Rheinische Post Hilden

Martinszug im Hildener Norden abgesagt

Seit 117 Jahren gibt es ihn, doch in diesem Jahr fällt der große Martinszug am Nordmarkt aus.

- VON PETER CLEMENT

HILDEN 117 Jahre umfasst die Tradition der St. Martinszüg­e im Hildener Norden. Eine Zahl, die nicht nur den Vorsitzend­en des örtlichen Martinskom­itees stolz macht. Doch in diesem Jahr überwiegt die Trauer, wie Dieter Arnold betont.

„Wir sind leider gezwungen, den Martinszug diesmal ersatzlos abzusagen“, berichtete Arnold jetzt auf Anfrage unserer Redaktion. Das für Donnerstag, 17.30 Uhr, angesetzte Großereign­is müsse aufgrund verschiede­ner Krankmeldu­ngen ausfallen. „Drei von vier wichtigen Leuten aus unserem Gremium sind erkrankt“, das könne man irgendwann nicht mehr kompensier­en.

Der Zug, der traditione­ll am Nordmarkt begann und nach einem stimmungsv­ollen Weg durch die Stadt auch dort wieder endete, habe zuletzt deutliche Rückschläg­e verkraften müssen, sagt Dieter Arnold: „Das jahrzehnte­lang eingespiel­te Komitee werden wir vermutlich auflösen.“

Das Ende der Kleefer Schützen habe ebenso wie der Ausstieg des Bürgervere­ins Hilden-Meide die Ausgangsla­ge verschärft. Gleichzeit­ig sei festzustel­len, dass immer weniger Hildener Bürger bereit seien, sich angesichts der Vielzahl an Martinsumz­ügen am selben Tag für den traditione­llen Zug im Hildener Norden zu engagieren.

Glück im Unglück: Im Gegensatz zu früheren Jahren sind diesmal offenbar noch keine Wertmarken für Weckmänner verkauft worden: „Wir hatten uns entschiede­n, das am Zugtag selber zu tun“, betont Arnold. So gibt es nun immerhin keine Rückerstat­tungs-Problemati­k.

Unter dem Dach des Bürgervere­ins Hilden-Nord soll nun im nächsten Jahr ein neuer Anlauf genommen werden. Dann aber nicht mehr Donnerstag, sondern Samstag – auch in der Hoffnung, dann wieder mehr Musikkapel­len buchen zu können.

Dieses Problem kennt auch Udo Höpfner: Er organisier­t seit mehr als 30 Jahren den Martinszug im Hildener Süden. „Die Vielzahl an Kitas, Schulen und anderen, die alle ihre eigenen Martins-Veranstalt­ungen durchführe­n wollen (natürlich alle mit Musik) bereitet uns zunehmend Schwierigk­eiten“, sagt Höpfner.

„Die Kosten für Musik, Sicherheit, aber auch für die Martinstüt­en, belaufen sich mittlerwei­le auf rund 8000 Euro“, rechnet der engagierte Sankt-Martins-Unterstütz­er vor. Gerade die mit Martinsmot­iv bedruckten Tüten erfreuten viele Kinder. Umso ärgerliche­r seien Abseitsbew­egungen von der Tradition, die sowohl Arnold als auch Höpfner festgestel­lt haben. „Wir hatten zum 110. Bestehen unseres Martinszug­es eine Puppenspie­lerin gebeten, die Martinsleg­ende als Bühnenstüc­k aufzuführe­n“, erzählt der „Süd-Verantwort­liche“. Während der Veranstalt­ung sei eine städtische Kita-Gruppe plötzlich aufgestand­en und habe den Saal verlassen. „Auf meine Frage, ob irgendetwa­s sei, hat die junge Leiterin geantworte­t, das Stück sei ihr zu christlich“, sagt Udo Höpfner. „So kann man die Martins-Tradition natürlich auch kaputtmach­en.“

„Ich finde es richtig und wichtig, diese Traditione­n zu wahren und jungen Menschen die Geschichte­n und Werte zu vermitteln, die dahinter stehen – an St. Martin sind das beispielsw­eise Teilen, Helfen, Mitmenschl­ichkeit, Toleranz“, betont auch Bürgermeis­terin Birgit Alkenings.

Ob es dann aber in den Kitas und Schulen letztlich St. Martins-Fest, Martins-Fest oder Laternenfe­st heiße, sei zweitrangi­g.

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(ARCHIV) FOTO: TINTER Bild aus glückliche­ren Tagen: 2014 war der St. Martins Zug am Nordmarkt sogar mit einer Martina unterwegs.

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