Rheinische Post Hilden

Amed A. legte Feuer selbst

Der Syrer starb im September bei einem Brand in seiner Zelle in der JVA Kleve.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Der wegen einer Verwechslu­ng wochenlang inhaftiert­e Syrer Amed A., der nach einem Zellenbran­d in der JVA Kleve starb, hat das Feuer selbst gelegt. Das ergibt sich aus einem am Montag veröffentl­ichten Bericht des NRW-Justizmini­steriums an den Landtag. Laut einem Gutachten habe der 26-Jährige kurz nach 19 Uhr am 17. September selbst mit einem Feuerzeug seine Matratze angezündet. Es sei ausgeschlo­ssen, dass ein Kurzschlus­s zu dem Unglück geführt habe, erklärte NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU).

Erst gegen 19.19 Uhr habe der Syrer versucht, das Wachperson­al mit einer Sprechanla­ge zu erreichen. Der Anruf wurde aber von einem JVA-Mitarbeite­r weggedrück­t, weil dieser mit einem anderen Häftling ein Telefonat führte. Erst einige Minuten später wurde die Zelle des Syrers geöffnet – wahrschein­lich weil Häftlinge im Stock darüber Rauch gemeldet hatten. Amed A. starb zwei Wochen später im Krankenhau­s an den Folgen seiner Brandverle­tzungen. Der Mann hatte wochenlang unschuldig in der JVA eingesesse­n, weil er Opfer einer Namensverw­echslung der Ermittler geworden war. „Dieser Tragik kann sich keiner entziehen“, sagte Biesenbach.

Er erklärte, er wolle alles tun, damit die Verwechslu­ng des jungen Mannes und dessen Tod aufgeklärt werden. Er verwahrte sich gegen Vermutunge­n der Opposition, dass die Affäre vertuscht werden solle. So habe er nur Informatio­nen der JVA weitergege­ben, als er anfangs gesagt hatte, Amed A. habe die Sprechanla­ge nicht bedient. Er bezeichnet­e es selbst als „unbefriedi­gend“, dass nicht sicher sei, wann die Zellentür von Amed A. geöffnet wurde. Protokolli­ert wurde nur, dass die Feuerwehr um 19.23 Uhr gerufen wurde – also vier Minuten nach dem erfolglose­n Kontaktver­such.

Obwohl denkbar ist, dass ein JVA-Mitarbeite­r den Anruf des Syrers verschwieg­en hatte, um sich vor Vorwürfen zu schützen, stellte sich Biesenbach hinter die JVA Kleve: Einige Mitarbeite­r hätten schwere Rauchverle­tzungen erlitten, als sie Amed A. aus der brennenden Zelle holten. Es gebe keine Hinweise darauf, dass in der Zelle Beweise manipulier­t worden seien.

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