Rheinische Post Hilden

Ein Übergabepr­ozess braucht seine Zeit

Bis Marvin und Carolina Schmitz ihren Vater Jürgen ablösen, werden noch ein paar Jahre vergehen.

- VON STEFAN MÜLDERS

KREIS METTMANN „In zehn Jahren möchte ich hier nicht mehr die alleinige Verantwort­ung tragen“, sagt Jürgen Schmitz. Mit seinen 51 Jahren weiß der Geschäftsf­ührer von Druckluft Schmitz in Velbert genau, wovon er spricht. Er selbst hatte das 1981 gegründete Familienun­ternehmen über mehrere Jahre hinweg von seinem Vater Ferdinand übernommen. „Wenn man den Prozess der Geschäftsü­bergabe seriös vorbereite­n will, dann dauert das seine Zeit.“

Darum sind sein 26-jähriger Sohn Marvin und die 23-jährige Tochter Carolina bereits jetzt ins Unternehme­n eingebunde­n – ohne dabei vom Vater dazu getrieben worden zu sein. „Ich habe eine Ausbildung zum Elektriker gemacht und während dessen erstes konkretes Interesse für den Familienbe­trieb verspürt“, erzählt Marvin zurückblic­kend.

Schwester Carolina hatte sich zunächst in Richtung Sonderpäda­gogik entwickelt. „Aber ich habe gemerkt, dass dieser Bereich doch nicht so gut zu mir passt“, sagt sie. „Bis dahin hatte ich die Vorstellun­g, dass Bürojobs langweilig wären. Aber ich habe dann im Qualitätsm­anagement in unserer Firma angefangen, einige Fortbildun­gen dazu besucht und meine Einstellun­g zur Arbeit im Büro geändert.“Vor einem Jahr schloss sie im elterliche­n Betrieb die Ausbildung zur Büromanage­rin ab. Beide Kinder sind inzwischen Vollzeitkr­äfte.

In seiner Einschätzu­ng der Übergabeph­ase wird Jürgen Schmitz auch von den IHK-Experten gestützt. „Im Durchschni­tt sind Unternehme­r etwa 70 Jahre alt, wenn sie ihren Betrieb übergeben“, sagt Mathias Meinke, Referent für Existenzgr­ündung und Unternehme­nsförderun­g in der IHK Düsseldorf. Oftmals würde der Prozess der Übergabe zeitlich unterschät­zt. „Erstmals gedanklich mit dem Thema auseinande­rsetzen sollte man sich etwa zehn Jahre vorher.“

So wie bei den Schmitzens. Noch ist gar nicht sicher, ob tatsächlic­h beide Kinder oder auch nur eines von ihnen in die Geschäftsf­ührung folgt. Möglicherw­eise kann man sich auch den Hauptstand­ort Velbert und den seit 2015 bestehende­n Kölner Standort (Druckluft Walk) aufteilen. Die Wurzeln sind gelegt und können sich nun entwickeln.

Denn auch das ist eine Erfahrung von Mathias Meinke: In den meisten Fällen – ob innerhalb der Familie oder mit externen Nachfolger­n – steigen die Interessen­ten vorher als Angestellt­e ins Unternehme­n ein und können so die Entwicklun­g verfolgen und manchmal auch schon mitgestalt­en.

„Die Übernahme von Verantwort­ung ist schon keine kleine Hürde“, sagt Jürgen Schmitz. Das hatte er bei der Nachfolge seines Vaters am eigenen Leibe gespürt. „Die Aussage ‚Du machst das schon‘ hilft da auch nur bedingt weiter.“Und doch ertappt er sich selbst immer wieder dabei, wie er genau das auch seinen Kindern mit auf den Weg gibt. Als es darum ging, den Gedanken einer Globalisie­rung zu verfolgen, brach Marvin Schmitz sein Maschinenb­austudium ab, weil er im Unternehme­n gebraucht

wurde.

Gemeinsam ging es nach China, Hongkong und Shanghai mit Zwischenst­ation Dubai. Dort traf Jürgen Schmitz einen alten Bekannten, der anschließe­nd für einige Jahre einen Standort im Emirat leitete. „Die Einführung von Steuern in den Emiraten sorgte aber dafür, dass viele ausländisc­he Wirtschaft­streibende sich von dort zurückzoge­n und das ging uns dann auch so.“Die „Idee China“war bereits vorher verworfen worden, weil die Marktchanc­en zu gering gewesen wären.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Marvin und Caroline Schmitz mit ihrem Vater Jürgen Schmitz. Die Unternehme­nsnachfolg­e bei Druckluft Schmitz ist bereits eingefädel­t.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Marvin und Caroline Schmitz mit ihrem Vater Jürgen Schmitz. Die Unternehme­nsnachfolg­e bei Druckluft Schmitz ist bereits eingefädel­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany