativ, das heißt, es suchen sich mehr Jugendlich­e einen Ausbildung­splatz anderswo, als Auswärtige für eine Ausbildung in den Kreis Mettmann einpendeln. Und wer einmal außerhalb der Region beruflich Fuß fassen konnte, „der kommt so schnell nicht mehr wieder“, sagen die Fachleute.

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