Martinszug im Hildener Norden abgesagt
Seit 117 Jahren gibt es ihn, doch in diesem Jahr fällt der große Martinszug am Nordmarkt aus.
HILDEN 117 Jahre umfasst die Tradition der St. Martinszüge im Hildener Norden. Eine Zahl, die nicht nur den Vorsitzenden des örtlichen Martinskomitees stolz macht. Doch in diesem Jahr überwiegt die Trauer, wie Dieter Arnold betont.
„Wir sind leider gezwungen, den Martinszug diesmal ersatzlos abzusagen“, berichtete Arnold jetzt auf Anfrage unserer Redaktion. Das für Donnerstag, 17.30 Uhr, angesetzte Großereignis müsse aufgrund verschiedener Krankmeldungen ausfallen. „Drei von vier wichtigen Leuten aus unserem Gremium sind erkrankt“, das könne man irgendwann nicht mehr kompensieren.
Der Zug, der traditionell am Nordmarkt begann und nach einem stimmungsvollen Weg durch die Stadt auch dort wieder endete, habe zuletzt deutliche Rückschläge verkraften müssen, sagt Dieter Arnold: „Das jahrzehntelang eingespielte Komitee werden wir vermutlich auflösen.“
Das Ende der Kleefer Schützen habe ebenso wie der Ausstieg des Bürgervereins Hilden-Meide die Ausgangslage verschärft. Gleichzeitig sei festzustellen, dass immer weniger Hildener Bürger bereit seien, sich angesichts der Vielzahl an Martinsumzügen am selben Tag für den traditionellen Zug im Hildener Norden zu engagieren.
Glück im Unglück: Im Gegensatz zu früheren Jahren sind diesmal offenbar noch keine Wertmarken für Weckmänner verkauft worden: „Wir hatten uns entschieden, das am Zugtag selber zu tun“, betont Arnold. So gibt es nun immerhin keine Rückerstattungs-Problematik.
Unter dem Dach des Bürgervereins Hilden-Nord soll nun im nächsten Jahr ein neuer Anlauf genommen werden. Dann aber nicht mehr Donnerstag, sondern Samstag – auch in der Hoffnung, dann wieder mehr Musikkapellen buchen zu können.
Dieses Problem kennt auch Udo Höpfner: Er organisiert seit mehr als 30 Jahren den Martinszug im Hildener Süden. „Die Vielzahl an Kitas, Schulen und anderen, die alle ihre eigenen Martins-Veranstaltungen durchführen wollen (natürlich alle mit Musik) bereitet uns zunehmend Schwierigkeiten“, sagt Höpfner.
„Die Kosten für Musik, Sicherheit, aber auch für die Martinstüten, belaufen sich mittlerweile auf rund 8000 Euro“, rechnet der engagierte Sankt-Martins-Unterstützer vor. Gerade die mit Martinsmotiv bedruckten Tüten erfreuten viele Kinder. Umso ärgerlicher seien Abseitsbewegungen von der Tradition, die sowohl Arnold als auch Höpfner festgestellt haben. „Wir hatten zum 110. Bestehen unseres Martinszuges eine Puppenspielerin gebeten, die Martinslegende als Bühnenstück aufzuführen“, erzählt der „Süd-Verantwortliche“. Während der Veranstaltung sei eine städtische Kita-Gruppe plötzlich aufgestanden und habe den Saal verlassen. „Auf meine Frage, ob irgendetwas sei, hat die junge Leiterin geantwortet, das Stück sei ihr zu christlich“, sagt Udo Höpfner. „So kann man die Martins-Tradition natürlich auch kaputtmachen.“
„Ich finde es richtig und wichtig, diese Traditionen zu wahren und jungen Menschen die Geschichten und Werte zu vermitteln, die dahinter stehen – an St. Martin sind das beispielsweise Teilen, Helfen, Mitmenschlichkeit, Toleranz“, betont auch Bürgermeisterin Birgit Alkenings.
Ob es dann aber in den Kitas und Schulen letztlich St. Martins-Fest, Martins-Fest oder Laternenfest heiße, sei zweitrangig.