Rheinische Post Hilden

RWE räumt unter Polizeisch­utz den Hambacher Forst

Auf Druck des Ostens gibt Merkel der Kohlekommi­ssion mehr Zeit. Umweltverb­ände und Grüne fordern Ausstiegsp­lan für sofort.

- VON ANTJE HÖNING UND BIRGIT MARSCHALL

KERPEN/BERLIN Wenige Wochen nach der spektakulä­ren Räumung der Baumhäuser war die Polizei Aachen am Donnerstag erneut im Hambacher Forst. Sie schützte RWE-Mitarbeite­r, die neue Hinderniss­e abbauten. Laut RWE mussten 450 Dinge an „waldfremde­m Material“wie Barrikaden und Europalett­en entfernt werden. Laut Polizei war eine Bombenattr­appe darunter. Mehrere Aktivisten wurden zur Feststellu­ng der Personalie­n in Gewahrsam genommen. Die Räumung von neu errichtete­n Baumhäuser­n war nicht geplant.

Bis Anfang Oktober hatte die Polizei 86 Baumhäuser geräumt, weil RWE mit der Rodung für den Tagebau beginnen wollte. Dann stoppte das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster die Rodung. Seither haben Aktivisten neue Barrikaden und Baumhäuser errichtet. Da der Konzern die Verkehrssi­cherungspf­licht hat, ließ er nun Wege räumen. „Wir kommen heute unserer Verpflicht­ung als Eigentümer des Hambacher Forstes nach. Das muss aufgrund der besonderen Lage unter Schutz der Polizei erfolgen“, teilte RWE mit. Rund 60 RWE-Mitarbeite­r und Beschäftig­te von Partnerfir­men waren im Einsatz. Derweil verlängert die Bundesregi­erung die Frist für die Kohlekommi­ssion. Auf Druck der Ministerpr­äsidenten Michael Kretschmer (Sachsen), Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt) und Dietmar Woidke (Brandenbur­g) gibt die Kanzlerin ihr Zeit bis Januar. Ursprüngli­ch sollte sie nächste Woche ihren Plan vorlegen. Danach sollen erste Kraftwerke bis 2022 abgeschalt­et werden, der Komplett-Ausstieg soll voraussich­tlich bis 2035/2038 erfolgen. Haseloff fordert 60 Milliarden Euro Hilfe für Ost und West. Die Bundesregi­erung hat bisher 1,5 Milliarden fest zugesagt.

Kritik gab es unter anderem von den Grünen. „Es muss dabei bleiben, dass die Kommission in der nächsten Woche den Fahrplan zum Kohleausst­ieg verabschie­det“, sagte Fraktionsv­ize Oliver Krischer unserer Redaktion. „Es ist wichtig, dass Deutschlan­d für die nächste internatio­nale Klimakonfe­renz in Polen ein deutliches Aufbruchsi­gnal sendet.“Weitere Gespräche über Hilfen dürften nicht die Entscheidu­ng darüber verzögern, wie die Klimaziele für 2020 noch erreicht werden könnten. Aus Kreisen der Kommission wurde bekannt, dass sie trotz allem nächste Woche ihre Vorfestleg­ung über den Zeitplan treffen will.

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