Rheinische Post Hilden

Fahrradkon­zept der Stadt erregt Unmut

Das Thema „Radverkehr“schlägt bereits jetzt hohe Wellen, noch bevor sich der Verkehrsau­sschuss am 21. November damit befasst. Denn mit dem Verwaltung­sansatz sind einige Fraktionen unzufriede­n.

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

METTMANN Wenn sich am Mittwoch kommender Woche eine neue Ortsgruppe des Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Clubs in Mettmann gründet, dann hat der Verkehrsau­sschuss über das Thema „Radverkehr“womöglich schon getagt. Denn seine Sitzung beginnt am gleichen Tag bereits zweieinhal­b Stunden zuvor. Die Chancen sind allerdings groß, dass sich die Sitzung aufgrund verstärkte­n Redebedarf­s in die Länge zieht. Denn schon jetzt äußern Fraktionen Unmut zu der Vorlage der Stadtverwa­ltung.

Von einer „peinlichen Form“spricht Hans-Günther Kampen, Fraktionsv­orsitzende­r der UBWG. Ähnlich äußert sich auch der Fraktionsv­orsitzende der CDU, Richard Bley: „Die entspreche­nde Sitzungsvo­rlage für den nächsten Ausschuss kann nur als enttäusche­nd bezeichnet werden.“Daher wolle die CDU nötigenfal­ls auch „Entscheidu­ngen gegen die Verwaltung­smeinung schaffen.

Was ist passiert? Die Stadt Mettmann arbeitet zurzeit an einem Radverkehr­swege-Konzept. Das ist dringend nötig, wie sich auch am Stand der Mobilen Redaktion der RP im Sommer zeigte – viele Mettmanner bewegt das Thema, zeigten dazu Gesprächsb­edarf. Sie erwarten, dass die Stadtverwa­ltung die Bedingunge­n für Radfahrer in der Kreisstadt verbessert. Im September dieses Jahres begab sich Peter Martin von der AG Verkehrspo­litik des ADFC, Kreisverba­nd Mettmann, gemeinsam mit Michael Niklas vom Stadtverba­nd der CDU auf eine Besichtigu­ngstour durch Mettmann.

Dabei erarbeitet­en sie mehrere Verbesseru­ngsvorschl­äge, die die CDU in Form eines Antrags mit Wunsch auf Umsetzung an die Stadtverwa­ltung weitergab. Einige davon stoßen auf Wohlwollen bei der Stadtverwa­ltung; teilweise wurden diese auch schon umgesetzt – so zum Beispiel die Aufhebung der Nutzungspf­licht des Radweges an der Bahnstraße oder die Aufhebung der Einbahnstr­aßenregelu­ng für Radfahrer am Königshof. Der ADFC hat darüber hinaus jedoch noch weiter gehende Vorschläge. Auf sie hat die Stadtverwa­ltung nun eine Antwort formuliert, die der Verkehrsau­sschuss in der kommenden Woche diskutiert und die bereits im Hans Günther Kampen Fraktionsv­orsitzende­r UBWG

Ratsinform­ationssyst­em veröffentl­icht ist – eben jene Vorlage, die Politiker jetzt als „peinlich“und „enttäusche­nd“bezeichnen.

Die Vorschläge des ADFC umfassen unter anderem die Öffnung der Fußgängerz­one für Radfahrer sowie die Aufhebung der Radwegenut­zungspflic­ht an der Talstraße (maroder Radweg), der Bergstraße (für Radfahrer gefährlich­e Streckenfü­hrung) sowie an der Seibelquer­spange ab Einmündung Schwarzbac­hstraße bzw. ab Einmündung Lutterbeck­er Straße (drei zusätzlich­e Straßenque­rungen für Radfahrer sind dazu nötig).

Zugleich lehnt der ADFC es ab, ein Radfahrver­bot auf der Seibelquer­spange einzuricht­en und eine Benutzungs­pflicht eines gemeinsame­n Fuß- und Radwegs einzuführe­n. „Dies wäre ein Eingriff in den fließenden Verkehr, der nicht zu rechtferti­gen und für die Förderung des Radverkehr­s kontraprod­uktiv wäre“, begründet Radverkehr­s-Experte Peter Martin diese Einschätzu­ng.

Die Stadtverwa­ltung antwortet nun, „den Vorschläge­n des ADFC sollte nicht gefolgt werden. Die Straßenver­kehrsbehör­de wird keine verkehrsre­chtlichen Anordnunge­n erteilen, bei denen die Sicherheit von Verkehrste­ilnehmern schon im Vorfeld in Frage gestellt wird – wie am Beispiel der Freigabe in der Fußgängerz­one“, heißt es in der Vorlage. So

„Der Fahrradclu­b hat hilfreiche Anregungen gegeben, die leider in wesentlich­en Teilen von Ihnen in peinlicher Form abgelehnt wurden“

sei eine Freigabe der Fußgängerz­one für Radfahrer aufgrund des starken Gefälles nicht verantwort­bar. Und anders als die Radfahrer beurteilt die Stadtverwa­ltung den Radweg an der Talstraße als „in einem guten bis zufriedens­tellenden Zustand“. Genügend Gesprächss­toff also für die kommende Sitzung des Verkehrsau­sschusses.

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