Die Region verliert ihren Nachwuchs
Die aktuelle Statistik zeigt: Es wandern immer mehr Auszubildende aus dem Kreis in benachbarte Städte ab.
KREIS METTMANN Die Zahl der unbesetzten Stellen ist im abgelaufenen Ausbildungsjahr erstmals wieder gesunken. Das teilte jetzt die Agentur für Arbeit Mettmann mit. Für 10,7 Prozent aller der Agentur gemeldeten Lehrstellen haben die Betriebe noch keinen geeigneten Kandidaten gefunden. Das sind 1,1 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Allerdings ist der Wert immer noch vergleichsweise hoch, denn im Jahr 2011 beispielsweise waren es nur 5,3 Prozent. Insgesamt wurden der Arbeitsagentur 2308 Lehrstellen gemeldet, das ist gerade mal eine weniger als im Vorjahr. Dabei sind es vor allem Ausbildungsplätze zu Verkäufern, Kaufleuten im Einzelhandel, zahnmedizinischen Fachangestellten, Handelsfachwirten, Kfz-Mechatronikern, Fachkräften für Kurierdienstleistungen, Anlagenmechaniker, Köche, Automobilkaufleute und Kaufleuten im Groß- und Außenhandel, die nicht besetzt werden können.
Allerdings gibt es auch immer noch unversorgte Bewerber – 253 an der Zahl. Ihre Berufswünsche sind nicht unbedingt exotisch: Sie reichen von Kaufleuten Büromanagement über Verkäufer, Industriekaufleute, Kfz-Mechatroniker, Tischler, Kaufleute im Einzelhandel, medizinische Fachangestellte, Fachinformatiker Systemintegration und Fachlageristen bis hin zu Industriemechanikern.
In beiden Listen sind Übereinstimmungen zu entdecken – so sind zum Beispiel Lehrstellen für Kfz-Mechatroniker unbesetzt geblieben. Zugleich aber suchen auch Jugendliche noch einen Ausbildungsplatz auf genau diesem Gebiet. Und auch die Größenordnung der Zahlen von unversorgten Bewerbern und freien Lehrstellen ist ungefähr gleich hoch. Doch diese Übereinstimmung ist lediglich eine mathematische, sagt der Chef der Arbeitsagentur, Karl Tymister – oft genug stimme das Anforderungsprofil der Betriebe mit dem Bewerberprofil der Jugendlichen nicht überein. „Es passt dann eben einfach nicht“, sagt IHK-Experte Norbert Woehlke. Daher appellieren die Fachleute an Betriebe, noch mehr Lehrstellen als bislang zur Verfügung zu stellen.
Ein Wunschtraum, denn die Zahlen zeigen andere Tendenzen auf: Die Ausbildungsbetriebsquote, also jener Wert, der Betriebe mit mindestens einem Auszubildenden an der Gesamtzahl aller Firmen ausweist, ist seit 2012 stetig von 24,3 auf nunmehr 19,6 Prozent gesunken. Und die Ausbildungsquote, also der Anteil der Azubis an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, ist im gleichen Zeitraum von 5,9 auf 5,3 Prozent geschrumpft.
Noch kann sich der Kreis Mettmann darüber freuen, dass seine Arbeitgeber auch jenseits der Regionsgrenzen bei Jugendlichen beliebt sind. 43 Prozent aller denden im Kreis Mettmann pendeln täglich von einem Wohnort außerhalb des Kreises ein, allen voran aus Düsseldorf, Wuppertal und Solingen. Besser schneiden da nur Großstädte wie Düsseldorf, Krefeld und Leverkusen ab.
Allerdings verliert der Kreis auch einen hohen Anteil an Nachbarstädteund regionen: 46,3 Prozent der im Kreis Mettmann wohnenden Auszubildenden pendeln werktags woandershin. Davon haben allein 47 Prozent ihren Aubsildungsplatz in Düsseldorf.
Damit zeigt sich: Mittlerweile ist der Pendlersaldo negativ, das heißt, es suchen sich mehr Jugendliche einen Ausbildungsplatz anderswo, als Auswärtige für eine Ausbildung in den Kreis Mettmann einpendeln. Und wer einmal außerhalb der Region beruflich Fuß fassen konnte, „der kommt so schnell nicht mehr wieder“, sagen die Fachleute.