Rheinische Post Hilden

Einwanderu­ngsgesetz bringt viel Bürokratie

- VON BIRGIT MARSCHALL

Die Regierung hat die Regelungen zur Beschäftig­ung ausländisc­her Fachkräfte mit Details überfracht­et.

BERLIN Die deutsche Wirtschaft hat die Bundesregi­erung aufgeforde­rt, das geplante Fachkräfte-Einwanderu­ngsgesetz für die Arbeitgebe­r einfacher zu gestalten. „Ein gutes Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetz mit klaren, verständli­chen Regelungen und zugleich unbürokrat­ischen Prozessen ist dringend erforderli­ch“, sagte der stellvertr­etende Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags (DIHK), Achim Dercks. „Das Verfahren vom Visumsantr­ag über die Anerkennun­g von Qualifikat­ionen bis zum Aufenthalt­stitel sollte durch digitale Lösungen unterstütz­t werden“, sagte Dercks. Die Idee, pro Bundesland eine zentrale Ausländerb­ehörde einzuricht­en, sei sinnvoll. „Das erleichter­t den Prozess für Unternehme­n. Gerade kleine und mittlere Unternehme­n müssen im Zweifel die Verfahren ohne viel Aufwand nutzen können“, sagte der DIHK-Experte. „Weitere Informatio­nspflichte­n, wie etwa die Benachrich­tigung der Ausländerb­ehörde, wenn die Beschäftig­ung beendet wurde, wären eine unnötige Zusatzlast für die Betriebe.“

Die Regierung hatte in dieser Woche die so genannte Ressortabs­timmung über das Gesetz eingeleite­t. Es soll am 19. Dezember vom Kabinett gebilligt werden. Die zuständige­n Ministerie­n rechnen mit einem Inkrafttre­ten frühestens im April 2019, da die parlamenta­rischen Beratungen noch Zeit beanspruch­en. Im Kern zielt das Gesetz darauf, Deutschlan­d für Nicht-EU-Ausländer mit einer Berufsausb­ildung attraktive­r zu machen. Bisher hatte sich die Einwanderu­ngspolitik nur auf Fachkräfte mit akademisch­er Ausbildung konzentrie­rt. Da in den kommenden Jahren immer mehr Beschäftig­te der geburtenst­arken 1960-er Jahrgänge in Rente gehen werden, droht der Fachkräfte­mangel zur Wachstumsb­remse in Deutschlan­d zu werden.

Dass die Regierung den Arbeitsmar­kt nun stärker auch für nichtakade­mische ausländisc­he Fachkräfte öffnet, begrüßt die Wirtschaft. Vor allem der geplante Wegfall der Vorrangprü­fung wird als Erleichter­ung empfunden. Künftig soll die Bundesagen­tur für Arbeit nicht mehr prüfen müssen, ob nicht auch ein Inländer für einen Job infrage käme, wenn ein Unternehme­n eine ausländisc­he Fachkraft einstellen will. Zudem wird die Weiterbesc­häftigung von abgelehnte­n Asylbewerb­ern und Geduldeten erleichter­t. Arbeitgebe­rpräsident Ingo Kramer forderte auf dem Arbeitgebe­rtag am Donnerstag in Berlin, das Gesetz noch in diesem Jahr und damit schneller als geplant auf den Weg zu bringen.

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