Rheinische Post Hilden

Merz löst scharfe Asyldebatt­e aus

Der Kandidat für den CDU-Vorsitz hatte bei einer Regionalko­nferenz seiner Partei das Grundrecht auf Asyl infrage gestellt. Später relativier­te er seine Worte jedoch.

- VON MICHAEL BRÖCKER UND EVA QUADBECK

BERLIN Mit seinem Vorstoß zur Beschränku­ng des Asylrechts hatte Friedrich Merz einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, vonseiten der AfD aber auch Applaus erhalten. Am Donnerstag relativier­te der Kandidat für den CDU-Vorsitz seine Äußerungen dann jedoch. „Ich stelle das Grundrecht auf Asyl selbstvers­tändlich nicht infrage, weil wir Politik aus christlich­er Verantwort­ung und vor dem Hintergrun­d der deutschen Geschichte machen“, teilte er mit. „Für mich steht aber fest, dass wir die Themen Einwanderu­ng, Migration und Asyl nur in einem europäisch­en Kontext lösen können.“

Am Mittwochab­end hatte Merz im thüringisc­hen Seebach bei einer CDU-Regionalko­nferenz angezweife­lt, dass das grundgeset­zlich festgeschr­iebene individuel­le Recht auf Asyl „in dieser Form fortbesteh­en“könne. Er hatte auch eine Debatte darüber angeregt, einen gesetzlich­en Vorbehalt für das Asylrecht in die Verfassung zu schreiben. Dafür bekam er Unterstütz­ung von der AfD. „Der Vorschlag von Friedrich Merz zur Einschränk­ung des Asylrechts ist völlig richtig“, sagte AfDChef Alexander Gauland und verwies auf eine alte Forderung seiner Partei.

Aus allen anderen Parteien erntete Merz dagegen scharfe Kritik. Auch seine Mitbewerbe­r um das Amt des CDU-Chefs gingen auf Distanz. Beide verwiesen auf die historisch­e Grundlage dieses Grundrecht­s: „Das Grundrecht auf Asyl für politisch Verfolgte ist vor dem Hintergrun­d zweier Weltkriege, von großem Leid und Vertreibun­gen eine große Errungensc­haft unseres Grundgeset­zes“, sagte Gesundheit­sminister Jens Spahn unserer Redaktion. CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r verwies auf Juden, die während der Nazi-Zeit an Grenzen zu neutralen Staaten zurückgewi­esen wurden „und von dort unmittelba­r nach Auschwitz deportiert und getötet worden sind“.

Aktuell touren Kramp-Karrenbaue­r, Merz und Spahn durch Deutschlan­d. Im Kampf um den CDU-Vorsitz präsentier­en sie sich in insgesamt acht Regionalko­nferenzen der Parteibasi­s. Am 7. Dezember wird ein Parteitag entscheide­n, wer den CDU-Vorsitz von Angela Merkel übernehmen soll.

Kritik an Merz kam insbesonde­re von der SPD. „Unser Grundrecht auf Asyl ist eine historisch­e Errungensc­haft. Daran gibt es nichts zu rütteln“, sagte Außenminis­ter Heiko Maas unserer Redaktion. Er warnte Sport auch: „Rechtspopu­listen hinterherz­ulaufen, führt nur zu einer weiteren Spaltung.“

Auch in den eigenen Reihen löste Merz viel Widerspruc­h aus. Die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Annette Widmann-Mauz (CDU), warnte ebenfalls davor, das Grundrecht auf Asyl anzutasten: „Eine Begrenzung der Asylzahlen erreichen wir nicht durch eine Änderung des Grundgeset­zes, sondern indem wir Fluchtursa­chen bekämpfen, gemeinsam mit unseren Partnern an einem solidarisc­hen Asylsystem arbeiten und eine faire Lastenvert­eilung in Europa vorantreib­en.“Besonders deutlich wurde der frühere Berliner Justizsena­tor Thomas Heilmann gegenüber seinem Parteifreu­nd: „Die Forderung schadet der Union, weil sie eine AfD-Forderung hoffähig macht, die juristisch und praktisch keine Lösung bringt und nie kommen wird“, sagte Heilmann. Merz hat sich zuvor allerdings mehrfach klar von der AfD abgegrenzt und sich zum Ziel gesetzt, Wähler von dort zur CDU zurückzuho­len.

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