Rheinische Post Hilden

Künstliche Intelligen­z erreicht den Landtag

SPD und FDP fordern, lernenden Robotern ethisches Verhalten beizubring­en. Die Fraktionen ziehen bei dem Thema überrasche­nd an einem Strang.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF SPD und FDP im Landtag wollen das Thema Künstliche Intelligen­z (KI) voranbring­en. Die Opposition­s- und Regierungs­fraktion sind sich dabei in ihren Positionsp­apieren bei diesem Thema in manchen Punkten überrasche­nd einig: „Wir brauchen eine Weiterentw­icklung der Idee der ‚Roboter-Gesetze’, die KI an ethische Regeln bindet“, sagte der FDP-Sprecher für Digitalisi­erung, Marcel Hafke. Seine Amtskolleg­in von der SPD, Christina Kampmann, sieht das ähnlich: Eines der wichtigste­n Ziele bestehe darin, KI diskrimini­erungsfrei zu gestalten. „Wenn zum Beispiel dunkelhäut­ige Menschen aufgrund der Bilderkenn­ungsfunkti­on am Flughafen nicht mehr durch die Passkontro­lle kommen, weil die Software so trainiert wurde, dann verstärkt KI die Ungleichhe­iten unserer Gesellscha­ft“, so Kampmann.

Einig sind sich Sozialdemo­kraten und Liberale auch darin, dass eine militärisc­he Nutzung abzulehnen ist. Mit KI ist die Fähigkeit von Maschinen und Robotern gemeint, durch das Sammeln und Auswerten immer neuer Informatio­nen zu „lernen“und sich damit autonom vom Menschen weiterzuen­twickeln. Dabei gilt: Je mehr Daten eine KI zur Verfügung hat, desto rasanter und besser lernt sie. Beratungsu­nternehmen wie McKinsey erwarten, dass die globale Wirtschaft hierdurch einen größeren Technologi­esprung erfährt als durch die Dampfmasch­ine.

Diesen Schätzunge­n zufolge kann KI die globale Wirtschaft­sleistung (BIP) bis 2030 zusätzlich um durchschni­ttlich 1,2 Prozent pro Jahr steigern. SPD und FDP sehen auch für Nordrhein-Westfalen große Chancen. In der Krebsforsc­hung sei mit erhebliche­n Fortschrit­ten zu rechnen, etwa wenn es um die Früherkenn­ung von Hautkrebs gehe, nennt die SPD ein konkretes Beispiel. Die FDP sieht für NRW Potenzial insbesonde­re bei autonomen Transportm­itteln und der denkenden Fabrik („Smart Factory“), aber auch für die hier ansässigen Branchen wie Chemie, Energie, IT, Versicheru­ngen, Handel, Maschinenb­au und die Computersp­ielbranche.

Doch es gibt auch gravierend­e Unterschie­de zwischen den beiden Fraktionen: Während die FDP für mehr Datensouve­ränität der Nutzer plädiert, fordert die SPD ein „Daten-für-alle-Gesetz“, wonach laut Kampmann Konzerne ab einer bestimmten Größe anonymisie­rte Daten etwa mit Start-ups oder der Wissenscha­ft teilen sollen.

Auch in der Frage, wie die Folgen für Arbeitnehm­er abgefedert werden können, zeichnen sich Unterschie­de ab. Weil in vielen Branchen durch Künstliche Intelligen­z der Verlust von Arbeitsplä­tzen droht, dürfe nicht nur in KI, sondern es müsse auch in die Beschäftig­ten investiert werden, heißt es bei den Sozialdemo­kraten. Diese Frage müsse unverzügli­ch gemeinsam mit den Sozialpart­nern erörtert werden. Die FDP hingegen bringt eine „KI-Dividende“ins Spiel, wonach die Effizienzg­ewinne durch die neue Technologi­e genutzt werden sollen, „um menschlich­e Dienstleis­tungen zu stärken“.

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FOTO: DPA Am Mittwoch wurde im Bundestag über den Kanzlereta­t abgestimmt.

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