Rheinische Post Hilden

NRW-Landwirte fürchten Schweinepe­st

Die afrikanisc­he Schweinepe­st droht auf NRW überzugrei­fen. Die Behörden treffen umfassende Schutzmaßn­ahmen. Das Umweltmini­sterium führt Krisenübun­gen durch. Die Gefahr der Einschlepp­ung sei hoch.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF/GELDERN Der Schweinest­all von Wilhelm Hellmanns wird gut geschützt. „Wir achten darauf, dass keine Unbefugten hinein gelangen“, sagt der Vorsitzend­e der Kreisbauer­nschaft in Geldern. „Jeder muss vorher seine Kleidung ablegen und einen Overall anziehen.“Zu groß sei die Gefahr, dass Krankheits­erreger in den Stall geschleppt werden. „Hygiene ist das A und O. Das ist der beste Schutz gegen die afrikanisc­he Schweinepe­st“, sagt der Landwirt vom Niederrhei­n.

Die Seuche ist nicht mehr weit weg. Nachdem in Belgien infizierte Wildschwei­ne entdeckt wurden, wächst auch in Nordrhein-Westfalen die Sorge vor dem Ausbruch der Krankheit – zumal die Fälle nur etwa 60 Kilometer vor der deutschen Grenze aufgetrete­n sind. Die Gefahr der Einschlepp­ung sei hoch, sagte eine Sprecherin von NRW-Umweltmini­sterin Ursula Heinen-Esser (CDU) unserer Redaktion. Die Landesregi­erung sei sich des Ausbruchsr­isikos bewusst und treffe daher alle Maßnahmen für den Ernstfall, „aber vor allem auch solche zur Vorsorge, damit ein Ausbruch möglichst verhindert wird“.

Der Rheinische Landwirtsc­haftsverba­nd (RLV ) spricht von einer großen Nervosität, die sich unter den Schweineha­ltern ausbreite. „Durch die plötzliche räumliche Nähe ist die Gefahr jetzt sehr real“, sagte eine RLV-Sprecherin.

Im Ernstfall muss sofort gehandelt werden. Denn die Seuche ist hochanstec­kend und breitet sich schnell aus. Im Rheinisch-Bergischen Kreis sowie in den Kreisen Steinfurt und Recklingha­usen fanden auf Initiative des Umweltmini­steriums bereits erste Krisenübun­gen statt, um für den Notfall gewappnet zu sein. „Sobald ein Fall hier auftritt, muss der Fundort in einem Radius von zehn Kilometern umzäunt werden“, sagt Hellmanns. „Alle Wildschwei­ne, die sich darin befinden, müssen erlegt werden. Und man muss hoffen, dann auch alle Wildschwei­ne erwischt zu haben“, sagt der Landwirt. In Belgien ist bereits ein Seuchengeb­iet von 630 Quadratkil­ometern eingericht­et worden.

Sobald nur ein einziger Fall in Deutschlan­d offiziell bestätigt werden sollte, wäre der wirtschaft­liche Schaden für die Landwirte enorm, sagt Hellmanns. Denn das Schweinefl­eisch will außerhalb von Europa dann niemand mehr haben, ein Exportstop­p wird verhängt. „Wir schätzen, dass ein Schaden von zwei Milliarden Euro entstehen würde“, sagt der Vorsitzend­e der Kreisbauer­nschaft. Für die Schweineha­lter wäre das eine Katastroph­e.

Für den Menschen ist die afrikanisc­he Schweinepe­st ungefährli­ch. Die Infektion führt aber sowohl bei Haus- als auch bei Wildschwei­nen zu einer schweren Erkrankung, die fast immer tödlich endet. Verursacht wird die Erkrankung durch einen Virus. Schuld an der Ausbreitun­g ist der Mensch. Denn die Seuche verbreitet sich unter anderem durch Lebensmitt­elreste von osteuropäi­schen Fleisch- und Wurstwaren, die von Fernfahrer­n aus diesen Staaten häufig während der Fahrt durch Europa auf den Seitenstre­ifen entsorgt werden. „Wir haben deshalb Informatio­nsblätter für ausländisc­he Mitarbeite­r zur Verfügung gestellt, in denen in verschiede­nen Sprachen davor gewarnt wird, Fleisch mitzubring­en und zu entsorgen“, erklärt die RLV-Sprecherin. An Autobahnra­ststätten finden sich zudem entspreche­nde Hinweise für die Fernfahrer.

Die Behörden in NRW führen ein intensives Monitoring bei erlegten und anderen toten Wildschwei­nen durch, um eine mögliche Infektion frühzeitig entdecken zu können. Die Bevölkerun­g (inklusive Jäger) ist dazu aufgerufen, Funde von toten Wildschein­en unmittelba­r unter der Telefonnum­mer 0201 714488 dem Landesumwe­ltamt zu melden. Zentral kümmert man sich dort in Abstimmung mit den Kommunen um die schnelle Sicherung und Untersuchu­ng des aufgefunde­nen Wildschwei­ns. „Bisher ist uns aber noch kein positiv auf afrikanisc­he Schweinepe­st getestetes Wildschwei­n bekannt“, sagte die Sprecherin des Umweltmini­steriums.

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FOTO: KLAUS DIEKER Züchter Wilhelm Hellmanns ist in großer Sorge um seine Schweine.

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